Lange Zeit war Edradour die kleinste Destillerie Schottlands – doch der anhaltende Whisky-Boom hat auch hier seine Spuren hinterlassen: Die Kapazität wurde jüngst auf 500.000 Liter New Make pro Jahr erweitert. Gleichzeitig entstanden überall im Land neue Brennereien, die kleiner als Edradour sind. Im Vergleich zu ganz großen Namen wie Glenfiddich ist Edradour allerdings noch immer ein Zwerg.
Überschaubar ist auch das Portfolio der Highland-Brennerei: Der hier vorgestellte klassische Edradour 10 Jahre wird ergänzt vom Edradour 12 Jahre Caledonia. Beide Single Malts sind ungetorft. Doch auch Liebhaber von rauchigen Aromen werden bei Edradour fündig: Der Ballechin 10 Jahre wird mit 50 ppm so stark getorft wie mancher Islay-Whisky. Edradour lebt diese Vielfalt unterschiedlicher Whisky-Stile.

Was steckt drin, wo Edradour 10 Jahre draufsteht?
Die Destillerie: Um Edradour zu erweitern, dabei aber den charakteristischen Stil der Single Malts nicht zu verändern, hat sich Eigentümer Signatory Vintage eines Tricks bedient: Es wurde kurzerhand eine zweite identische Destillerie daneben gebaut, sodass nun vier Brennblasen den Whisky erzeugen.
Die Fässer: Die Reifung des Edradour 10 Jahre erfolgt in einer Kombination aus amerikanischen Bourbon-Barrels und spanischen Oloroso-Sherry-Casks. Diese Sorte des fortifizierten Jerez-Weins ist bekannt für seine kräftigen, körperreichen Aromen von Trockenfrüchten.
Die Abfüllung: Der Edradour 10 Jahre wird kühlgefiltert, aber erfreulicherweise ohne Farbstoff abgefüllt. Die kräftig rötliche Tönung des Single Malts stammt also nur aus den verwendeten Fässern. Die Abfüllstärke von 40 % entspricht dagegen nur dem Standard. Hier wünschen sich Kenner naturgemäß etwas mehr Stärke.

Unser Tasting des Edradour 10 Jahre
Wie riecht er?
Der Duft des Edradour 10 Jahre ist mild und ausgeprägt süß. Eine Mischung aus süßen und säuerlichen Fruchtnoten lässt uns an Äpfel und Birnen, Quitten und Stachelbeeren denken. Etwas Zitronensaft blitzt auf. Im Mittelteil sind vor allem getreidige Aromen präsent: Haferflocken, Knäckebrot und Mürbeteig leiten über zu nussigem Marzipan. Zum Abgang hin wird der Edradrour 10 Jahre zunehmend würziger und hält trockene Sherrynoten bereit.
Wie schmeckt er?
Ein breites, trockenes Mundgefühl zeichnet den Edradour 10 Jahre aus. Der Geschmack ist insgesamt ernster, als der süße Duft vermuten ließ. Grüner Apfel und Birne werden ergänzt um Kiwi und Stachelbeere. Diese fruchtigen Noten haben eine Tendenz ins Säuerliche. Es folgen getreidige Noten, die an Haferflocken erinnern. Der Abgang ist dezent herb: Fein-bittere Zitronenschale mischt sich mit kohligen, leicht verbrannten Eichenholznoten.
Aktualisiert am 11.12.2023 um 19:15 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
1 Kommentar
Der Edradour Caledonia ist noch einmal deutlich besser.