Einer der Regenschauer, die auf Islay zu dieser Jahreszeit etwa alle zehn Minuten niedergehen, erwischt uns als wir gerade bei Lagavulin aus dem Auto steigen. Macht nichts: Kapuze auf und rein in die gute Stube. Gemütlich eingerichtet ist der Tasting Room der Destillerie und wenige Minuten später haben wir auch schon den ersten Single Malt im Glas: Den Lagavulin 12 Jahre in Fassstärke mit kräftigen 56,2 % Alkohol.
Vor- und Nachteile von Whiskys in Fassstärke
Cask-Strength-Whiskys haben einen deutlich höheren Alkoholgehalt als Standardabfüllungen mit ihren mindestens 40 Prozent. Kenner schwören auf die Fassstärke, verspricht sie doch einen stärkeren unverfälschten Geschmack und noch mehr Aromen. Auch lässt sich durch die Zugabe von Wasser der Whisky auf die ganz persönliche Trinkstärke verdünnen. Auf der Kehrseite sind Whiskys mit deutlich über 50 % häufig sehr wuchtig, der Alkohol kann feinere Noten überdecken, hinten unangenehm brennen. Wird dies hier auch so sein?

Der Lagavulin 12 Jahre: Ein Tanz auf dem Vulkan?
Der 12-jährige ist so etwas wie der jüngere Bruder des vielgeschätzten Lagavulin 16 Jahre. Ein sportlicherer Lagavulin mit mehr Prozent – das verspricht ein heißer Tanz auf dem Vulkan zu werden! Gelagert wird der jährlich als neue Edition erscheinende Cask Strength in ehemaligen Bourbon-Fässern. Eine Art Mittelding bildet seit 2017 der Lagavulin 8 Jahre, der noch einmal jünger und rauchiger ist und mit 48 % Alkohol abgefüllt wird. Stärker als gewöhnlich, aber nicht Fassstärke wie beim Lagavulin 12 Jahre, den wir jetzt im Tasting auf den Zahn fühlen werden…

Unser Tasting des Lagavulin 12 Jahre Cask Strength (Edition 2015)
Wie riecht er?
Ein Duft wie gemacht für stürmische Stunden: Sehr viel Torf und Rauch und der Geruch von Grillfeuer steigen aus dem Glas empor, kaum dass der Cask Strength eingeschenkt wird. Die übrigen Aromen brauchen ein wenig, bis sie ihren Weg durch den dichten Alkohol gefunden haben: Wir riechen trockenes Gras, Salz und dunkles Holz. Hinten etwas Meersalz, insgesamt ein trockener, ernster, keineswegs fruchtiger Whisky.
Wie schmeckt er?
Ein kräftiger, wärmender Whisky. Viel Rauch und Asche auf der Zunge. Dazu Getreide und der Alkohol. Die Aromen ansonsten eher schmal, dadurch wirkt interessanterweise trotz des höheren Alkoholgehalts leichter und spritziger als der Lagavulin 16 Jahre. Das Finish ist lang und ausdauernd mit ordentlich Rauch und Torf.
Aufschließen mit etwas Wasser: Beim Lagavulin 12 Jahre ausdrücklich empfohlen
Behutsam geben wir zwei Tropfen Wasser ins Nosing-Glas. Die Belohnung folgt auf dem Fuß mit einem deutlich breiteren Rauch-Geruch. Der Duft des Lagavulin 12 Jahre erinnert uns an Fleisch wie bei einer Bolognese-Sauce. Auch im Mund verteilen sich Rauch und Torf jetzt breiter, es sind mehr Nuancen von beidem zu schmecken. Im Nachgang kommt etwas Leder hinzu.
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Aktualisiert am 6.06.2023 um 00:09 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API