Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich erinnert die Flasche des Jack Daniel’s Single Barrel irgendwie an einen Western-Groschenroman. Vielleicht liegt es an der markanten Gestaltung der Flasche, die man sich gut in einem staubigen Saloon vorstellen könnte. Oder daran, dass der Single Barrel seine Aromen so knallig auf den Punkt bringt wie ein Groschenroman. Da wird nicht lange gefackelt, sondern ausgeteilt. Und wenn dabei die Komplexität etwas auf der Strecke bleibt – geschenkt!
“An den rohen Holztischen hockten Frachtfuhrleute, Goldsucher mit zerlöchtern Stiefeln, die die Wüste gezeichnet hatte, Männer mit harten Augen und tiefsitzenden Revolvern, die ebenso gut Banditen wie Texas Ranger sein konnten, Pferdewächter aus der Butterfield-Station und Büffeljäger in speckigem Hirschleder auf dem Weg in neue Jagdgründe. Sie alle tranken und spielten, und der Lärm ihrer lauten Stimmen erfüllte den ganzen Raum” – Rache in Sierra Madre von Rex Hayes (Bastei Winchester-Serie)
Was ist ein Single-Barrel-Whiskey?
Der Begriff Single Barrel macht klar, wo der Ritt hingeht: Dieser Whiskey wird nicht etwa wie ein Old No. 7 mit vielen anderen in einem Batch vermählt, sondern aus nur einem (!) Fass abgefüllt. Abhängig vom Lagerort und dem Einfluss des Holzes kann sich der Geschmack jeder Flasche also unterscheiden. So hat etwa Jason’s Scotch Reviews eine sehr starke Abfüllung erwischt, der Scotch Noob einen eher süßen. Es gibt also keine Garantie was in der Flasche ist, aber genau das macht es irgendwie auch spannend.
Und natürlich passen die Jungs und Mädels von Jack Daniel’s auch noch auf, dass eine gewisse Qualität und Grundcharakter des Whiskeys erhalten bleibt. Ein amerikanisches Standardfass (auch ASB genannt) fasst rund 200 Liter. Zieht man den Angels’ Share ab, kann man gut 240 Flaschen Jack Daniel’s Single Barrel aus einem Fass abfüllen – gar nicht mal so viel! In unserem Fall stammt das Fass 15-0617 aus Rick No. L-1 und wurde am 29.01.2015 in Flaschen gefüllt. Diese Information findet man gut lesbar auf dem Etikett am Hals der Flasche, die wir in diesem Moment mit einem leichten “Plopp” entkorkt haben.
Unser Tasting des Jack Daniel’s Single Barrel Select
Wie riecht er?
Ein voller süßer Geruch, der einen einhüllt wie ein Aftershave. Vanille und Holz finden sich darin. Doch viel entscheidender sind die kräuterigen Noten, die diesen Whiskey durchziehen. Ich denke an Salbei, an Estragon, ja vielleicht sogar an etwas Minze. Ein Geruch wie bei einem Waldspaziergang. In schwachen Momenten aber leicht modrig bzw. mit einem Hauch von feuchter Pappe. Lässt man ihn atmen, kommen die würzig-warmen Holznoten und ein Stück Karamell durch die Mischung. Mehr easy-going statt komplex, aber durchaus angenehm.
Wie schmeckt er?
Auch hier schreit alles: Easy-going! Ein weicher, dezent süßer und nicht übermäßig komplexer Geschmack. Das Holz bietet als zugrunde liegendes Aroma dennoch Platz für ein paar Geschmackskunststücke: So jongliert der Tennessee Whiskey mit Vanilleschoten, gerösteten Brotstücken und einem Pfefferstreuer. Auch die Kräuter tragen ihren Teil zum Gelingen der Show bei. Und die ist alles in allem doch erstaunlich rund. Nur wenn man den Jack Daniel’s im direkten Vergleich etwa zum Four Roses Single Barrel trinkt, fällt die geringere Vielfalt und Tiefe im Geschmack auf. Der Abgang ist leicht pfeffrig scharf. Hier merkt man am deutlichsten, dass es sich um einen echten Herrenwhiskey handelt. Mit ein paar Eiswürfeln schmeckt der Single Barrel sogar noch etwas runder – und bei Whiskey ist das ja im Gegensatz zum Scotch Single Malt sogar erlaubt…
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Aktualisiert am 2.02.2023 um 14:42 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
3 Kommentare
Was ist der Unterschied zwischen Standard, 100 Proof Limited und Barrel Strength?
Hallo Tim,
der Unterschied liegt in der Abfüllstärke:
– Jack Daniels Single Barrel Select hat 45 % Alkohol
– Jack Daniels Single Barrel 100 Proof hat 50 % Alkohol
– Jack Daniels Single Barrel Barrel Proof hat 64,5 % (Fassstärke)
Da Alkohol ein sehr guter Geschmacksträger ist, haben die höher abgefüllten Varianten – zumindest theoretisch – mehr Tiefe und einen volleren Geschmack.
Auf der anderen Seite muss man diese Stärke aber auch mögen und so empfiehlt sich als Einstieg entweder der Select oder der 100 Proof.
Viele Grüße
Lukas vom MALT WHISKY Magazin
Habe diesen Whiskey auch mal von einem Kumpel zum Probieren bekommen. Der hatte wohl einen richtig süßen erwischt. Extrem vanillig und eben süß, war deshalb sehr lecker und damit richtig süffig für einen Whiskey. Spielte deshalb mit dem Gedanken, mir mal selber einen zu holen davon. Aber Eure Andeutung, dass aus verschiedenen Fässern auch verschiedene Geschmackserlebnisse herauskommen können, hält mich erstmal noch davon ab.