Die wachsende Bekanntheit unseres Malt Whisky-Magazins bringt es mit sich, dass Brennereien immer öfter auf die Idee kommen, uns eine Kostprobe ihrer neuesten Abfüllung zuzuschicken. Darunter sind obskure Kräuterliköre vom Balkan oder aus Bayern und natürlich auch der eine oder andere leckere schottische Single Malt. Wir freuen uns immer über derartige Samples – und ein bisschen mehr noch darüber, wenn wir nach dem Auspacken nicht irgendeinen seltsamen ungereiften Kornbrand in den Händen halten, sondern einen gereiften Whisky vom Schlage eines Benromach 35 Jahre. Der ist kein kleiner Malt mehr, er ist schon vom Alter her ein richtiger Wolkenkratzer-Whisky.
Der rare Benromach 35 Jahre reifte in First-Fill-Sherryfässern
35 Jahre, das ist nicht nur im wahren Leben eine halbe Ewigkeit. Im Fall des Benromach bedeutet es auch, dass der Whisky kurz nach der Abfüllung ins First Fill Sherry-Fass die Schließung der Destillerie verkraften musste.
Im Jahr 1980 destilliert, gingen 1983 bei Benromach die Lichter aus: “Mothballed” – eingemottet, wie die Schotten diesen Zustand liebevoll nennen. Erst zehn Jahre später kam mit Gordon and MacPhail ein neuer Eigentümer an Bord. Für unseren Whisky änderte sich erst mal nichts. Sommer und Winter kamen, er lag in seinem Lagerhaus im Fass. Jedes Jahr verschwand etwas von dem Whisky, die Angel’s holten sich ihren Share.

Ein guter Whisky braucht einen langen Atem
Wer einen richtig guten Whisky herausbringen möchte, braucht einen langen Atem. Er darf sich nicht von kurzfristigen Trends und der verlockenden Möglichkeit zum schnellen Geld verleiten lassen, seine Fässer zu früh abzufüllen. Er muss ein gutes Cask auch einfach einmal liegen lassen. Bis 35 Jahre rum sind und feststeht: Dieser Malt ist reif für den Genuss.

Der Benromach 35 Jahre ist einer der ältesten Whiskys der Brennerei
Der Benromach 35 Jahre gehört zu den ältesten Single Malts der Destillerie, die jeweils als limitierte Edition abgefüllt werden und nur verfügbar sind, solange der begrenzte Vorrat es hergibt. Die Whiskys heben sich im Alter deutlich von den jüngeren Abfüllungen wie Benromach 10 Jahre oder Benromach 15 Jahre ab. Es fällt auf: Aufgrund der Einmottung der Destillerie fehlen heute mittelalte Single Malts mit 18 Jahren oder 25 Jahren. Erst in einigen Jahren wird sich dies vermutlich ändern. Nun aber freuen wir uns auf das Nosing und die Verkostung des Benromach 35 Jahre.
Unser Tasting des Benromach 35 Jahre
Wie riecht er?
Der volle Duft von frisch gebackenem Apple Crumble mit Vanillesauce. Wie Honig und dennoch keineswegs klebrig, eher eine reife und würzige Süße wie von Orangenmarmelade. Dazu Pralinen mit dunkler Schokolade, überhaupt Kakao. An Früchten riechen wir neben Äpfeln vor allem rote Beeren wie Brombeeren oder Johannisbeeren. Auch dunkle Sherrynoten sind dezent wahrzunehmen. Hinten ist das Holz vielschichtig aufgestapelt, man kann das hohe Alter förmlich riechen. Lässt man den Benromach 35 etwas atmen wird er leicht mineralisch, kitzelt mit frischer Minze unsere Tester-Nasen.
Wie schmeckt er?
Die reichhaltigen Frucht-Fanfaren sind hier zurückgenommen, ja leiser gedreht. Stattdessen fährt der Benromach 35 viel Holz auf. Von der Zigarrenkiste über lackiertes Holz bis zum Obstgehölz reichen dabei die vielschichtigen Holznoten. Die Süße ist wie schon im Nosing sehr ausgewogen, erinnert an Honig und hausgemachten Schokopudding. Ein sahniges, cremiges Mundgefühl ergänzt den Eindruck eines reifen Dessert-Whiskys.
Dabei reagiert er ständig mit der Luft und ändert alle paar Minuten seinen Geschmack: So überwiegen im ersten Moment die mineralischen Noten, ist der Benromach fast kieselig, dann wieder prägen herbe Limettenschale und Zigarrenrauch das Bild, dann wieder sind es die schon erwähnten würzig-süßen Dessertnoten, die den Ton angeben.
Aktualisiert am 9.12.2023 um 22:23 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API