Wenn im Schach 0-0 beziehungsweise 0-0-0 als Zug notiert wird, ist dies das Zeichen für eine kleine oder große Rochade. Nicht ohne Grund gilt die Rochade als der komplexeste Zug im Schach. Denn mit nur einem Zug kann sowohl der König in Sicherheit, als auch der Turm in aussichtsreiche Position gebracht werden. Auch beim Bowmore 26 Jahre aus der Vintner’s Trilogy erfolgt im Warehouse praktisch eine Rochade. Nach 13 Jahren Lagerung in Ex-Bourbonfässern verbringt dieser exklusive Whisky aus den legendären No. 1 Vaults weitere 13 Jahre in ehemaligen Wein-Barriques. Kann der Bowmore 26 Jahre auch geschmacklich überzeugen?

Schach und Whisky haben erstaunliche Parallelen
Doch auch jenseits der Reifejahre weisen der Genuss von Whisky und das jahrtausendealte Schachspiel eine Vielzahl von Parallelen auf. Zeit und Ruhe verbinden die beiden Hobbies. Whisky und Schach dienen in unserer hektischen Welt als Anker und ermöglichen zum einen Momente der inneren Einkehr, sorgen andererseits aus sich heraus aber auch wieder für Gesprächsstoff. Wer einmal mit einem guten Freund über die Geschmacksnoten eines edlen Single Malts diskutiert hat, weiß wovon ich spreche. Whisky und Schach genießt bzw. spielt sich am besten zu Zweit.
Und natürlich kommt es in beiden Disziplinen – dem Whiskyverkosten und dem Schachspielen – auf etwas weiteres an: Konzentration. Wer nicht aufmerksam ist, verliert im Schach schnell viele Figuren und beim Whiskygenuss schnell den Überblick über die Aromen.
Schach steht wie Whisky aber auch für eigenwillige Charaktere wie den jungen Schachweltmeister Magnus Carlsen, der ein fotografisches Gedächtnis besitzt, schon mal mit verbundenen Augen spielt und einen in einer Werbung für seine Schach-App frech fragt: “Are you ready to play Magnus?” An Selbstbewusstsein mangelt es ihm schon mal nicht. Zugleich gilt Carlsen aber auch als verschlossen und medienscheu. Letzteres kann man von Whisky-Großmeister Jim Murray hingegen nicht gerade behaupten. Pünktlich jedes Jahr im Herbst zaubert Murray irgendeinen obskuren Whisky einer unbekannten Brennerei aus dem Ärmel und kürt ihn im gleichen Atemzug zum “besten Whisky der Welt”. Ein lebhaftes Presseecho ist ihm für diese Chuzpe ebenso wie Carlsen für sein Auftreten gewiss. In diesem Sinne: Das Brett steht, die Figuren sind an ihrem Platz. Jetzt fehlt nur noch das passende Dram dazu.

The Vintner’s Trilogy: Drei alte Bowmore Single Malts aus dem Sherry- oder Weinfass
Die Vintner’s Trilogy von Bowmore besteht aus einer 18-Jährigen, einer 26-Jährigen und einer 27-Jährigen Abfüllung. Die besonderen Abfüllungen aus den No. 1 Vaults von Bowmore werden zunächst für 13 Jahre in Ex-Bourbonfässern gelagert.
Erst dann trennt sich die Laufbahn der drei Vintner’s-Whiskys:
- Der Bowmore 18 Jahre reift für weitere fünf Jahre in Manzanilla-Sherryfässern
- Der Bowmore 26 Jahre verbringt weitere 13 Jahre in ehemaligen Weinfässern
- Der Bowmore 27 Jahre schnuppert weitere 14 Jahre an Ex-Portweinfässern
Für unser heutiges Tasting haben wir ein Sample des Bowmore 26 Jahre erhalten. Es wird spannend sein zu sehen, wie die stattliche Zeit im Weinfass den Malt verändert hat und ob sich der kräftig-rauchige Charakter von Bowmore auch in dieser alten Abfüllung durchsetzen kann.

Bowmore 26 Jahre Vintner’s Trilogy verkostet
Wie riecht er?
Zunächst beeindruckt uns der Bowmore 26 Jahre mit sehr reifen, tiefen und dunklen Noten. Der Whisky wirkt trocken mit intensiven Geruch nach alten Fässern und Holz. Auch die 13 Jahre in Weinfässern haben Spuren hinterlassen, so erinnern uns die Noten von Schwarzkirschen, dunkler Schokolade, Tanninen und Gerbstoffen an einen dunklen schweren Rotwein. Darüber hinaus bleibt der Geruch von Tannennadeln, Erde, feuchtem Rindenmulch und Holzdielen wie in einem alten Haus in unserer Erinnerung. Auch etwas Rauch weist der 26-jährige Malt auf – allerdings wirken die jüngeren Bowmores im Vergleich deutlich rauchiger und torfiger. Definitiv ein sehr vielschichtiger Single Malt-Whisky.
Wie schmeckt er?

Mit 48,7 % hat Bowmore hier schon mal den “Bass aufgedreht” und so wirkt der 26-Jährige geschmacklich recht dunkel und herb. Der wuchtige Geschmack liegt wie ein kräftiger Bordeauxwein eher schwer auf die Zunge. Gleichzeitig präsentiert dieser Malt richtig viel Holz, welches salzig, trocken und mit einer gewissen Schärfe – die für holzbetonte Whiskys nicht ungewöhnlich ist – sehr lange auf der Zunge zurückbleibt. Mit seiner Wucht und Schwere kann man sich diesen Whisky gut zu einem Wildgericht wie Hirschgulasch oder Wildschweinbraten vorstellen. Fruchtige Noten suchen wir in diesem Whisky vergebens. Vielmehr schmecken wir kross gebackenes Krustenbrot, Tannennadeln, dunkle Herrenschokolade sowie eine würzige und kräftige Rotweinnote in diesem maskulinen und ernsten Whisky.
Diese 5 Noten prägen den Whisky besonders: Dunkles Eichenholz, Salz, Kakao/Schokolade, Erdig, trocken
Fazit: Ein exquisiter älterer Bowmore, der starke Aromen aus den Weinfässern mitgebracht hat und diese nun markant ausspielt. Ein ungewöhnlicher und zugleich faszinierender Whisky für besondere Momente!