Schon steht die These im Raum: “15 Jahre ist ein schwieriges Alter fĂŒr einen Whisky”, behauptet mein Bruder und ergĂ€nzt, dass es nur wenige gute Malts in dieser Altersstufe gebe. NatĂŒrlich hat er auch gleich ein Beispiel parat: Den Glenfiddich 15 Jahre.
Gut, den fanden wir im Tasting wirklich nicht besonders prickelnd. Andererseits haben wir ihn bei einer FĂŒhrung zusammen mit etwa 40 Bustouristen verkostet, welche die Destillerie zwischen Mittagessen und Wollwaren-Outlet auch noch in ihren Tag quetschen wollten. Und der Guide hatte entweder die schlechte Angewohnheit oder den blödsinnigen Auftrag, einem beim Tasting die ganze Zeit laut zu sagen, was man nun riechen oder schmecken soll. Nicht die besten Voraussetzungen also fĂŒr ein unabhĂ€ngiges Tasting des Glenfiddich 15 Jahre.
Und doch will ich es genauer wissen: Sind 15 Jahre alte AbfĂŒllungen etwa schlechter? In unserer Whisky-Bestenliste gibt es fĂŒr diese steile These keinen Anhaltspunkt. Im Gegenteil erscheinen die 15er fast durchgehend gleich oder sogar besser bewertet worden zu sein. Ich sage nur Glenfarclas 15 Jahre, Balvenie 15 Jahre Single Barrel, Benriach Madeira 15 Jahre. Nur der Dalwhinnie 15 Jahre fĂ€llt als eher mittelprĂ€chtiger Highland-Einsteiger-Whisky aus dieser Reihe heraus. Alles in allem gibt es aus meiner Sicht also wenig Grund fĂŒr die Annahme, dass ausgerechnet 15 Jahre ein schwieriges Alter fĂŒr Single Malts sein soll. Was uns zu folgender Frage fĂŒhrt:
Wie gut ist der Laphroaig 15 Jahre?
Die Neuauflage des 2008 eingestellten 15-jĂ€hrigen Islay-Whiskys fĂ€llt ins JubilĂ€umsjahr der Laphroaig-Destillerie. 200 Jahre Whisky-Herstellung feiert man bei Laphroaig in diesen Wochen. Der neue Laphroaig 15 Jahre ist auf 72.000 Flaschen limitiert. Aktuell scheint noch genug fĂŒr alle da zu sein, wirft man einen Blick in die einschlĂ€gigen Whisky-Shops im Netz. Als Alternative zur mittlerweile ausverkauften 15-jĂ€hrigen AbfĂŒllung bietet sich der ebenfalls limitierte Laphroaig 16 Jahre an.
Lohnt sich der neue Laphroaig 15 Jahre oder bleibt der Laphroaig 10 Jahre die Referenz der bekannten Islay-Destillerie?

Unser Tasting des Laphroaig 15 Jahre
Wie riecht er?
Ungewöhnlich fĂŒr diese sonst so wuchtige Islay-Destillerie steigt der Laphroaig 15 Jahre mit einer blumigen Note ein. AnschlieĂend warmer Rauch der jedoch durch die Lagerung im Holzfass nicht mehr so wuchtig und dominant wie bei der 10-jĂ€hrigen AbfĂŒllung ist. Die rauen Ecken und Kanten wurden ĂŒber die Jahre abgeschliffen. Holz, nasser Sand und Asche lassen Erinnerungen an die raue Hebrideninsel aufleben. Eine leichte Fruchtigkeit setzt sich mit dem Geruch von Pfirsichkonserven und Schattenmorellen durch. GebĂ€ckaromen wie Sandkuchen und Butterkekse sowie Vanillezucker runden ab.
Wie schmeckt er?
Wie bereits beim Geruch ist der Laphroaig 15 Jahre auf den ersten Eindruck ĂŒberraschend leicht. Nur milder Rauch, dennoch typisch Islay. Fast als hĂ€tte ich nasse Taue im Mund. Salzig und maritim. Die blumige SĂŒĂe aus dem Geruch fehlt nun, aber die FrĂŒchte haben es auch in den Geschmack geschafft, getrocknete Kirschen und Johannisbeeren. Mit wĂŒrzigen KrĂ€utern wie Thymian und kaltem Kaffee ist der JubilĂ€ums-Laphroaig herb im Abgang und damit ganz typisch fĂŒr einen Islay-Whisky.
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Letzte Aktualisierung am 26.01.2021 um 18:06 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
1 Kommentar
Hallo Sam,
ich finde die Tastingnotes wirklich gut, macht mir jetzt ehrlich gesagt wirklich Lust auf Laphroaig 15 oder gar 18 wobei sie eines gemeinsam haben, der 18er verschwindet ganz und der 15er ist auch nur ein einziges Mal aufgelegt worden zum JĂŒbilĂ€um, wenn die 72.000 Flaschen weg sind, ist er weg. Also bleibt als Fazit, dass man sich mit dem Laphroaig 10yo oder dem Quarter Cask als NAS anfreunden muss, wenn man einen Laphroaig haben will und der 10er erscheint mir bisweilen noch viel zu heftig und selbst wenn ich ihn ertragen und erfahren könnte, wĂ€re hier spĂ€testens bei meiner Partnerin der Ofen aus.
Was ich nicht verstehen kann ist, dass Du oder Ihr den Glenfiddich 15 yo den Solera derartig in Gedanken zerreist, ich hatte den kĂŒrzlich im Glas und muss sagen definitiv anspruchsvoller als der 12er und ein echtes Bindeglied zum 18er, also ich persönlich finde den geil.
SlĂ inte mhat
Bernd