Wer an Bunnahabhain denkt, der hat heutzutage meistens die ungetorften und sherry-geprägten Klassiker wie den Bunnahabhain 12 Jahre oder den Bunnahabhain 18 Jahre im Kopf. Vielleicht auch den exklusiven Bunnahabhain 25 Jahre. Mit diesem nicht-rauchigen Stil war Bunnahabhain auf Islay lange Zeit ein Exot, die ungetorften Whiskys sind zu Klassikern avanciert.
Tatsächlich hat die Destillerie in Sachen Torf aber eine kleine Schlingerfahrt hinter sich: Bis zum Jahr 1963 wurden bei Bunnahabhain nämlich sehr wohl auch getorfte Whiskys produziert. Dann änderte man den Stil – bis 1997 setzte man ganz auf den unpeated-Style, den die meisten von uns auch heute noch mit Bunnahabhain verbinden.

Bunnahabhain stellt getorfte und ungetorfte Whiskys her
Unter dem aktuellen Eigentümer Distell gibt es jetzt wieder beide Stile: Die oben erwähnten Klassiker mit Age-Statement sind weiterhin ungetorft. Dazu gibt es Abfüllungen wie Bunnahabhain Toiteach a Dhà oder der hier vorgestellte Bunnahabhain Ceobanach, welche wieder ordentlich Rauch und Torf mitbringen.
Doch der Bunnahabhain Ceobanach soll nicht irgendein neuer Whisky sein, er hat laut Destillerie ein historisches Vorbild: Malt Master Ian MacMillan hat demnach versucht, die ursprünglichen Bunnahabhain-Whiskys aus dem 19. Jahrhundert nachzubilden.
Ob das Ergebnis wirklich so schmeckt wie früher, lässt sich naturgemäß leider nicht nachprüfen, denn aus dieser Zeit sind praktisch keine Whiskys erhalten geblieben. Und so bleiben am Ende nur die Fakten, um den Ceobanach vor dem Genuss einzuordnen.

Was steckt drin, wo Bunnahabhain Ceobanach draufsteht?
Der Bunnahabhain Ceobanach ist zunächst einmal ein Islay-Whisky wie er im Kursbuch steht: Die Gerste für den Single Malt wird in den Port Ellen Maltings unweit der Brennerei gemälzt und mittels Torfrauch gedarrt.
35-40 ppm soll der Phenolgehalt in der Gerste sein – damit muss sich Bunnahabhain hinter Namen wie Laphroaig, Lagavulin oder Port Charlotte nicht verstecken. Der Torfgehalt dieser Destillerien ist ähnlich hoch.
Man sieht es dem Bunnahabhain Ceobanach nicht an, aber er hat ein Age Statement: Der Whisky reifte demnach für mehr als 10 Jahre in Ex-Bourbon-Fässern. Absurderweise ist diese Aussage auf dem Rücketikett im englischen Fließtext versteckt und so dürfte mancher den Ceobanach auf den ersten Blick im Regal beim Händler für einen jüngeren NAS-Whisky halten.
Die Lagerung des Bunnahabhain Ceobanach soll in direkt an der Küste gelegenen Lagerhäusern erfolgen. Ob dies ein maritimes Terroir in den Whisky bringt, lässt sich bei dem einen oder anderen Dram sicher trefflich diskutieren.
Positiv fällt auf, dass Bunnahabhain den Ceobanach weitgehend naturbelassen in die Flasche bringt: Keine Filtration, kein Farbstoff und ein erhöhter Alkoholgehalt von 46,3 % sind die Attribute des Islay-Malts, auf dessen Verkostung wir uns nun freuen.

Unser Tasting des Bunnahabhain Ceobanach
Wie riecht er?
Mit weichem Rauch und süßen Nuancen wirkt der Ceobanach in der Nase direkt sehr angenehm und zugänglich. Die Aromen von Birne und Vanillepudding, Holunderblütensirup und weißem Tee schweben über dem Nosing-Glas. Den Mittelteil gestaltet der Islay-Malt mit Grießbrei und Getreide. Im Abgang riechen wir Holzrauch und eine torfig-mineralische Note, die an Felsen erinnert.
Wie schmeckt er?
Der Charakter des Bunnahabhain Ceobanach ist weich, maritim und rauchig. Süße Noten erinnern zuerst an Schwarztee mit Milch und weißes Nougat mit Haselnüssen. Dann brandet eine kräftige Welle mit viel Meersalz über unsere Zunge. Der Abgang ist pfeffrig-prickelnd mit Spuren von weißem Pfeffer und Orangenschale. Alles in allem rauer, als es der Geruch vermuten ließ.
Aktualisiert am 21.09.2023 um 21:43 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API