Wir wollten wissen: Wie viel Whisky bekommt man für 7,59 Euro? Denn genau so viel kosten die Scotch-Blends der drei großen deutschen Discounter Aldi, Lidl und Penny. Wenn es beim Preis schon keinen Unterschied gibt, wird es doch Abweichungen im Geschmack geben. Oder? In unserem Whisky-Test klären wir die Frage, welcher Billig-Malt sich geschmacklich noch am meisten lohnt. Immer vor Augen: Es kann sich hierbei nur um ein Duell von Not gegen Elend handeln.
Unser Testfeld: Der Queen Margot Scotch von Lidl tritt gegen den Mc Illroy Scotch von Penny und den Statesman Scotch von Aldi an. Wer wird dieses knallharte Whisky-Discount-Duell wohl für sich entscheiden?

Gestaltung: Schottische Namen und hohle Versprechen
Mit der Gestaltung ihrer Flaschen gewinnen die günstigen Blends schon mal keine Design-Preise. Am aufwendigsten wirkt da noch die Gravur am Flaschenhals, über die alle drei Teilnehmer verfügen. Beliebt sind auch Schwarz-Weiß-Fotos von alten Gemäuern auf dem Etikett, die in keinem erkennbaren Bezug zum Inhalt stehen. Alle drei Whiskys heben ihre Herkunft aus Schottland hervor, was für einen Scotch-Whisky eigentlich selbstverständlich ist. Während Queen Margot sich auf eine historische Königin bezieht (die aber soweit wir wissen, keinen Whisky getrunken hat) handelt es sich bei McIllroy von Penny und dem Statesman von Aldi wohl um reine Fantasienamen.
Auffallend: Alle drei Whiskys prahlen mit wenig aussagekräftigen Qualitätsbekundungen. So heißt es beim Mc Illroy: “Kenner [schätzen ihn] besonders wegen seines einzigartigen Charakters und weichen Geschmacks.” Aha. Die Lidl Queen Margot verspricht wiederum, sie sei “beautifully balanced, smooth and mellow, its blend of delicate flavours adds complexity and depth, leaving a warm, lingering finish.” Na darauf freuen wir uns schon! Und beim Abfüller des Aldi Statesman ist man der festen Überzeugung: “The individual character and taste will be appreciated in particular by those who know and understand Scotch Whisky.” Das weckt hohe Erwartungen bei uns, die wir feinen schottischen Whisky doch seit Jahren kennen und schätzen.

Geruch: Von Klebstoff bis Mottenkugel
Nach dem Öffnen des funktionalen Schraubverschlusses vergehen nur wenige Sekunden, bis wir den Duft der Blends in der Nase haben. Allen drei Discounter-Whiskys ist gemein, dass sie eine starke alkoholische Note aufweisen. Nicht verwunderlich, durften sie doch vermutlich kaum mehr als drei Jahre in Eichenholzfässer verbringen. Queen Margot riecht dabei etwas heller und zitroniger mit leichter Tendenz zum Apfel. Ein Geruch der auf Dauer aber recht aufdringlich wirkt. Pennys McIllroy konzentriert sich derweil auf ausgeprägte Klebstoffnoten in verschiedener Variation, die er in einer lieblichen Mischung präsentiert. Das ist nichts für schwache Gemüter. Der “younger” Statesman von Aldi scheint im Fasslager vor allen Dingen die muffigen Aromen mitgenommen zu haben. Er riecht ein bisschen wie Mottenkugeln. Die Geruchswertung entscheidet Queen Margot mit einer Nasenlänge Abstand vor den anderen beiden Kandidaten.

Geschmack: Viel Alkohol und wenig Charakter
Von einem Whisky für weniger als zehn Euro kann man natürlich keinen komplexen und vielschichtigen Geschmack erwarten. Und so konzentrieren wir uns auf das, was da ist: Alle drei Scotch Blends schmecken stark alkoholisch. Die Stärke der Lidl Queen ist ihre ganz leichte Rauchnote, die durchaus einen gewissen Charme versprüht. Mit Apfelkernen, Gummi und etwas Grapefruit ergibt sich aber ein insgesamt bitterer Geschmack. Der Penny Mc Illroy versucht uns dagegen auf die milde Tour zu kommen: Bis auf etwas Vanille kann er aber keine nennenswerten Aromen im Mund entfalten. Er wirkt dünn, wässrig, charakterlos und ebenfalls bitter. Der Statesman von Aldi ist leicht rauchig und kohlig, was aber nicht verdecken kann, dass es ihm sowohl an Frucht als auch an Körper fehlt. Er wirkt relativ freudlos und ist ebenso wie die anderen Whiskys pur kaum ein Genuss.

