Bier lässt sich ganz grundsätzlich in zwei Kategorien einordnen, welche sich aus der verwendeten Methode beim Brauen ableiten. So gibt es einerseits untergärig gebraute Biere und andererseits obergärig gebraute Biere.
Bei der obergärigen Brauweise handelt es sich um die althergebrachte Technik zum Brauen von Bier, welche erst später von den untergärig gebrauten Bieren abgelöst wurde. Dies trat ein, als die ersten Kühlmaschinen entwickelt wurden. Dennoch werden auch heute noch viele Biere obergärig gebraut. Beim obergärigen Brauen ist die Umgebungstemperatur relativ warm. Die Hefe schwimmt oben auf der Maische auf, woher auch der Name dieser Braumethode stammt.
Untergärige Biere konnten früher überwiegend nur in der kühlen Jahreszeit gebraut werden, da es noch keine Möglichkeit zur künstlichen Kühlung gab. Bei der untergärigen Brauweise wird die Maische kühl vergoren, so dass sich die Hefe unten im Braukessel sammelt. Darüber hinaus unterscheiden sich die wichtigsten Bier-Sorten durch die verwendeten Rohstoffe (z, B. Getreidesorten, Hopfen). Aber auch die Stärke der Röstung des Malzes, die Stammwürze und der weitere Herstellungsprozess wirken sich auf den Geschmack des Bieres aus.
Übrigens: Für Freunde von guten Bieren lohnen sich in der Vorweihnachtszeit Bier-Adventskalender, die zahlreiche unterschiedliche Sorten zur Verkostung enthalten.

Untergärige Bier-Sorten
Pils
Pils oder Bier nach Pilsener Brauart ist in Deutschland mit Abstand das am meisten gebraute Bier. Die Biersorte wurde im 19. Jahrhundert im tschechischen Pilsen durch den bayerischen Braumeister Josef Groll entwickelt und basiert auf der Bayerischen Brauart. Pilsener Biere werden untergärig, also kühl gebraut und weisen stets eine helle Farbe auf. Pilsener Biere sind im Geschmack typischerweise feinherb mit markanterem Hopfenaroma. Dies unterscheidet sie vom weniger stark hehopften Lager.
Helles Lager
Das Helle ist eng mit dem Bier Pilsener Brauart verwandt und wird ebenfalls untergärig gebraut. Der wichtigste Unterschied zwischen Pils und Hellem ist der Grad der Hopfung. Helles wird weniger stark gehopft und ist daher im Geschmack weniger Bitter und vollmundiger als Pils. Die Biersorte Helles wird insbesondere in Bayern gebraut und ist dort besonders beliebt. Geläufig sind auch die Bezeichnungen Bayrisch Hell oder Münchner Helles.
Dunkles / Dunkelbier
Im Gegensatz zum Hellen weist ein Dunkles eine mehr oder weniger schwarze Färbung auf. Die Farbe des Bieres hängt vom Malz ab. Das Malz gibt seine Farbe an das Bier ab, so dass ein helleres oder dunkleres Bier entsteht. Die Farbe des Malzes wiederum wird vom Darren (Trocknen) zum Abschluss des Mälzens des Getreides erzeugt. Stark getrocknete und geröstete Malze sind dunkler als nur schwach oder nicht geröstete Malze. Dennoch gibt es beim Dunkelbier auch starke Unterschiede bei der Farbigkeit.
Die Farbe eines Bieres wird übrigens im Wert EBC gemessen und die unterschiedlichen Bier-Sorten sind nach typischen Farbgraden eingeteilt. So hat ein typisches Pilsener einen EBC-Wert von ca. 4. Dunkelbier und Märzen liegen bei einem EBC von über 30, während ein Stout sogar bei einem Wert von über 50 liegt.
Dunkles ist in Deutschland meistens ein untergärig gebrautes Bier mit einem Alkoholgehalt zwischen 4,5 und 6 Prozent. Aufgrund seiner Vielfalt ist es überregional in unterschiedlichen Stilen verbreitet. Aufgrund des verwendeten Malzes schmeckt Dunkles häufig röstig mit markanten Malznoten.
Exportbier
Wie der Name es vermuten lässt wurden Exportbiere ursprünglich für den Verkauf außerhalb der Stadtgrenzen gebraut. Die Biere mussten dafür teilweise einen mehr oder weniger weiten Weg transportiert werden. Die früheren obergärigen Biere waren die dominante Bier-Variante, jedoch auch schneller verderblich als untergärige Biere.
Das untergärig gebraute Exportbier war hier also im Vorteil. Um die Haltbarkeit weiter zu erhöhen werden Exportbiere stärker eingebraut, sie weisen einen höheren Alkoholgehalt auf. Der ursprüngliche Gedanke war, dass das Bier am Zielort dann auch wieder verdünnt werden konnte. Die kräftigen Exportbiere erfreuten sich schon bald auch lokal einer großen Beliebtheit, wurden dann jedoch von den etwas leichteren und hopfigeren Pilsener Bieren abgelöst. Bekannte regionale Exportbiere sind Dortmunder Export und Münchener Export, welches jeweils für einen besonderen Bierstil stehen.
