
Im strömenden Regen hechte ich über den Schotter-Parkplatz und rette mich in die hellblaue Werkshalle. Auf einer Fläche, wo viele schottische Destillerien ihr Besucherzentrum unterbringen, steht bei Dingle die komplette Destillerie: Links sehe ich hinter Gabelstaplern und Maischebottichen die drei kupfernen Brennblasen emporragen. Rechts gibt es ein paar Ledersofas zum Warten und einen Überseecontainer, in dem Dingle-T-Shirts verkauft werden. In der Luft liegt der gärige Geruch der Maische, aus Richtung der Brennanlage zischt es beständig. Es wird sofort klar: Das hier ist eine ‘working distillery’, keine Show einer Museumsbrennerei.
Dreifache Destillation in schottischen Brennblasen
Das Herzstück der Anlage sind die drei Stills: Wie fast alle irischen Whiskeys wird auch der Dingle Malt dreifach destilliert. Das Ergebnis soll ein leichteres, feineres Destillat sein. In Schottland fällt einem als Equivalent mit Triple Distillation vielleicht Auchentoshan ein – ansonsten werden Single Malts im Nachbarland traditionell nur zweifach gebrannt.
Die Brennblasen bei Dingle stammen von Marktführer Forsyths aus Schottland und haben jeweils eine unterschiedliche Form: Während die erste Still etwas größer ist, sind die zwei weiteren jeweils gedrungener und bauchiger geformt und zusätzlich mit Reflux-Bowls ausgestattet. Auf diese Weise lassen sich leichtere und schwerere Bestandteile des Spirits besser voneinander trennen.
Aus 5.000 Litern Maische werden 500 Liter New Make, wie uns unser Guide anschaulich erklärt. Das ist auch der maximale Ausstoß pro Tag. Im Moment wird allerdings wohl nur jeden zweiten Tag gebrannt – dann werden jeweils rund zweieinhalb Fässer mit Whisky befüllt (zumindest wenn es sich um Ex-Bourbon-Barrels handelt).
Hochgerechnet auf ein Jahr wären das etwas über 91.000 Liter New Make pro Jahr. Im Vergleich zu vielen anderen Destillerien ist Dingle ein Winzling.

Was steckt drin, wo Dingle Single Malt draufsteht?
Die Single Malts von Dingle werden aus ungetorfter, gemälzter Gerste gebrannt. Anschließend reifen sie für mindestens drei Jahre in unterschiedlichen Eichenholzfässern. Wie für junge Brennereien üblich, wird recht viel mit verschiedenen Fassarten experimentiert. Im Warehouse eine gute Meile entfernt reifen rund 5.000 Casks mit Dingle-Whiskey, einige davon in Raritäten wie französischen Champagner-Fässern.
Die Abfüllung der Single Malts erfolgt in Batches, die aus verschiedenen Fässern komponiert werden. Für das Dingle Batch No. 3 hat man sich für eine Lagerung in amerikanischen Ex-Bourbon-Barrels und portugiesischen Portwein-Casks entschieden. Diese Kombination soll dem jungen irischen Whiskey mehr Tiefe und Charakter verleihen.
Da im Dezember 2012 das erste Fass befüllt wurde, können die enthaltenen Whiskeys maximal sechs Jahre alt sein. Unser Guide räumte aber ganz offen ein, dass wohl auch eine ganze Menge jüngere Destillate im Batch stecken sollen.
Die Abfüllung erfolgt mit für Dingle typischen 46,5 % Alkoholgehalt und erfreulicherweise ohne Zugabe von Farbstoff. Das Batch No. 3 ist auf 13.000 Flaschen limitiert, zusätzlich gibt es 500 Flaschen in Fassstärke.
Im Glas fällt sofort die ölige Konsistenz des Dingle-Whiskeys auf. Lange, zähflüssige Schlieren laufen am Rand herunter. Nach dieser optischen Eröffnung freuen wir uns nun auf die Verkostung des irischen Single Malts.

Unser Tasting des Dingle Batch No. 3
Wie riecht er?
Der feine Duft von Mandeln und Marzipan trifft auf Vanille. Dazu serviert der Dingle Single Malt uns frisch gepressten Orangensaft. Auch ein Hauch herbe Orangenschalen und grünes Gras schwingen mit.
Wie schmeckt er?
Die Aromen aus dem Nosing finden sich auch im Mund wieder: Der Dingle Batch No. 3 schmeckt angenehm mild, nach gemahlenen Mandeln und Marzipan. Die Orangen finden in Orangeat ihre Entsprechung. Im Mittelteil folgen dezent würzige, getreidige Noten. Der Abgang ist eher kurz und wird von einer feinen Schärfe geprägt, die ein wenig an Ingwer erinnert – aber natürlich auch dem jungen Alter des Whiskys geschuldet sein kann.
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Aktualisiert am 11.12.2023 um 23:30 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API