Normalerweise verlieren wir über die Gestaltung von Whiskyflaschen nicht allzu viele Worte. Aber diesmal muss es sein, denn das Design der GlenAllachie-Whiskys ist schon reichlich schräg. Als erstes in Auge fällt die kuriose Schriftart: Sie ist irgendwo zwischen Steinzeit, Keilschrift und Comic Sans angesiedelt und liegt auf einer angedeuteten Felsstruktur. Und dann die Farben: Der GlenAllachie 12 Jahre kombiniert kräftiges Violett und Rosa mit sehr viel Gold. Eine ziemlich schräge Mischung! Ich gebe aber zu, dass das Geschmackssache ist und unter Paläontologen kann GlenAllachie jetzt in jedem Fall richtig auftrumpfen…

GlenAllachie: Eine Speyside-Destillerie mit neuer Ausrichtung
Die Historie von GlenAllachie ist eher kurz: Gegründet wurde die Destillerie erst 1967 mit dem Ziel, möglichst viele Liter leichte und fruchtige Speyside-Malts für die Blends der Chivas Brothers zu brennen. Wir haben hier also eine Workhorse-Brennerei vor uns, deren Single Malts lange keine Rolle spielten.
Nach der Übernahme 2017 hat sich das geändert: Billy Walker – der Mann, der schon die Buchstaben in der Mitte von BenRiach und GlenDronach groß machte – ging sofort an die Arbeit. Über 40.000 Fässer gehören zum Whisky-Bestand von GlenAllachie, sie sind der eigentliche Schatz der Destillerie.
Denn bis die Single Malts im eigenen Stil fertig sind, werden erst mal jede Menge Whiskys aus Bestandsfässern abgefüllt. Auch der GlenAllachie 12 Jahre gehört dazu.

Was steckt drin, wo GlenAllachie 12 Jahre draufsteht?
Die Malts für den GlenAllachie 12 Jahre reiften wie die meisten schottischen Whiskys zunächst für längere Zeit in amerikanischen Ex-Bourbon-Casks. Billy Walker hat aber noch ein Finish darauf gesattelt: Zwei Arten von spanischen Sherry-Fässern (würziger Oloroso-Sherry und fruchtig-süßer Pedro Ximénez-Sherry), sowie Virgin Oak Casks aus amerikanischer Eiche sollen dem Single Malt mehr Komplexität und Spannung bei den Aromen verleihen.
Der GlenAllachie 12 Jahre wird nicht kühlgefiltert oder gefärbt und kommt mit erhöhter Trinkstärke von 46 % Alkohol in die Flasche. Es ist schön zu sehen, dass GlenAllachie unter der neuen Führung auf naturbelassene Whiskys setzt.
Die 46 % Alkoholgehalt bedeuten zudem, dass man die GlenAllachies zum einen gut pur verkosten kann, aber auch etwas Raum für das “Aufschließen” des Whiskys mit ein paar Tropfen Wasser vorhanden ist.

Unser Tasting des GlenAllachie 12 Jahre
Wie riecht er?
Süß, vollmundig und weich. Serviert werden Haferflocken und Cornflakes, dazu gelbe Früchte: Reife Pfirsiche und getrocknete Aprikosen, dann gebackene Bananen. Im nächsten Gang ein süßer Vanillequark. Getreidige Noten schwingen mit. Hinten angenehm holzig und weiterhin weich. Ganz so als hätte man den Duft eines Sommertages im Garten als Eau de Toilette in Flaschen abgefüllt.
Wie schmeckt er?
Voll und üppig erwartet uns der GlenAllachie 12 auch bei der Geschmacksprobe. Das Mundgefühl des Speysiders ist ölig und cremig. Wir schmecken Vanille und eine Spur Esspapier. Dann folgen getreidigen Aromen, die uns an Haferflocken denken lassen. Interessant ist die kräuterige Note im Mittelteil. Sie erinnert uns an Oregano oder Majoran und bringt eine feine Würzigkeit in den Malt. Im Mund ist dieser Whisky deutlich ernster und weniger süß als die Nase vermuten ließ. Ein ordentlicher Schlag würziges Eichenholz begleitet den Abgang und bleibt noch kurz im Mund zurück.
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