Märzen
Wie der Name schon vermuten lässt, wurde das Märzen ursprünglich im März gebraut. In der bayerischen Brauordnung war festgelegt, dass nur zwischen dem 29. September und dem 23. April Bier gebraut werden durfte. Bier war in der damaligen Zeit nicht ohne weiteres lange haltbar. Da man aber nicht ohne Bier dastehen wollte braute man das länger haltbare Märzen.
Das Märzen wird typischerweise mit stärkerem Gehalt an Stammwürze gebraut, erhält einen höheren Alkoholgehalt und wird etwas stärker gehopft. Traditionell wird es in tiefen Felsenkellern bei kühlen Temperaturen gelagert und wurde früher während dieser Zeit auch zusätzlich mit Eisblöcken gekühlt. Aufgrund seiner langen Haltbarkeit ist das Märzen auch das traditionelle Bier beim Münchener Oktoberfest.
Festbier
Festbiere werden traditionell zu besonderen Anlässen gebraut. Für diese Biersorte lassen sich keine genauen Vorgaben festlegen, da diese regional unterschiedlich sind. Häufig wird das Festbier auch zu den Spezialbieren gezählt, die zum Beispiel besondere Rohstoffe oder Techniken in der Herstellung verwenden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das speziell für das Oktoberfest gebraute Oktoberfestbier, welches traditionell ein Märzen ist.

Obergärige Bier-Sorten
Altbier
Die vor allem am Niederrhein und in Westfalen verbreiteten obergärig gebrauten Altbiere erhielten ihre Bezeichnung als die (neuen) untergärigen Biere immer beliebter wurden. Als Alt wurden Biere bezeichnet, die in der traditionellen (alten) obergärig gebrauten Technik hergestellt wurden. Traditionell sind Altbiere eher dunkel, da beim Brauen geröstete Malze verwendet werden. Unterschiedliche Sorten mit eigener Tradition sind Düsseldorfer und Westfälisches Altbier.
Hefeweizen
Hefeweizen ist eine Biersorte, welche mit einem hohem Anteil an Weizen in der Maische hergestellt. Die meisten Hefeweizen werden obergärig gebraut, sind weniger stark gehopft und damit weniger bitter als die meisten anderen Biersorten. Wem ein Pilsener zu bitter ist, der greift daher meistens lieber zu einem Hefeweizen. Das Hefeweizen ist eine Biersorte, welche teilweise in der Flasche nachvergoren wird. Dies kann jedoch auch vor der Abfüllung in großen Tanks geschehen. Hefeweizen werden typischerweise in speziellen schlanken Weißbier-Gläsern serviert, welche dafür sorgen, dass die Kohlensäure nicht zu schnell entweicht. Hefeweizen bzw. Weißbier schmeckt milder als viele andere Bier. Der Geschmack ist meist vom Weizen geprägt, typisch ist auch eine “bananige” Note.
Pale Ale und India Pale Ale
Pale Ale ist eine Biersorte, welche ursprünglich aus England stammt. Pale bedeutet übersetzt “blass” und so sind auch die Biere typischerweise eher hell. Für die Herstellung von Pale Ale werden helle Malze verwendet. Dies wurde historisch durch die Verwendung von Kohlenfeuern für das Darren des Malzes erreicht. Dies färbte das Malz weniger stark ein. Pale Ales werden obergärig bei etwa 15 bis 20 Grad vergoren. Die Biersorte ist in Großbritannien weit verbreitet, wird jedoch auch international von einigen Brauereien hergestellt.
Nah verwandt mit dem Pale Ale ist das India Pale Ale (IPA). Die IPAs waren für die Verschiffung in die englischen Kolonien (z. B. Indien) vorgesehen. Damit die Biere die weite Überfahrt gut überstanden wurde diese Biersorte stärker gehopft und mit einem höheren Alkoholgehalt gebraut. Das India Pale Ale ist also bis zu einem gewissen Punkt vergleichbar mit einem Exportbier. IPA-Biere sind jedoch üblicherweise noch deutlich stärker hopfenbetont, wobei heutzutage auch besondere Hopfensorten mit bitteren und fruchtigen Aromen verwendet werden.
Stout und Imperial Stout
Eines der bekanntesten Stout-Biere ist Guinness, welches wahrscheinlich eines der am weitesten verbreiteten Biere weltweit ist. Das Stout ist ein besonders dunkles und kräftiges Schwarzbier, welches meist auch eine leicht cremige Konsistenz aufweist. Die dunkle Farbe stammt von der Verwendung stark gerösteter Malze.
