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Warum ein Whisky in der Flasche nicht weiter reift
Zugegeben es klingt verlockend: Sich heute einen 10 Jahre alten Single Malt kaufen, dann 20 Jahre warten und ihn dann als 30 Jahre alten Whisky genieĂen. Doch leider funktioniert dieses Prinzip nicht: Denn der Whisky wird in der Flasche zwar Ă€lter, aber nicht besser. Das erklĂ€rt auch, warum der angeblich Ă€lteste Whisky der Welt aus dem 19. Jahrhundert in Wahrheit nur eine sehr alte Flasche (eines vermutlich jungen Whiskys) ist.
FĂŒr die Altersangabe eines Whiskys ist nur die Reifezeit in EichenholzfĂ€ssern entscheidend. SchĂ€tzungen gehen davon aus, dass die Zeit im Fass fĂŒr etwa 70 bis 80 % des Whisky-Geschmacks verantwortlich ist. Mit der AbfĂŒllung des Whiskys in Flaschen wird der Reifeprozess unterbrochen, sodass sich das Destillat geschmacklich kaum noch verĂ€ndert.
Licht, WĂ€rme und Sauerstoff setzen dem Whisky zu
In der Flasche ist der Whisky je nach Aufbewahrungsort verschiedenen EinflĂŒssen ausgesetzt: Sonnenlicht, Temperaturschwankungen und Sauerstoff setzen ihm ĂŒber die Zeit zu. Der Single Malt oder Blend wird langsam schlecht. Man sollte einen Whisky daher am besten kĂŒhl, dunkel und stehend lagern.
WĂ€hrend kaum Sauerstoff in eine versiegelte Whiskyflasche gelangen kann, sieht es bei bereits geöffneten Malts schon anders aus: AbhĂ€ngig vom FĂŒllstand und der Menge an Luft in der Flasche setzt eine mehr oder weniger schnelle Oxidation ein.

Woran erkenne ich, dass ein Whisky âumgekipptâ ist?
Hat ein Whisky zu viel Kontakt mit der Luft, gehen seine Aromen verloren. Ein zu stark belĂŒfteter Whisky schmeckt hĂ€ufig schmal, dĂŒnn und alkoholisch. Ob ein Whisky schlecht geworden ist, findet man am besten heraus, indem man ihn parallel zu einer frisch geöffneten Flasche derselben Sorte verkostet. Ist die geschmackliche Abweichung groĂ, dann kann es gut sein, dass der Whisky durch zu viel Lufteinfluss schlecht geworden ist.
Aufpassen sollte man bei kleinen Samples: HĂ€ufig sind ihre DrehverschlĂŒsse nicht ganz dicht, durch die kleinere Menge an Whisky ist dieser ohnehin anfĂ€lliger fĂŒr VerĂ€nderungen.
Es kommt nicht allzu hÀufig vor, aber wir haben sogar vereinzelt Proben von Herstellern erhalten, die sich beim Tasting als stark abweichend herausstellten. Eine als Ersatz zugeschickte Probe bestÀtigte den Verdacht: Der Single Malt war umgekippt und deshalb nur noch ein blasser Schatten seiner selbst.
Klar ist auch: Filigrane Aromen sind empfindlicher als robuste Noten. Ein zu stark belĂŒfteter Islay-Malt wird weiterhin nach Rauch und Torf schmecken, aber die Zwischentöne und Nuancen sind ihm durch die Oxidation verloren gegangen.

Wie lange kann ich eine Flasche Whisky aufheben?
VollstĂ€ndig verschlossene Whisky-Flaschen verĂ€ndern sich selbst in Jahrzehnten kaum. NatĂŒrlich kann auch hier nie ganz ausgeschlossen werden, dass nicht doch Sauerstoff in die Flasche gelangt ist. Nur eine Probe kann hier Klarheit schaffen.
Bei geöffneten Whisky-Flaschen lĂ€uft die Oxidation je nach FĂŒllstand und Dichte des Korkens unterschiedlich schnell ab. Eine offene Flasche Whisky kann man erfahrungsgemÀà mindestens ein Jahr lang aufheben und mit dem vollen Aromenprofil genieĂen. Viele Whiskys halten sich auch darĂŒber hinaus sehr gut, vor allem wenn sie ĂŒber eine höhere AlkoholstĂ€rke verfĂŒgen (also zum Beispiel Cask Strength sind).
Die Gefahr durch den Sauerstoff sollte man also auch nicht ĂŒberbewerten: Die meisten Whisky-Flaschen mit hohem FĂŒllstand werden auch nach Jahren nur unmerklich oder kaum schlechter. Immer wieder wird man aber doch mal eine AbfĂŒllung haben, die sich nicht gut gehalten hat, deren aromatischer Glanz durch zu viel Lufteinfluss verblasst ist.
Ein Risiko sind Flaschen mit einem niedrigen FĂŒllstand: Der Anteil an Sauerstoff ist hier hĂ€ufig so groĂ, dass die QualitĂ€t des Whiskys deutlich schneller nachlĂ€sst. Hier geben wir Tipps, wie sich offene Whisky-Flaschen vor Sauerstoff schĂŒtzen lassen.
Die beste Variante bleibt aber wohl, die Whiskys gar nicht erst so alt werden zu lassen, dass sie schlecht werden: Bei einem Treffen mit ein paar guten Freunden kommen geöffnete Flaschen mit niedrigem FĂŒllstand auf den Tisch und werden gemeinsam genossen. Jede leere Flasche sorgt schlieĂlich auch dafĂŒr, dass man wieder Platz fĂŒr neue spannende AbfĂŒllungen hat.