Unser Fazit zum Discounter-Whisky-Test
Drei Whiskys für jeweils 7,59 Euro, dreimal Enttäuschung im Glas. Zumindest wenn man es durch die Brille eines Whisky-Genießers betrachtet. Dennoch mag für manchen Kunden ein günstiger Scotch-Blend durchaus seine Berechtigung haben, etwa um ihn mit Cola zu einem Longdrink zu mischen. Es gilt also, aus den getesten Blends den zu küren, der am ehesten eine trinkbare Qualität erreicht. Für uns liegt deshalb Lidls Queen Margot vorne. Der Geruch ist etwas angenehmer und frischer, im Mund versucht “die Queen” immerhin, ein paar Aromen zu entfalten. Mit etwas Abstand folgt der Statesman, der aber zu ernst wirkt, um wirklich Spaß zu machen. Mc Illroy ist sowohl in Geruch als auch Geschmack deutlich schlechter. Er wirkt abgeschlagen und bildet das traurige Schlusslicht. Der Werbeslogan: “Erstmal zu Penny” gilt also zumindest nicht für Scotch-Blends. Alle drei Whiskys sind aber pur kein Genuss.
8 Kommentare
Der bittere Geschmack ist wohl meist Zuckercouleur. Den gibt es zwar auch in teureren Blends (sogar in manchen Single Malts! *ätz*), aber in den Billigverschnitten wohl deutlich mehr. Gefärbte Whiskys sind mir eigentlich immer zu wider, da man einen guten Whisky nicht zu färben braucht. Das muss man nur bei Industrieabfüllungen, wo jede der millionen Flaschen gleich aussehen muss, was bei reiner Fassreife wohl nicht immer der Fall ist. Aber meiner Meinung nach ist beim Whisky die Komposition der Aromen und vorallem dessen Residenz an den Geschmacksknospen wichtig, nicht die Nuance der Braunfärbung.
Wie auch immer, die Billigblends werden jedenfalls mit Ethanol gestreckt, da sind dann ein paar Tropfen starker Scotch, um irgendwie einen Scotch-ähnlichen Geschmack zu erreichen und der Rest ist Wasser und eben Ethanol (Primasprit oder sowas). Damit das dann noch halbwegs wie Whisky und nicht wie dreckiger Moonshine aussieht, muss man den halt eben vergleichsweise stark färben – und das schmeckt man dann auch, denn Zuckercouleur ist ziemlich bitter. Zusammen mit dem Rest-Scotch-Geschmack ergibt sich dann sowas wie geräucherte Zartbitterschokolade als Grundnote.
Die fehlende Fassreife heißt übrigens nicht gleich schlechter Geschmack. Es gibt auch Moonshines die ein interessantes Bouquet aufweisen, was sie aus dem räuchern der Maische mitbringen und was, wenn ordentlich herrgestellt, durchaus ein interessantes Geschmackserlebnis liefern kann.
Hallo Jherek,
deinen Kommentar kann ich nicht ganz unterschreiben:
Ja, billige Blends werden wie die meisten Single Malt Whiskys gefärbt. Der Farbstoff ist pur zwar grundsätzlich bitter, aber ein sehr kleiner Tropfen reicht aus, um eine sehr große Menge Whisky zu färben. In den eingesetzten Mengen ist Zuckerkulör also geschmacksneutral. Der bittere Geschmack mancher günstiger Scotch Blends hat also ziemlich sicher einen anderen Ursprung.
Es wird auch kein Ethanol zum Verdünnen verwendet, sondern Grain Whisky (in etwa vergleichbar mit einem Kornbrand oder Vodka, ein Getreidedestillat, welches im Säulendestillationsverfahren hergestellt wird). Insbesondere bei sehr günstigen Blends ist entsprechend mehr Grain Whisky enthalten (teilweise wohl bis zu 70 % Grain, 30 % Malt Whiskys) und die Mindestlagerdauer von drei Jahren wird zwar erreicht, aber eben auch nicht groß überschritten. Entsprechend viel junger Alkohol ist enthalten und der kann durchaus bitter schmecken. Erst über die Jahre im Holzfass bauen sich raue Aromen ab und der Whisky wird weicher und angenehmer zu genießen. Da die meisten Billig-Blends ohnehin gemischt genossen werden, stören sich viele Konsumenten aber auch nicht am jungen und alkoholischen Grundcharakter dieser Marken. Wer anspruchsvoller ist, wird sicher zu einem hochwertigen Blend, einem Blended Malt-Whisky (besteht nur aus Single Malts mehrerer Destillerien) oder eben einem Single Malt Whisky greifen.
Mit den Moonshines (auch White Dog oder New Make genannt) hast du übrigens recht: Wenn man nichts gegen einen jungen Charakter im Whisky hat, dann können sie teilweise durchaus spannend schmecken und gewissermaßen eine Vorschau bieten auf den späteren fertigen Whisky, der dann Jahre später aus dem Fass kommen wird…
Viele Grüße
Lukas
Ein paar Tropfen Wasser wirken – zumindest beim Statesman – wunder 😉
Hallo Jayson,
das klingt ja spannend! Häufig sind ja eher Whiskys mit ein paar mehr Prozent mehr (zum Beispiel in Cask Strength) dafür geeignet, sie mit ein paar Tropfen Wasser aufzuschließen. Welche Aromen konntest du dem guten Statesman Whisky denn danach noch entlocken?
Hm, leider ein wertloser Test, da nicht blind. Das Testergebnis riecht man ja schon im ersten Absatz drei Meilen gegen den Wind.
Spannend wäre eine Verkostung im Doppelblindverfahren gegen etablierte Whiskys.
Danke für deinen Kommentar. Deine Einschätzung kann ich aber nicht ganz nachvollziehen. Ein Blindtasting gegen teurere Markenblends wäre natürlich möglich – aber die Discountermarken würden hier geschmacklich eindeutig verlieren. Daher fanden wir für unseren Test die Frage spannender, welcher Discounter noch den trinkbarsten günstigen Scotch Blend herstellt. Welchen Blend trinkst du denn am liebsten?
http://www.telegraph.co.uk/food-and-drink/whisky/dram-slam-30-whisky-from-lidl-triumphs-at-world-whiskies-awards/?sf22782158=1
Mehr muss man bei Tests die nicht “blind” stattfinden eigentlich nicht mehr sagen.
Danke für den Lesetipp! Lidl und Aldi haben in Großbritannien wirklich spannendere Flaschen im Angebot als bei uns. Wobei man bei der Siegerflasche für 30 Pfund (gut 38 Euro) sich ja auch schon nicht mehr wirklich im Discount-Bereich bewegt…