
Als ich meine erste Flasche Laphroaig kaufte, war ich ganz unverhofft Grundstücksbesitzer geworden: In der Dose des 10 Jahre alten Single Malts steckte ein Coupon mit einer Nummer. Auf der Webseite oder im Besucherzentrum kann man mit dieser seinen eigenen “Plot” abstecken. Unser Tourguide James wies hierbei noch auf die Gummistiefel hin. Wozu wir die brauchten? Das bekamen wir schnell mit. Denn das Grundstück mit den Claims könnte man auch als Feucht-Biotop beschreiben.
Zehn Minuten später: Zwischen zwei heftigen Regengüssen kämpfen wir uns vom Parkplatz aus in Richtung Plot vor. Die Stiefel versinken im Matsch, teilweise müssen wir uns gegenseitig stützen und aus den Schlammlöchern ziehen. Die Malt Whisky-Redakteure auf ihrer bislang schwersten Mission! Und wo ist unser verdammter Plot? James hat den Punkt zwar auf einer Karte markiert und uns die GPS-Koordinaten dazugekritzelt, aber in diesem Matschfeld sieht alles gleich aus! Wir stolpern über die Reste der Papierfähnchen von ein paar anderen Deutschen. Ob sie es je wieder hier raus geschafft haben?
Weitere zwanzig Minuten später geben wir die Suche auf und rammen unsere beiden Schaschlikspieße mit Malt Whisky-Fahne daran einfach irgendwo in den Boden. Land geclaimt, Mission erfüllt, Zeit für ein Dram!

Laphroaig setzt voll auf Islay-Besucher
Wie diese witzige Grundstücksaktion beweist, haben sich die Zeiten bei der Laphroaig-Destillerie geändert: Nicht nur, dass die Eigentümerschaft in den letzten Jahren von Französisch (Pernord Ricard) zu Japanisch (Suntory) wechselte. Auch der Umgang mit Besuchern kehrte sich um 180 Grad. Prangte vor einigen Jahren noch ein großes Schild mit dem Aufdruck “No Visitors” am Straßenrand, verfügt Laphroaig nun über eines der belebtesten Besucherzentren auf ganz Islay. Welche wirtschaftliche Bedeutung die Gäste aus aller Welt für die Destillerie haben, lässt sich auch darin erkennen, dass fast ebenso viele Mitarbeiter im Besucherzentrum arbeiten wie in der Produktion. Markenbindung und Erlebnisfaktor gehen bei Laphroaig Hand in Hand.

Von Malz und Torf: Die Laphroaig Distillery Tour
Es sind nicht mehr viele schottische Destillerien übrig, bei denen man die Technik des Mälzens und Torfens bei der Führung hautnah erleben kann. Bei Laphroaig wird immerhin ein Teil der Gerste (ca. 15 bis 20%) noch selbst gemälzt und getorft. Der Rest stammt aus der riesigen Mälzerei in Port Ellen, welche einen Großteil der Gerste an die Islay-Destillerien liefert und zum Diageo-Konzern gehört.
Auch den frischgestochenen Torf kann man bei einer Destillerie-Tour sehen. Er liegt in großen Stapeln vor einem alten Brennofen, riecht praktisch nach nichts und erinnert ein wenig an Blumenerde. Erst bei der Verbrennung entsteht der typische, intensive Torfrauch.

Auf Tuchfühlung mit dem Torf
Wer gleich ganz auf Tuchfühlung mit dem Torf gehen möchte, kann auf einer speziellen (und nicht ganz günstigen) Tour sogar selber welchen stechen. Dieser wird dann auch in der Produktion verwendet. Man könnte also sagen: Laphroaig lässt die Touristen für sich arbeiten und die zahlen auch noch dafür. Doch das trifft den Alltag vermutlich nicht – gerade in den Wintermonaten macht das Torf stechen im kalten Wind und bei Regen sicher eher wenig Spaß.
Lustige Anekdote des Tourführers: Die Form des gestochenen Torfes soll sich stark nach Nationalität unterscheiden. Amerikaner stechen demnach groß und klobig. Deutsche hingegen akkurat und exakt… Wenn man ohne Tour einfach mal gucken möchte: Die Laphroaig-Torffelder befinden sich auf Islay an der A846, ein kleines Schild am Straßenrand weist darauf hin. Und ohne jetzt dazu auffordern zu wollen, wer eine Schaufel im Gepäck hat, kann sich natürlich auch selbst ein kleines Stück abstechen.

Darüber hinaus werden das nüchtern wirkende Still House und das Warehouse No. 1 gezeigt. Letzteres kann aber leider nur durch ein Gitter betrachtet und nicht tatsächlich betreten werden, was wirklich schade ist. Dafür wird im Besucherzentrum gerne ordentlich ausgeschenkt und es gibt alle Standards (10 Jahre, 18 Jahre, Cask Strength, Quarter Cask, Triple Wood etc.) zur Verkostung. In unserem Youth Hostel haben wir sogar Touristen getroffen, die eher zufällig bei Laphroaig hereingeschneit waren und sich dort ganz ohne Tour durch die komplette (!) Range durchprobieren durften. Da war sicher auch ein wenig Genießer-Glück mit im Spiel…
2 Kommentare
Was soll ich noch sagen; ich bin ein absoluter Freund dieses großartigen Whiskys und würde gern so ein Stückchen Land auf dieser Insel zugewiesen bekommen, um in den nächsten Jahren bei einem eventuellen Besuch, ein ganz bestimmtes Ziel zu haben.
Vor einer ganzen Reihe von Jahren habe ich eine Schottlandreise gemacht, und am Queenview in einem Hotel die erste Bekanntschaft mit diesem unvergleichlichen Whiky gemacht.
Seit mindestens 20 Jahren ist Laphroaig die Nummer 1 unter den Whiskys in meiner Bar, gefolgt von Talisker von der Ile of Sky. Der Laphroaig ist aber seines unwahrscheinlich intensiven Jodgeschmacks wegen bei wir unübertroffen !!!!