Als wir vor wenigen Tagen durch die historischen Gebäude der Dallas Dhu-Destillerie bei Forres spazierten, war vom Geist des Aufbruchs noch nicht viel zu spüren: Eine Frau mit dem resoluten Auftreten einer russischen Museumswärterin wies uns forsch den Weg in eine gut abgehangene Ausstellung alter Brennerei-Gerätschaften. Und doch sollen bald wieder frische Dallas Dhu-Whiskys aus den erkalteten Stills fließen. Zumindest wenn es nach Historic Environment Scotland geht, welche die Dallas Dhu Historic Distillery im Moment verwaltet. Die staatliche Organisation sucht aktuell Investoren, die den Brennerei-Betrieb wieder aufnehmen wollen.
Nun ist die Idee von einer Wiederbelebung der historischen Dallas Dhu-Destillerie aus dem Jahre 1898 nicht neu: Schon 2013 munkelte man in der Whisky-Szene über einen Neustart. Daraus wurde aber nichts und so geht die Suche nun in eine neue Runde – mit erweitertem Fokus.
Von der Whisky-Akademie bis zur Rum-Brennerei: Alles scheint möglich bei Dallas Dhu
So könnte der Investor die historischen Dunnage-Warehouses von Dallas Dhu zur Lagerung von Whisky nutzen, das Visitor Center ausbauen, eine Whisky-Akademie vor Ort etablieren oder Whisky, Gin oder Rum vor Ort destillieren.
Gibt es also bald einen Dallas Dhu-Rum? Möglich wäre es, wenn auch nicht gerade wahrscheinlich. Dass die vorgeschlagenen Geschäftsideen derart in die Breite gehen zeigt aber auch, dass es alles andere als einfach ist, potenzielle Geldgeber für Dallas Dhu zu begeistern. Eigentlich laufen derartige Geschäfte in der Whisky-Industrie häufig unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Erst wenn eine stillgelegte Destillerie den Besitzer gewechselt hat, wird es groß verkündet.
Die großen Hersteller und Marken sind über die Entwicklungen bei Dallas Dhu ohne Zweifel im Bilde – aber anscheinend nicht interessiert, hier finanziell einzusteigen. Deshalb der Gang an die Öffentlichkeit, um so vielleicht risikofreudige Investoren außerhalb der traditionellen Whisky-Industrie zu finden.
Eine historische Brennerei mit viel Flair – und veraltetem Equipment
Was potenzielle Whisky-Entrepreneure abschrecken könnte: Die Anlagen von Dallas Dhu sind erkennbar ziemlich in die Jahre gekommen. Ob man etwa die verrotteten Worm Tubs am Still House noch mal in Betrieb nehmen kann, erscheint auf den ersten Blick fraglich. Auch sonst ist in der 1983 geschlossenen Destillerie vieles nicht mehr auf Stand. Man erwirbt als Investor im Wesentlichen also eine leere Hülle bestehend aus den wirklich atmosphärischen historischen Gebäuden von Dallas Dhu und muss dann noch einmal kräftig Geld in die Hand nehmen, um moderne Brennereitechnik zu installieren.
Hinzu kommt: Der Name Dallas Dhu stand ursprünglich für Blends und hat anders als andere eingemottete Brennereien heutzutage kaum noch einen nennenswerten Bekannheitsgrad. Auch das wäre eine Baustelle, um die sich ein potenzieller Investor kümmern müsste.
Dallas Dhu wäre die vierte stillgelegte Destillerie, die jetzt wieder in Betrieb genommen wird
Dennoch könnte der Zeitpunkt günstiger nicht sein: Denn Dallas Dhu wäre nach Port Ellen, Brora und Rosebank die vierte ‘lost distillery’, die im Zuge des andauernden Whisky-Booms wieder in Betrieb genommen wird.
Die Besucher der Destillerie würde es vermutlich freuen: Denn als obligatorisches Dram bekamen wir am Ende des Besuchs bei Dallas Dhu ein Gläschen mit ziemlich üblem Fusel ausgeschenkt. Ein Blend unterster Güte mit hohem Grain-Anteil. Ein hochwertiger hauseigener Whisky würde der historischen Destillerie vermutlich eher gerecht werden. Auch wenn bei Benromach einige Meilen weiter bereits jetzt hervorragende Tropfen aus den Brennblasen fließen…