Für viele Whiskygenießer ist die Lagavulin Distillers Edition so etwas wie der Heilige Gral: Sie verehren die Islay-Abfüllung, als würde ein Schluck des Whiskys ihnen das ewige Leben ermöglichen. Bei so viel Euphorie im Vorfeld waren wir naturgemäß etwas skeptisch – und dann im Tasting umso positiver überrascht, was für ein großartiger Single Malt die Lagavulin Distillers Edition mit ihrem Pedro-Ximenez-Sherry-Finish tatsächlich ist.
Die Lagavulin Distillers Edition ist eine Jahrgangsedition, die sowohl Sammler als auch Whisky-Genießer ansprechen dürfte. Erstere freuen sich darauf, jede Ausgabe in ihre Kollektion mit aufnehmen zu können – letztere erfreuen sich einfach an den intensiv rauchig-torfigen Aromen des Islay-Whiskys.
Interessanterweise verzichtet Lagavulin auf Packung und Flasche komplett auf die Nennung des Age-Statements von 16 Jahren. Lediglich die Jahreszahlen für die Destillation und für die Abfüllung verweisen auf das gehobene Alter des Insel-Whiskys.
Bei den neueren Abfüllungen wandert das Datum folgerichtig mit: Genannt wird meist nur das Abfüllungsjahr, also zum Beispiel Lagavulin Distillers Edition 2018. Die Ausgaben unterscheiden sich in kleinen Nuancen voneinander, bringen aber alle den typischen Lagavulin-Geschmack mit.
Was steckt drin, wo Lagavulin Distillers Edition draufsteht?
Für einen torfigen Whisky wie die Lagavulin Distillers Edition ist der Torfgehalt natürlich von entscheidender Bedeutung: Rund 35 ppm beträgt er in der Gerste, die für den Islay-Malt verwendet wird. Damit liegt man etwa gleich auf mit Nachbarn wie Laphroaig oder Port Charlotte (beide 40 ppm)
Die ersten 16 Jahre reift die Distillers Edition nach dem Brennen dann ebenso wie der reguläre Lagavulin 16 Jahre ganz traditionell in Ex-Bourbonfässern aus den USA.
Danach folgt ein Finish, welches die Besonderheit dieses Single Malts ausmacht: Der Whisky wird hierzu für einige Monate in Pedro Ximenez-Sherryfässer umgefüllt. Diese Sherry-Sorte ist besonders dunkel, süß und schwer – eine Aromenwelt, die sich über die Fässer auch auf den Islay-Malt übertragen soll.
Die Lagavulin Distillers Edition wird kühlgefiltert, mit Farbstoff nachgetönt und mit einem leicht erhöhten Alkoholgehalt von 43 % abgefüllt.

Unser Tasting der Lagavulin Distillers Edition (2000/2016)
Wie riecht er?
Im Nosing-Glas fackelt die Distillers Edition von Lagavulin nicht lange: Ein markanter Rauchgeruch wie von einem Grillfeuer steigt empor, mischt sich mit süßlich-erdigen Noten. Sie erinnern uns an gesüßten roten Tee, kandierte Früchte und Himbeermarmelade. Feine Sherrynuancen schwingen mit. Hinten wird der Duft etwas trockener mit Orangenschale und etwas Meersalz, sowie einer Spur würzigem Holz.
Wie schmeckt er?
Gleich beim ersten Schluck folgt das Erstaunen: Weich rollt dieser Whisky über die Zunge, hinterlässt einen komplexen Geschmack. Neben dem markanten Rauch und Torf wird die Lagavulin Distillers Edition von Trockenfrüchten wie Rosinen oder Aprikosen geprägt. Der Single Malt steigert sich in erdige, moorige und kohlige Noten. Im Abgang fällt auf, wie trocken dieser Whisky ist: Intensive Noten erinnern an Leder und dunkles Holz. Könnte man die Distillers Edition als Musik hören, dann würde sie wie kompromissloser Freestyle-Jazz klingen!
Aktualisiert am 6.06.2023 um 05:15 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
4 Kommentare
Welche Edition habt ihr denn getestet? Falls sogar mehrere, könnt ihr Unterschiede feststellen oder einen Favoriten nennen?
Es sind ja aktuell immernoch mehrere Jahrgänge erhältlich, die mit zunehmendem Alter teurer werden…Lohnt sich der Griff zu einer älteren Flasche oder liegt das nur daran, dass sie seltener werden?
Hallo Janis,
wir hatten zuletzt die Distillers Edition 2000/2016 im Glas, die auch auf den Fotos zu sehen ist. Im direkten Vergleich hat uns die Distillers Edition 1997/2013, die wir davor hatten, etwas besser gefallen – die einzelnen Aromen waren etwas klarer voneinander zu isolieren.
Das sind aber kleine Abweichungen und so würden wir tendenziell immer die neueste bzw. günstigste Abfüllung der Lagavulin Distillers Edition empfehlen.
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Besten Dank und Prost! 🙂
Er war der erste rauchige Whisky den ich vor einiger Zeit getrunken habe. Er gehört bis heute zu meinen Favoriten.