(Titelfoto: Ben Riach Distillery von Martyn Jenkins unter der Lizenz CC BY-NC-SA 2.0)
Der Benriach 17 Solstice ist ein Vokuhila-Whisky: Vorne kurz, hinten lang. Oder anders gesagt: Das Beste kommt bei diesem Malt zum Schluss. Auf unserer Speyside-Reise sind wir 2014 an Benriach praktisch vorbeigefahren. Wir waren sogar in Elgin, allerdings bei Glen Moray. Ich weiĂ nicht ob man in diesem Fall schon von einem blinden Fleck sprechen kann, jedenfalls verkosten wir heute unseren ersten Whisky von Benriach.
Benriach will raus aus der zweiten Reihe
Die Benriach-Destillerie galt lange Zeit eher als Name aus der zweiten Reihe. Ich nenne es das klassische Speyside-PhĂ€nomen: Wer nicht wirklich etwas AuĂergewöhnliches versucht (Balvenie) oder ĂŒber die GröĂe punktet (Glenfiddich, Macallan), der wird bei rund 60 aktiven Destillerien leicht ĂŒbersehen. Doch seit einiger Zeit versucht Benriach sich mit neuen AbfĂŒllungen hervorzutun. Es gibt eine Reihe mit speziellen Finishes (von Pedro Ximenez ĂŒber Madeira und Sauternes bis zu dunklem Rum), diverse Age-Statements (12, 16, 20, 25, 30, 40 Jahre) und die Peated-Serie. Letzterer wĂŒrden wir auch den Benriach 17 Solstice zuordnen, ziert doch sogar ein “heavily peated” den Karton – auf der Webseite lĂ€uft der Whisky aber unter “Super Premium and Limited Releases”. Da soll mal einer durchblicken…
Die Fakten zum Benriach Solstice 17 Second Edition
Angenehm offen ist Benriach bei den Fakten: Die hier vorgestellte zweite Edition des Benriach Solstice war demnach zwei Jahre lĂ€nger im Fass als der 15-jĂ€hrige VorgĂ€nger. Destilliert aus stark getorfter gemĂ€lzter Gerste kommt der New Spirit zunĂ€chst in Bourbon-FĂ€sser, bevor er final noch mal an Tawny Port-FĂ€ssern schnuppern darf. Uns erwartet also eine hoffentlich spannungsreiche Mischung aus Torf und Port. Das alles in einer AbfĂŒllung mit starken 50 Prozent Alkohol.
Unser Whisky-Test
Vielversprechend funkelt der Benriach Solstice (das bedeutet ĂŒbrigens ‘Sonnenwende’) im Glas: Ein rötlicher Farbton, der an Kupfer erinnert. Wirklich eine ungewöhnliche Farbe fĂŒr einen Whisky und vermutlich eine Folge der Portweinfasslagerung.
Wie riecht er?
Ein dunkler Geruch, feuchter Torf und Moorboden. Ein Herbstspaziergang bei DĂ€mmerung. Wir riechen Kalk und reife Zwetschgen. Dazu wĂŒrzige und dezent nussige Noten von Zimt und Walnuss. Ein Pflaumenkuchen mit Zimt. Unterlegt von Rauch. Verbrennt da jemand Laub oder hat die Heizperiode schon begonnen? Insgesamt ein warmer, gemĂŒtlicher Geruch.
Wie schmeckt er?
Erster Eindruck: Dieser Whisky schmeckt nach Port. SĂŒĂ-sĂ€uerlich und zugleich trocken. Anders als wir vom Geruch her erwartet hĂ€tten, gibt es keine FrĂŒchte. Auch sonst wirkt er schmaler und kĂŒrzer. Viel Magie passiert bisher nicht auf der Zunge. Die eigentlich Show fĂ€ngt fĂŒr den Benriach Solstice an, wenn er die BĂŒhne namens Mund schon verlassen hat: Ein intensiver Geschmack nach verbranntem Holz, Grillkohle und Asche bleibt zurĂŒck. Dazu Holz, sehr viel Holz. Der Whisky bleibt lange im Mund zurĂŒck, sogar etwas Baumrinde ist zu schmecken. Auf Dauer wirkt diese Vokuhila-Kombination etwas streng. Wieso passiert da im Mittelteil nicht mehr? Fast entsteht der Eindruck, dass Port und Torf die anderen Aromen des Single Malts ĂŒberdecken. Und die 17 Jahre hĂ€tten wir bei einer Blindverkostung wohl auch nicht erkannt, dazu drĂ€ngen sich Rauch und Port zu sehr in den Vordergrund.
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Letzte Aktualisierung am 26.01.2021 um 09:16 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
2 Kommentare
Stimme Donrickone vollstĂ€ndig zu. Der Solstice ist einer jener handwerklich richtig gemachten Whiskies ohne den Blick auf das schnelle Geld,wie wir ihn von ordentlichen Brennereien wie z.B. Glenfarclas gewohnt sind: Schwer, tief, alt, gleichzeitig frisch. Ein wenig wie Ritter Sport Trauben Nuss mit Rum, wenn es ein Vergleich sein soll, aber eigentlich eher unvergleichlich. Das einzige, was die Sache noch besser machen könnte – aber das ist jetzt sehr persönlic!h – wĂ€re noch etwas mehr Rauch, denn der wird bei der ‘Geschmacksexplosion’ und dann nach dem zweiten und dritten Schluck sowieso etwas ausgeblendet. Aber das ist bei allen rauchigen Whiskies mehr oder weniger so, vor allem bei Nachreifungen.
Zu teuer? Liebe Leute, der Solstice ist billiger als das NAS Produkt Lore von Laphroaig! Nicht dass der schlecht wĂ€re, aber fĂŒr einen jungen Designer-Whisky extrem ĂŒberteuert. Nur so als Beispiel.
Habe selten eine unzutreffendere Whisky Review gelesen.
Vergleicht man euren Bericht mit denen von zahlreichen “Whiskytestern” z.B.auf Youtube findet man durchweg contrĂ€re Meinungen. Mir persönlich bietet dieses Masterpiece eine Explosion an verschiedenen GeschmĂ€ckern .Leider ist der Preis aufgrund der grossen Nachfrage gestiegen.