Imperial Stout ist eine Variante des Stout mit besonders hohem Alkoholgehalt, der häufig zwischen 8 und 10 Prozent liegt. Teilweise werden bei der Herstellung Wein- statt Bierhefen verwendet, da letztere zu früh absterben würden. Entwickelt wurde das Imperial Stout ursprünglich in England als Geschenk für die russische Zarin Katharina die Große. Das Imperial Stout oder Russian Imperial Stout erfreute sich anschließend schon bald großer Beliebtheit, ist heute jedoch eher selten. Ein weiterer Verwandter des Imperial Stout ist das Porter oder auch Baltic Porter.

Weitere Bier-Sorten
Bockbier
Das Bockbier zählt zu den Starkbieren, welche einen Alkoholgehalt von 6,5 % und mehr aufweisen. Bockbier kann untergärig und obergärig gebraut werden. Typischerweise ist Bockbier von dunkler Farbe, welches an der Verwendung von dunklen Braumalzen liegt, es gibt jedoch auch Helles Bockbier, welches dann auch als Maibock bezeichnet wird. Bockbiere sind meistens voll und malzig im Geschmack und weisen bei dunklen Böcken darüber hinaus auch markante Röstaromen auf.
Rauchbier
Rauchbier ist eine spezielle Biersorte, welche ursprünglich relativ häufig war. Dies hatte ganz natürliche Gründe. Für die Herstellung von Bier muss das Malz getrocknet werden. Normalerweise kann hierfür ganz einfach die Wärme der Sonne verwendet werden. Wenn dies jedoch nicht möglich ist, muss Wärme aus einer anderen Quelle verwendet werden. Früher wurden daher häufig Holzfeuer für das Trocknen des Malzes verwendet. Hierdurch erhielt das Malz und das Bier jedoch auch den charakteristischen rauchigen Geschmack des Feuers.
Mit dem Aufkommen von anderen Brennstoffen sowie speziell konzipierten Heizungen für die Trockung des Malzes wurden auch die Rauchbiere seltener. Zum Glück verschwand das Rauchbier in Deutschland jedoch nicht ganz. In Bamberg werden Rauchbiere noch von den Brauereien Spezial und Schlenkerla hergestellt.
Rotbier
Rotbiere gehören ursprünglich zu den regional verbreiteten Biersorten. Bekannte Sorten sind das Nürnberger Rotbier und das belgische Rotbier. Aber auch Sorten wie das irische Red Ale gehören zu den Rotbieren. Die charakteristische rötliche Färbung entsteht durch die Verwendung von gerösteten Malzen, einer Mischung von obergärigen Hefen und Milchsäurebakterien sowie der Reifung des Bieres in Eichenholzfässern. Rotbiere weisen typischerweise einen fruchtigen leicht säuerlichen Geschmack auf.
Trappistenbier
Das Leben der Trappisten-Mönche besteht aus Beten, Lesen und Arbeiten (wozu auch Bier brauen zählt). Viele Klöster sind seit langer Zeit besonders für ihre hervorragenden Biere bekannt. Hierzu zählen auch die Trappisten-Klöster und das bekannte Trappistenbier, welches ausschließlich in den Klöstern oder der näheren Umgebung gebraut werden darf. Typischerweise ist der Alkoholgehalt von Trappistenbieren sehr hoch und kann auch bei über 10 % liegen. Die größte Verbreitung an Trappistenbieren liegt in Belgien und den Niederlanden. Bekannte und große Marken sind Chimay und La Trappe.
Zwickel oder Kellerbier
Das Zwickel bezeichnete ursprünglich ein Bier, welches direkt in der brauenden Gastwirtschaft ausgeschenkt wurde. Es kam praktisch direkt aus dem Bierkeller auf den Tisch. Aus diesem Grund handelt es sich beim Zwickel oder Kellerbier um ein unbehandeltes Bier. Es ist nicht filtriert, naturtrüb und enthält die biertypischen Schwebstoffe. Mittlerweile wird Zwickel und Kellerbier auch gezielt produziert. Diese Biersorte ist typischerweise untergärig gebraut, seltener sind obergärig gebraute Kellerbiere.
4 Kommentare
Hallo Samuel,
vielen Dank für diese interessante Zusammenfassung!
Du hast die verschiedenen Möglichkeiten des Bierbrauens sehr gut erklärt. Vieles ist wirklich simpel und logisch vom Prozess abgeleitet (z.B obergärig oder Zwickel).
Ich trinke gern Bier, habe schon einige Brauereibesichtigungen gemacht und auch schon mal einen Braukurs absolviert. Durch deinen Artikel erschließen sich einige Themen und Unterschiede werden verständlich!
Vielen Dank und beste Grüße!
Ist Guiness Ober oder Untergärig? Darf man es mit histamin Intolleranz trinken?
Gruß Susanne Buch
Hallo Susanne,
Guinness ist ein Stout und daher ein obergäriges Bier. Soweit ich es verstehe weisen obergärige Biere mehr Histamin auf.
Viele Grüße
Samuel
Hi, sehr schöner Artikel über mein Lieblings-Partygetränk (besonders jetzt im Sommer, wo es heiß wird) 🙂
Danke für alle die Infos und die gute Übersicht.
Bis bald 😉