Sieht man vom Klassiker Ardbeg 10 Jahre einmal ab, tragen nur wenige Single Malts von Ardbeg ein Age Statement. Das hat einen Grund: In den 1980er Jahren liefen die Geschäfte bei Ardbeg gar nicht gut, die Destillerie war deshalb von 1981 bis 1989 sogar eingemottet. Und in den kommenden sieben Jahren wurde auch nur an zwei Monaten im Jahr produziert. Die Fässer aus diesen Jahrgängen fehlen nun.
Alte Ardbeg-Whiskys sind entsprechend selten und so gibt es anders als bei Caol Ila oder Bowmore keine reguläre Abfüllung mit zum Beispiel 18 Jahren. Der Traigh Bhan 19 Jahre ist die Ausnahme. Er kommt allerdings nur in kleinen Batches heraus, die entsprechend stark nachgefragt sind. Immer wieder ist der Whisky also vergriffen.

Was steckt drin, wo Ardbeg Traigh Bhan 19 Jahre draufsteht?
Traigh Bhan – das klingt Vietnamesisch, ist aber Gälisch. Es wird ‘Träi Wan’ ausgesprochen und bedeutet so viel wie „singender Sand“. Der Strand, der hier gemeint ist, befindet sich im Süden Islays. Sein feiner Sand soll beim Gehen unter den Füßen leise singen. Vermutlich umso schöner und deutlicher, je mehr Drams man vorher hatte…
Die starken Torfnoten der Ardbeg Single Malts kommen nicht von ungefähr: Die Gerste wird mit 50 bis 65 ppm auch für Islay-Verhältnisse recht stark getorft. Nur Octomore hat noch mehr Peat im Gepäck.
Gebrannt wurde der Ardbeg Traigh Bhan wie alle Whiskys der Destillerei in nur zwei kupfernen Brennblasen. Ihre Besonderheit ist ein Purifier an der Spirit Still. Er soll dafür sorgen, dass schwerere Komponenten des Malts zurückfließen und fruchtige Aromen im Whisky unterstützt werden.
Der Ardbeg Traigh Bhan 19 Jahre reifte anschließend in einer Mischung aus amerikanischen Ex-Bourbon-Barrels und spanischen Oloroso-Sherry-Casks.
Abgefüllt wird der Islay-Malt mit etwas höheren 46,2 % Alkohol in naturbelassener Qualität – er wird also nicht gefiltert oder mit Farbstoff nachgetönt. Im Tasting werden wir gleich herausfinden, ob wir zu Träiwanesen werden!

Unser Tasting des Ardbeg Traigh Bhan 19 Jahre
Wie riecht er?
Der Duft des Ardbeg Traigh Bhan ist geprägt von süßen und torfigen Noten. Tropische Früchte wie Melone, Ananas und Pfirsich treffen auf Curry mit Sahne und einer Prise Meersalz. Im Mittelteil ist etwas Heu zu erkennen. Es folgen Holzrauch und eine kohlige Note, die an ein Lagerfeuer erinnert. Auch der Duft einer südestnischen Rauchsauna kommt uns in den Sinn. Hinten ist der Malt dezent würzig und trocken vom Eichenholz.
Wie schmeckt er?
Im ersten Moment überrascht das weiche Mundgefühl des Ardbeg Traigh Bhan. Darauf breitet er seine torfigen, dezent süßen, aber auch ernsten Aromen aus. Wir denken an krossen Toast Hawaii mit Ananas und leicht verbranntem Paprikapulver. Dazu geröstete Limettenschale. Es folgt ein langes Finish mit schwarzem Lapsang Souchong-Tee, sowie herben Aromen von dunklem, würzigen Eichenholz und üppigen Torfrauch-Kaskaden. Der torfige Geschmack bleibt noch lange im Mund zurück.
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Aktualisiert am 9.12.2023 um 21:52 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
1 Kommentar
“Duft einer südestnischen Rauchsauna”, großartige Assoziation! Habe ich in Zusammenhang mit Whisky wirklich noch nie lesen dürfen. Daumen hoch für den Schmunzler, den ihr mir hier ins Gesicht gezaubert habt wie auch für eure Kreativität!