India Pale Ales (kurz IPAs) liegen bei Bier-GenieĂern immer noch voll im Trend. Die stark gehopften Biere bringen hĂ€ufig neben bitteren Noten hĂ€ufig auch vielschichtige fruchtige Aromen von Ananas, Pfirsich, Mango oder Zitrusnoten mit ins Glas. Unter den handwerklich hergestellten Craft Beers stellen die IPAs die gröĂte Gruppe. Mit Glenfiddich versucht sich jetzt eine der gröĂten schottischen Whisky-Brennereien an einer Kombination aus beiden Welten: Ein Single Malt Whisky wird in FĂ€ssern gelagert, die zuvor ein India Pale Ale-Bier enthielten. Geht das Experiment gut und vor allem: wie schmeckt ein Whisky aus dem Bierfass?
Wer in einer traditionellen Eck-Kneipe ein “U-Boot” bestellt, der bekommt zwei GlĂ€ser auf die Theke gestellt: Ein groĂes Glas mit Bier und ein kleines Glas mit Korn oder Whisky. Die ungeschriebene Regel besagt nun, dass das Shotglas mit dem Schnaps im Bier versenken werden muss, ohne dass es ĂŒberschwappt. Ein hochprozentiges Experiment fĂŒr Wirkungstrinker.
Wir waren nicht dabei, als die TĂŒftler von Glenfiddich sich ihren neuen IPA Single Malt ĂŒberlegt haben, aber vermutlich hatten sie dabei kein U-Boot im Sinn. Die Idee ist ja nicht unoriginell: Whisky mit einem Finish in Bier-FĂ€ssern ist selten, schon allein deshalb weil die meisten Biere nie an einem Holzfass schnuppern dĂŒrfen. Edelstahl statt Eichenholz lautet die Devise der Brauer.
Wer einen IPA-Whisky möchte, muss erst mal Bier brauen…
FĂŒr den Glenfiddich IPA, welcher neben dem Glenfiddich XX, dem Glenfiddich Fire & Cane und dem Winter Storm 21 Jahre zur Experimental Series der Destillerie gehört, musste deshalb erst mal ein Bier gebraut werden. Zusammen mit einer Craft Beer-Brauerei in der Speyside wurden drei krĂ€ftig-wĂŒrzige India Pale Ales in unterschiedlicher StĂ€rke hergestellt. Sie wurden in HolzfĂ€sser gefĂŒllt, um den Reifeprozess zu erforschen.
Malt Master Brian Kinsman hatte wohl bis zu neun FĂ€sser im Lagerhaus, die er nach unterschiedlichen Einwirkzeiten mit Whisky befĂŒllte. Per Trial and Error konnte er so die Kombination aus BierstĂ€rke und Lagerdauer herausfinden, welche die seiner Meinung nach besten Aromen hervorbrachte. Das Ergebnis ist laut Glenfiddich der erste Scotch Whisky, der in IPA-FĂ€ssern gereift wurde.
Mehr zur Glenfiddich Experimental Series:
Diesen Single Malt soll man mit Eis genieĂen – ein Sakrileg?
Als offiziellen Drink empfiehlt Glenfiddich den Single Malt auf Eis mit einer Blutorangenschale zu servieren. FĂŒr Scotch-Kenner ist das ein Sakrileg erster GĂŒte. Aber vielleicht will Glenfiddich diese Fraktion ja auch gar nicht erreichen, sondern vielmehr alle ansprechen, die gerne mal ein IPA-Bier trinken und sie an schottischen Whisky heranfĂŒhren. Auch bei uns kommt kein Eis ins Glas, dafĂŒr ein ordentliches Dram vom Glenfiddich IPA Experiment zur Verkostung.

Unser Tasting des Glenfiddich IPA Experiment
Wie riecht er?
Der erste Eindruck des IPA-Whiskys ist ausgeprĂ€gt fruchtig. Birne und Apfelkuchen, dazu Kompott. Wirklich nach Bier riecht der Single Malt natĂŒrlich nicht, aber es sind Aromen enthalten, welche die zeitweise Lagerung im Craft Beer Cask andeuten. Der Glenfiddich IPA riecht ganz leicht hopfig, nach frischem Brot und Malzbier. Eine Note von LaugengebĂ€ck kommt hinzu. Alles in allem ein leichter Duft, der gut in die Nase geht, aber nicht lange verbleibt.
Wie schmeckt er?
Der Glenfiddich IPA hat nur wenig Körper, die Aromen sind ausgesprochen dĂŒnn. Wir riechen Apfelschalen, die mit etwas Fantasie in einen Apfelstrudel ĂŒbergehen. Ein malzig-getreidiger Grundcharakter ist das einzige, was von den im Nosing erkennbaren Biernoten ĂŒbrig geblieben ist. Der elegante, leichtfĂŒĂige Glenfiddich-Charakter ist vorhanden, aber das IPA-Fass scheint nur wenig Einfluss auf den Geschmack erlangt zu haben. So bleibt ein schluffiger Whisky, der wenig Tiefe und Kraft mitbringt und sich schlaff zum Abgang schleppt. Der ist leicht bitter, aber ob das nun der Hopfen oder der Alkohol ist, lĂ€sst sich nicht sagen.
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Letzte Aktualisierung am 16.01.2021 um 01:16 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
2 Kommentare
hab den IPA vorgestern geöffnet .
bei der kritik des preises bin ich dabei , geschmacklich sehe ich ihn aber weiter vorn als ihr ihn darstellt.
ich finde ihn gefĂ€hrlich sĂŒffig und wĂŒrde ihm gute 75% dafĂŒr bescheinigen.
Danke fĂŒr deinen Kommentar! Bei sĂŒffig bin ich absolut dabei, man kann den Glenfiddich IPA Edition gut nebenbei genieĂen. Uns haben ein wenig die KomplexitĂ€t und die Biernoten im Geschmack gefehlt. Hinzu kam dann der Preis, welcher ebenfalls in unsere Wertung mit eingeht – deshalb die etwas schlechtere Endnote.