Wer in Japan ein Hotelzimmer buchen möchte, stößt schnell auf ein Kuriosum: Es gibt noch Raucherzimmer. Während in Westeuropa und den USA das Rauchen im Hotel verpöhnt, wenn nicht gar mit hohen Strafen belegt ist, schmökert der gewöhnliche Japaner wohl ganz gerne mal eine zwischen Bett und Tisch auf 8 qm. Wobei die Raucherzimmer auch in Tokio oder Kyoto nicht die Beliebtesten zu sein scheinen: Bei einem kurzen Check an Wochenenden im Oktober gab es in vielen Hotels nur noch smokige Butzen, waren die “non-smoking small double rooms” restlos weggebucht.
Rauchiger Whisky im Nichtraucherzimmer?
Was uns gleich zu der Frage führt, ob man im Nichtraucherzimmer eigentlich einen rauchigen Whisky trinken darf. Wir würden sagen: Kommt auf das Kaliber an. Letztens berichtete ein Mit-Genießer beim Tasting des Laphroaig 32 Jahre von einem Caol Ila, der überaus intensiv nach Kabelbrand gerochen habe. Die Dame des Hauses war wohl kurz davor gewesen, die Feuerwehr zu rufen. Zum Glück konnte der Caol Ila gerettet werden (wobei wir ja durchaus Fans von ein paar Tropfen Wasser im Whisky sind).
Beim Hakushu 12 muss man derlei Sorgen nicht haben: Denn auch wenn der Single Malt einer der wenigen getorften Whiskys aus Japan ist, so hält sich der Rauch doch in Grenzen. Der Torf für den Hakushu-Whisky wird allerdings tatsächlich aus Schottland nach Japan exportiert – wohl nicht aus Mangel an feuchten Mooren, sondern eher aufgrund der fehlenden Tradition des Abbaus. Es steckt in jedem Schluck Hakushu also ein gutes Stück, beziehungsweise ein guter Hauch Schottland.

Ungetorfte und getorfte Malts werden nach der Lagerung vermählt
Interessant ist die Herstellung des Hakushu 12 Jahre: Er besteht aus einer Hälfte ungetorftem und einer zweiten Hälfte getorftem Malt, die getrennt gelagert werden. Erst bei der Vermählung finden rauchige und blumige Aromen zusammen. Wer die Destillerie in den japanischen Alpen besucht, kann auch die einzelnen Whiskys probieren, die ganz anders schmecken als der finale Single Malt.

Unser Tasting des Hakushu 12 Jahre
Wie riecht er?
Der Rauch hält sich im Nosing sehr zurück, nur hinten ist eine feine Spur Asche angelegt. Vorne spielt der Hakushu die typischen Stärken japanischer Whiskys aus: Er ist mild, harmonisch und elegant. Understatement statt Geschmacksbombe. Wir riechen Honig, Zitroneneistee, aber auch Birnen und Blutorangen. Mit etwas Luft schmeckt der Malt irgendwie grasig, erinnert an Kräuter wie Schnittlauch. Im Abgang eher trocken.
Wie schmeckt er?
Gleich zu Beginn des Tastings breitet sich eine intensive Süße im Mund aus. Wir schmecken Vanille und gerösteten Zucker. Als Kontrast dazu kitzelt eine feine Säure unseren Gaumen. Ein mineralischer Geschmack, der an vulkanische Böden und darauf wachsenden Weißwein erinnert. Im Abgang erst eine leicht pfeffrige Schärfe (der Hakushu ist dennoch ein sehr milder Whisky), dann ein feiner Hauch Rauch.
Dieser Whisky muss an die frische Luft
Wir lassen den Hakushu atmen – und siehe da, der japanische Single Malt entpuppt sich als Langhuber, der auf die Distanz noch einmal richtig zulegt. In der Länge liegt die Würze! Der Hakushu wird komplexer und ernster. Wir schmecken Kokos, aber ohne die penetrante Süße eines Bounty-Riegels. Dazu kräuterige Noten, die an Zitronenmelisse erinnern. Mit holziger Herbe stimmt er den Schlussakkord an. Irgendwie erinnert uns der Hakushu 12 an einen alten Zenmeister aus den Kung-Fu-Filmen von früher, der seinem Schüler immer wieder neue Prüfungen auferlegt. Und wir prüfen jetzt mal ganz zackig nach, welche Wertung dem Hakushu 12 gebührt.
Aktualisiert am 5.06.2023 um 20:27 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API