Karneval auf Islay und ein Whisky mit Rum-Finish
Die Marketingabteilung von Ardbeg hat mal wieder eine hübsche Geschichte um die neue Abfüllung gestrickt: “Packt die Rumba-Rasseln aus!”, heißt es in Pressemitteilung zum Ardbeg Drum. Denn sowohl Whisky als auch der Ardbeg Day am 1. Juni 2019 werden unter dem Motto “Karibischer Karneval auf Islay” stehen. Das kann man gut finden oder auch ziemlich weit hergeholt – in jedem Fall sollte man es nicht allzu ernst nehmen.
Ardbeg-Fans sind ohnehin schon einiges von ihrer Marke gewohnt: So stand der Ardbeg Grooves letztes Jahr unter einem obskuren Flower-Power-Motto, der Hippie-Geist vergangener Tage sollte wiederbelebt werden. Hippies auf Islay? Nun gut…dagegen wirkt die Story des Ardbeg Drum schon fast gewöhnlich. Zumal mit dem Rum sogar eine für die Karibik wirklich typische Zutat ins Spiel kommt.
Auch das war nicht immer der Fall: So lagerte der Ardbeg Kelpie in Eichenholz-Fässern aus dem Süden Russlands, wurde aber dann nicht etwa mit Matrjoschkas auf dem Etikett, sondern doch mit einem mystischen Seeungeheuer (dem Kelpie) beworben. Die Verbindung zwischen Whisky und Motto – sie ist diesmal etwas klarer zu erkennen als in den Vorjahren.
Die Ardbeg Special Releases der letzten Jahre:
Warum gibt es so wenige Single Malts aus dem Rum-Fass?
Ich muss gestehen, dass ich Single Malts mit Rum-Finish wirklich sehr gerne mag. Der Balvenie Caribbean Cask ist einer meiner Lieblingswhiskys und ich kann ihn gar nicht häufig genug empfehlen (auch wenn mein Bruder Samuel jetzt wieder mit den Augen rollt). Auch den Glenfiddich 21 Jahre Rum Cask fand ich sehr gelungen und exzellent komponiert.
Auf der anderen Seite scheint es nicht ganz einfach zu sein, die eher süßen Noten der Rum-Fässer mit denen des Hausstils einer Destillerie zu verbinden. Anders lässt sich kaum erklären, warum es nur so wenige Single Malts gibt, die ein Finish in Ex-Rum-Casks erhalten. Denn Rumfässer gibt es sicher mehr als genug, wenn man sich anschaut, wie die Spirituose (allen Diskussionen um Zuckerzusatz zum Trotz) gerade boomt.
Das Marketing ist die eine Geschichte, der Whisky meist eine andere. Und so holen wir statt Rumba-Rasseln und Partyhut ganz einfach mal zwei Glencairns aus dem Schrank und gießen uns ein schönes Dram des Drum ein.

Unser Tasting des Ardbeg Drum (52 %)
Wie riecht er?
Wie eine Fanfare weht der Duft des Ardbeg Drum uns schon von weitem entgegen: Intensiver Rauch mischt sich mit Birnen, Bananenschalen und Kokos. Getreide und Tannennadeln. Dazu der Geruch eines gärenden Komposts in der Mittagssonne, irgendwie fruchtig aber auch gärig (die Kleingärtner unter euch kennen das). Erdig, torfig und mehr frech, als richtig rund. Hinter sich her zieht eine Fahne aus buntem Pfeffer und einer Spur Diesel. Bevor wir den Feinstaub messen können, hat sich der Ardbeg Drum aber schon aus dem Staub gemacht…ein Hauch New Make bleibt in der Luft zurück.
Wie schmeckt er?
Der Geschmack ist zum einen rauchig, würzig und süßlich, wie wir es von Ardbeg gewohnt sind. Zugleich aber breit und abgerundet. Eine Islay-Dampfwalze mit Federung und Sitzkomfort. Warmer Rauch und das Getriebeöl einer alten Dampflok, dazu verbrannte Palmblätter und eine Spur Ananassaft. Und dann, das ist interessant, eine markante Zimtnote. Kennt ihr noch diese Zimtkaugummis, die früher so beliebt waren? Wie ein würzig-staubiger Film legt die Note sich im Abgang auf unsere Zungen. Der kurze Abgang ist sehr trocken mit einer Spur edelsüßem Paprikagewürz und angekohltem Holz. Im Nachhall kommt die Rauchnote noch einmal wieder. Insgesamt wirkt der Ardbeg Drum nicht besonders alt, immer wieder scheinen die New-Make-Noten eines jungen Whiskys durch.
Wo kann ich den Ardbeg Drum kaufen?
Wir haben das Committee Release des Ardbeg Drum mit erhöhtem Alkoholgehalt von 52 % verkostet. Diese Ausgabe ist vorab für Mitglieder des Fanclubs von Ardbeg erhältlich und meist innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden ausverkauft. Seit Anfang Juni 2019 gibt es den Ardbeg Drum als reguläre Abfüllung mit 46 % im Fachhandel und bei Onlinehändlern wie Amazon:
Aktualisiert am 1.04.2023 um 12:12 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Wir haben eine Probe des Ardbeg Drum zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hatte keinen Einfluss auf unseren Test oder die Bewertung.