Lagavulin wurde im Jahr 1816 von einem gewissen John Johnston auf Islay gegründet und hat eine wechselvolle Geschichte mit vielen Besitzerwechseln hinter sich. Heute zählt Lagavulin zu den meistverkauften Islay-Whiskys.
Aushängeschild der Brennerei ist der beliebte Lagavulin 16 Jahre, der lange Zeit die einzige Abfüllung der Destillerie war. Er wird mittlerweile flankiert von der Lagavulin Distillers Edition, die bei gleichem Alter ein Finish in Pedro Ximénez-Sherryfässern erhält. Für Kenner gibt es noch den Lagavulin 12 Jahre, der in Fassstärke abgefüllt wird.
Auch der Lagavulin 8 Jahre dürfte sich mit seiner höheren Abfüllstärke eher an Kenner richten. Er erschien ursprünglich als Limited Edition zum 200-jährigen Jubiläum, hat sich mittlerweile aber als fester Bestandteil der Range etabliert.

Was steckt drin, wo Lagavulin 8 Jahre draufsteht?
Bis in die 1990er Jahre hinein zeichnete sich Lagavulin durch einen besonders hohen Torfgehalt von 50 ppm aus. Mitte der 1990er Jahre wurde dieser Anteil immer weiter auf 35 ppm reduziert. Das ist mehr als Bowmore und Caol Ila (je 25-30 ppm), aber weniger als Port Charlotte (40 ppm) und Ardbeg (55 ppm).
In den Destilleriegebäuden direkt an der Südküste von Islay wird inzwischen rund um die Uhr Whisky gebrannt. Die Beliebtheit der Abfüllungen sorgt dafür, dass die vier gedrungenen Brennblasen nie lange abkühlen.
Nach dem Brennen reifen die Whiskys für den Lagavulin 8 Jahre in Ex-Bourbon-Casks. Über eine Reifung in Sherryfässern ist nichts bekannt und die sehr helle Farbe des Single Malts deutet es auch nicht an.
Der Lagavulin 8 Jahre wird vermutlich kühlfiltriert, aber nicht gefärbt und kommt mit kräftigen 48 % in die Flasche. Das ist mehr als beim Lagavulin 16 Jahre mit 43 %. Wir sind gespannt, wie sich dieser hohe Alkoholgehalt in Kombination mit dem hohen Torfgehalt im Tasting bemerkbar machen wird.

Unsere Verkostung des Lagavulin 8 Jahre
Wie riecht er?
Eine dichte Wand aus Torf hüllt unsere Nasen sofort ein. Der Lagavulin 8 Jahre erinnert uns an die Fahrt mit einer Dampflok, der Geruch ist kohlig und mineralisch. Süße Noten bilden einen milden Gegenpol. Sie erinnern uns an Grießbrei, Birne Helene mit dunklem Schokopudding und Mandarinen in Sirup. Eine leicht medizinische Note schwingt mit. Würziges Eichenholz und Borke begleiten den von Grillfeuer-Aromen durchzogenen Abgang.
Wie schmeckt er?
Das Mundgefühl des Lagavulin 8 Jahre ist steinstaubig und trocken. Torfige und würzige Aromen prägen den intensiven Islay-Malt. Wir schmecken Herrenschokolade, geröstete Haselnüsse und verbranntes Krustenbrot. Eine leichte, beerige Nuance schwebt darüber. Im würzig-dunklen Abgang ist der Torf stärker präsent als der Rauch. Eine pfeffrige Schärfe blitzt auf, deutet den erhöhten Alkoholgehalt an. Eine medizinische Note von Verbandsmaterial bleibt noch eine Weile im Mund zurück. An keiner Stelle scheint der New Make durch, dieser Whisky wirkt reif so wie er ist.
Aktualisiert am 11.12.2023 um 20:55 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Lagavulin 8 Jahre vs. Lagavulin 16 Jahre – welcher ist besser?
Der junge Lagavulin 8 Jahre ist frischer und spritziger als der 16-jährige Altvater. Der Torf zieht viel stürmischer auf und bringt starke mineralische und sogar medizinische Aromen in Nase und Mund. Manchem könnte das schon zu viel sein. Wer den etwas gesetzteren Lagavulin 16 schätzt, der wünscht sich bisweilen dessen Gelassenheit und größere Vielschichtigkeit zurück. Der Jungspund gibt derweil Vollgas auf dem Torf-Motorrad und macht jede Menge Spaß im Glas. Beide Whiskys sind sehr zu empfehlen!