Normalabfüllung gegen Cask Strength ist wie ein typischer Wrestlingkampf: Auf der einen Seite der stereotype Normalo-Held, bietet Projektionsfläche für die Massen. Hart aber fair, langt aber auch mal hin. Auf der anderen Seite der Bösewicht, ein Outlaw in Fassstärke mit miesen Tricks, aber irgendwie trotzdem verdammt cool. In unserem Fall ist es der Laphroaig 10 Jahre Cask Strength. Lässt er im Tasting nichts anbrennen?
Der normale Laphroaig 10 Jahre ist schon ein echter Kraftmeier, kein Whisky für jedermann. Gerade dass er wegen seiner rauen Aromen von vielen verpöhnt wird, macht ihn so interessant. Jetzt also der Cask Strength – ein Laphroaig auf Steroiden gewissermaßen: Die Abfüllung in Fassstärke mit robusten 58 Prozent legt für die härtesten Laphroaig-Jünger noch einen drauf. Ist er der richtige Whisky für alle, die in Filmen oder beim Wrestling immer heimlich für den Bösewicht sind?
Unsere Verkostung des Laphroaig Cask Strength 10 Jahre (Batch #014)
Wie riecht er?
Ein runder, torfig-süßer Duft steigt uns aus dem Glas entgegen. Waldhonig und Brombeeren treffen auf getrocknete Kirschen und herbes Holz. Dazu prägnante Zimtnoten. Schwere Torfnoten schieben sich aus dem Hintergrund nach vorne, prägen den mineralischen Duft im Abgang. Trotz seiner hohen Stärke wirkt der Alkohol nicht übermächtig, er gibt Struktur, wirkt aber nicht scharf. Kein Sonntags-Whisky für Sunshine-Dandys.
Wie schmeckt er?
Der Laphroaig Cask Strength ist breit, torfig und würzig. Wir schmecken Waldhonig, Brombeeren und getrocknete Aprikosen, dazu markante Zimtnoten. Auch etwas Muskatnuss schwingt mit. Der würzige Mittelteil sorgt mit kraftvoll-röstigen Eichenholzaromen für ein Prickeln auf der Zunge. Eine dichte Wand aus mineralischem Torf begleitet das herbe und dunkle Finale. Der Geschmack von Rauch und Asche bleibt noch lange am Gaumen zurück. Trotz der hohen Abfüllstärke wirkt der Laphroaig 10 Cask Strength ausgewogen und rund.
Alte Notes von 2015:
Da merkt man gleich, wo der Bock den Honig hat. Oder um beim Wrestling zu bleiben: Do you smell what the Rock is cooking? We do. Warmer Rauch und viel Torf machen sich unaufgefordert bemerkbar. Doch auch süße Aromen sind in Form von Vanille und würzigem Honig dabei. Bis heute mag ich den Geruch von Kellern und U-Bahnschächten, auch dieser Whisky trägt Noten davon in sich. Nicht zuletzt sind gebeiztes Holz, Muskatnuss, Kaffee und etwas Pfeifentabak zu riechen. Ein feiner Duft, der sich doch deutlich vom Geruch des gewöhnlichen 10-jährigen Laphroaig unterscheidet.
Wie schmeckt er?
Es wird gegessen was auf den Tisch kommt! Voll, süß und kompromisslos legt sich der Cask Strength auf die Zunge. Der Geschmack ist trotz der Fassstärke des Whiskys mild, der Alkohol ist bemerkbar und wärmt gut durch. Wir schmecken gerbsäurehaltigen Kaffee, Kohle, Salz und sirupartige Süße, die fast ein wenig an einen Kaffeelikör erinnert. Die Aromenwelt bleibt eher dunkel nur etwas Sanddorn macht sich bemerkbar, die typische medizinische Note fehlt. Ein schwerfälliger, sättigender Whisky. Streng, hart und unbequem. Wie ein richtiger Wrestling-Heel.
Laphroaig Cask Strength mit Wasser aufschließen?
Schließt man den Cask Strength Laphroaig mit etwas Wasser auf, wird man mit noch mehr Rauch und Torf belohnt, zugleich wird er milder und ein angenehmerer Zeitgenosse. Doch möchte man das wirklich?
Aktualisiert am 9.02.2023 um 04:52 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API