Prinzipiell werden für die Reifung von Scotch-Whisky viele verschiedene Whiskyfass-Größen verwendet. Doch die meisten führen in den Warehouses ein Schattendasein und werden nur für besondere Abfüllungen verwendet. Neben dem Sherry Butt mit 500 Litern Fassungsvermögen trifft man in den dunklen Lagerhäusern vor allem eine Gattung: Das Hogshead.
Das Hogshead-Fass ist das mit Abstand wichtigste Whisky-Cask, welches ein Volumen von 225 bis 250 Liter aufweist und in den meisten Fällen aus Ex-Bourbon-Barrels zusammengebaut wird.
Ehemalige Bourbon-Fässer sind für die Reifung von Whisky ausgesprochen beliebt, denn amerikanische Destillerien dürfen sie per Gesetz nur einmal zur Lagerung verwenden. Neben der guten Verfügbarkeit und dem Preis sprechen aber auch ihre geschmacklichen Eigenschaften für die Bourbon-Barrels aus den USA: Der Whiskey hinterlässt häufig Noten von Vanille und Karamell, die ausgebrannten Fässer können kohlig schmecken. Ein American Standard Barrel (ASB) weist üblicherweise ein Volumen von etwa 200 Liter auf.
Natürlich kann auch aus einem Ex-Sherry-Cask oder jedem anderen Fass ein Hogshead werden, dies ist jedoch wesentlich seltener.

Wie werden Hogshead-Fässer gebaut?
Die meisten Ex-Bourbon-Barrels werden nicht am Stück aus den USA nach Schottland verschifft – zu hoch wären die Kosten, denn die Fässer sind ja leer, sperrig und nehmen viel Platz weg. Aus Kostengründen werden sie daher üblicherweise in ihrer Einzelteile zerlegt und in See-Containern verpackt auf den Weg geschickt.
Erst in der schottischen Küferei (ein gutes Beispiel ist die Speyside Cooperage) werden sie wieder Stück für Stück zusammengebaut. Bei dieser Gelegenheit werden den Fässern einige zusätzliche Dauben hinzugefügt, so dass aus dem ASB-Fass mit etwa 200 Liter Volumen ein Hogshead-Fass mit 225 bis 250 Liter Volumen wird. Auf diese Weise können einige Liter mehr Whisky im Fass gereift werden, ohne dass die Stabilität des Casks darunter leiden würde.

Woher kommt der Begriff Hogshead?
Der Name Hogshead klingt wie viele Whisky-Begriffe erst einmal recht skurril: Hog bedeutet übersetzt Schwein, der Hogshead wäre also der Schweinekopf. Doch damit liegt man nicht ganz richtig. Denn obwohl die Herkunft des Begriffs nicht ganz eindeutig geklärt ist, steht doch fest dass es ihn schon seit dem 15. Jahrhundert gibt – sehr lange also und die Sprache hat sich in dieser Zeit verändert.
Sehr wahrscheinlich leitet sich das Wort “Hogshead” von der Maßeinheit Oxhoft ab, welche in dieser Zeit ein gängiges Volumenmaß für beispielsweise Wein und Bier war.
Oxhoft selbst bedeutet so viel wie Ochsenkopf und erinnert daran, dass zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten wie Wein früher Schläuche aus Rindsleder verwendet wurden.
Ein Oxhoft entsprach je nach Region ca. 210 bis 290 Litern Fassungsvermögen – auch Größen darunter gab es teilweise. Das Maß etablierte sich später als gängiges Volumen für Holzfässer und lässt sich heute beim Bau der Hogshead-Casks viel genauer umsetzen, als dies früher der Fall war.
6 Kommentare
Hallo, mich würde mal interessieren, was unter dem Begriff „First used Hogshead“ zu verstehen ist; ist das ein Virgin Oak oder ein rejuvenated Cask o.ä.? Hatte letztens einen 9-jährigen Dailuaine von Signatory Vintage und da stand das drauf…
Danke für eure Antwort
Hallo Shaun,
damit ist gemeint, dass ein first fill Fass für die Reifung verwendet wurde (in diesem Fall ein Bourbon-Barrel). Das Fass wurde also zum ersten Mal mit Scotch befüllt nachdem es Bourbon Whiskey enthielt.
Ich hoffe das beantwortet Deine Frage.
Viele Grüße
Samuel von MaltWhisky.de
Offenbar kommt es doch auf das feucht-halten an. Vergleiche Euer Interview mit Richard Paterson
Zitat: (Abschnitt “Gibt es schlechte Sherry-Fässer?”)
Aber wenn du Whisky mit Sherry-Finish herstellen möchtest, musst du das in Schottland und Spanien gleichzeitig managen. Wir holen unsere Sherryfässer also von Januar bis Mai in Spanien ab. Dann ist es nicht zu heiß und die Fässer trocknen nicht aus. Es sind noch bis zu fünf Liter Sherry in jedem Fass. Wenn sie in Schottland ankommen, müssen sie sofort mit Whisky befüllt werden. Wir müssen sicherstellen, dass das Fass innen noch feucht ist. Es hängt also viel vom Wetter ab.
Richtig ist, daß es für den zerlegten Transport wohl keine Alternative gibt. Wichtig wäre es aber wohl doch…
Hallo Martin,
vielen Dank für die Ergänzung. Richard Paterson spricht hier allerdings bewusst von Sherryfässern, welche aus Spanien am Stück (und nicht zerlegt) nach Schottland gebracht werden. In diesem Artikel zu Sherryfässern finden sich auch einige Impressionen dieser Casks.
Das typische Hogshead ist allerdings ein ehemaliges Bourbon-Barrel aus den USA – von dort ist der Weg natürlich deutlich weiter und die Fässer sind auch günstiger. Deshalb ist man auf die Idee mit dem Zerlegen gekommen, um Platz und Kosten zu sparen.
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Hey – Danke für den Artikel. Mich würde interessieren ob nicht die Qualität der Vorbelegung leidet, wenn das Fass auf die strapatzenreiche Reise per Schiff von den USA nach UK geht. Sicher, Alkohol verdampft erst bei 78°, aber kann mir vorstellen, dass einiges an Qualität in den Wochen “auf der Strecke bleibt”. Habt ihr dazu mal Überlegungen angestellt, oder ist meine Befürchtung haltlos…?
Hallo Philipp,
danke für deinen Kommentar! Die Frage ist natürlich eher hypothetischer Natur, denn zum Seeweg gibt es für den Transport der schweren Fässer ja keine Alternative. Ich denke, dass die meisten Aromen sich ohnehin im Holz ansammeln und einlagern und dann erst bei der erneuten Befüllung durch den Malt Whisky wieder herausgelöst werden. Einen kleinen Unterschied könnte machen, dass in kompletten, leeren Bourbon-Barrels meist immer noch einige Liter Whiskey enthalten sind, die nicht abgefüllt werden konnten. Die würde man nur mitnehmen können, wenn man das Fass als Ganzes transportiert. Aber dann hat man immer noch ein American Standard Barrel, wo man doch eigentlich lieber größere Hogsheads einlagert.
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin