Wer an die Whiskys aus Islay denkt, dem kommt wohl nicht als Erstes Caol Ila in den Sinn. Trotz kräftiger Schützenhilfe von Diageo steht die Destillerie auf der Hebrideninsel immer noch im Schatten der großen Namen wie Lagavulin, Laphroaig oder Ardbeg. Am Whisky selbst kann das nicht liegen, denn der hält einem Vergleich mit den bekannten Größen durchaus stand, wie unser Testbericht zur Caol Ila Distillers Edition belegt.
Torfig und fruchtig unter einem Dach
Vielleicht liegt es auch daran, dass man bei Caol Ila immer schon zweigleisig gefahren ist: Auf der einen Seite typisch torfige Islay-Whiskys, auf der anderen ungetorfte, eher fruchtige Abfüllungen im Stil der Highlands. Mit 6,5 Mio. Litern pro Jahr ist Caol Ila mit Abstand die größte Destillerie auf Islay. Groß und unbekannt? Klar das bedeutet auch hier, dass viel Malt Whisky in verschiedene Blends fließt. Den Single Malt gibt es denn auch erst seit 1988. Traditionell werden für die Lagerung kaum Sherryfässer verwendet, so auch bei unserer Test-Abfüllung, der Caol Ila Distillers Edition.
Exklusive Edition mit Muskateller-Finish
Ihrer Distillers Edition hat die Brennerei ein besonderes Finish spendiert: Nach der Lagerung im Ex-Bourbon-Fass darf der Single Malt noch einmal für rund sechs Monate im Muskateller-Fass ruhen. Obwohl zur Moscatel-Familie über 200 Traubensorten (sowohl Rot als auch Weiß) gehören, wird man doch zunächst an halbtrockene oder süße Weißweine denken, wenn man den Namen der Rebsorte hört. Eine genaue Angabe zu den Fässern gibt es dazu – wie üblich – natürlich nicht.

Unser Tasting der Caol Ila Distillers Edition
Wie riecht er?
Zunächst steigt einem der für Islay typische Rauch in die Nase, der beim Caol Ila aber dezent wirkt. Er macht rasch Platz für eine fruchtige Süße, wie man sie wohl eher in der Speyside suchen würde. Birne und Orange drücken der Distillers Edition ihren Fruchtstempel auf. Ein junger, aber keinesfalls spritiger Geruch. Es folgt mehr Süße, diesmal mit Noten von Sahne-Karamell, Vanille und Werthers Original. Auf der würzigen Palette hat der Malt etwas Sandelholz anzubieten.
Wie schmeckt er?
Wer nach den fruchtigen Duftnoten einen milden oder harmlosen Whisky erwartet hat, liegt falsch: Dieser Whisky hat Power! Sofort ist unser Mund erfüllt von der Würzigkeit, dem kräftigen Körper und der Wärme dieses Single Malts. Der Beginn – süß markiert von Birne und Traube – wird förmlich überrollt von dem kräftigen Körper des Caol Ila Distillers Edition. Trocken, salzig und rauchig, mit Eichenholz und etwas Leder zieht er uns in seinen Bann. Der Muskat ist dabei vor allem über eine leichte Säure im Finish präsent. Sie verbindet sich überraschend gut mit den Rauch- und Torfnoten, die den Malt als echten Islay-Bewohner ausweisen. Wirkt die Distillers Edition direkt nach dem Einschenken spritzig, so wandelt sich dieser Geschmack mit zunehmender Standzeit, der Whisky wird süßer und schwerer. Je nachdem, was er bevorzugt, kann der Genießer also den Geschmack des Single Malts beim Servieren noch etwas beeinflussen.
Aktualisiert am 1.06.2023 um 02:56 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
2 Kommentare
Liebes Team von Malt Whisky!
Hab jetzt eine Distillers Edition Bottled 2019 und die wird meiner Meinung nach Eurer Beschreibung vom 2013er nicht ganz gerecht. Wollte ihr den vielleicht neu antesten? Gehe ansonsten nämlich sehr oft mit Euren Bewertungen und Tastings konform.
LG Roland
Hallo Roland,
vielen Dank für deinen Kommentar. Die Caol Ila Distillers Edition ist bei uns bereits für eine Neuverkostung in diesem Jahr vorgemerkt. Wir sind gespannt, wie sie sich verändert hat!
Viele Grüße
Lukas vom MALT WHISKY Magazin