Laphroaig und Sherry – das ist eine Hassliebe. Einige großartige Abfüllungen wie der sehr alte Laphroaig 25 Jahre haben durch ihr Sherry-Finish an Komplexität gewonnen, spannende Aromen von Trockenfrüchten prägen den Malt. Es sind Noten, die dem eher etwas lahmen Laphroaig 18 Jahre mit seiner Bourbon-only-Lagerung im Vergleich fehlten. Und dann gibt es No-Age-Experimente mit Sherry wie den Laphroaig Triple Wood, den wir mit seiner Mischung süß-würzigen Aromen und dem strengen Rauch-Torf-Komplex im Tasting nicht wirklich harmonisch fanden.
Die Schwierigkeit liegt wohl darin, dass die stark getorften Laphroaig-Whiskys (mit 40 ppm in der Gerste) ohnehin schon recht strenge Aromen haben: Torf, Rauch, Asche aber auch medizinische Noten wie Jod oder Verbandsmaterial finden sich in den Abfüllungen der Islay-Destillerie üblicherweise. Kommen nun die intensiv fruchtigen oder würzigen Weinaromen des Sherrys hinzu, harmoniert das nicht immer gleichermaßen gut.

Was steckt drin, wo Laphroaig PX Cask draufsteht?
Der Schriftzug “PX Cask” auf dunkelrotem Grund zieht die Blicke auf sich. Der Name führt schon etwas in die Irre: So hätte ich beim ersten Lesen spontan vermutet, dass der Laphroaig PX komplett in dieser Fassart gelagert wurde – also ein Sherry-Cask-Whisky ist.
Aufklärung verspricht der Zusatz “triple matured”: Der Single Malt reifte nämlich hintereinander in amerikanischen Bourbon-Fässern, dann in kleinen Quarter Casks und schließlich in den namensgebenden PX-Sherry-Casks aus Spanien. Pedro Ximénez-Sherrys sind üblicherweise süß und üppig im Geschmack und weisen häufig Aromen von Rosinen und anderen Trockenfrüchten auf.
Für alle drei Lagerarten wird ansonsten keine Dauer angegeben – und auch sonst findet sich kein Alter auf dem Laphroaig PX Cask. Es handelt sich um einen No-Age-Statement-Whisky. Dass die Destillerie auf die Angabe verzichtet, deutet in unseren Augen aber darauf hin, dass auch Whiskys enthalten sind, die jünger als 10 Jahre sind.
Der Laphroaig PX Cask kann seine Herkunft aus dem Travel Retail (sprich Duty Free Shops) nicht verhehlen und kommt in einer 1-Liter-Flasche in die Heimbar. Der kältefiltrierte und mit Farbstoff getönte Whisky wird mit ziemlich starken 48 % Alkohol abgefüllt.
Fortgeschrittene Genießer wird es freuen, denn sie können den Laphroaig PX so mit ein paar Tropfen Wasser aufschließen. Wir probieren ihn aber “neat” – also pur ohne Wasser oder Eis aus dem Nosing-Glas.

Unser Tasting des Laphroaig PX Cask
Wie riecht er?
Ein brennendes Lagerfeuer mit viel Holzrauch, dazu Schwefel, Jod, Meersalz und helles Leder – der Laphroaig PX Cask hält mit seinen markanten Aromen nicht lange hinter dem Berg. Doch die typischen Islay-Ingredienzen werden um eine süß-beerige Note ergänzt. Wir riechen Erdbeermarmelade und fein-herbe Brombeeren. Beide Nuancen haben sich vermutlich während der Lagerung im Pedro Ximénez-Sherryfass entwickelt. Zum Abschied winkt der Laphroaig uns mit einer Zitronenzeste hinterher, bevor er in Rauch- und Torfschwaden entschwindet.
Wie schmeckt er?
Der Laphroaig PX Cask wirkt im Mund ziemlich wuchtig, der erhöhte Alkoholgehalt gibt ihm viel Power, lässt ihn schwer und intensiv seine Aromen ausrollen. Der Geschmack ist dabei wie zu erwarten von kräftigen Rauch- und Torfnoten geprägt. Die strengen Noten prägen den Auftakt, aber dann öffnet sich der Laphroaig PX überraschend zu einem recht weichen Mittelteil. Er ist geprägt von Erdbeeren und Waldfruchtmarmelade, erinnert an gekochte Beeren und rote Götterspeise. Der Sherry hat eine süß-fruchtige Nuance ergänzt, die sich harmonisch einfügt. Der Abgang ist dann erneut streng, im Nachgeschmack bleibt neben mineralischen Noten auch Verbandsmaterial auf der Zunge zurück. Der Laphroaig PX Cask schmeckt so, wie Pflaster riechen.
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1 Kommentar
Durfte diesen Whisky gestern beim Nachbarn probieren. Kurz gesagt ich bin absolut begeistert. Die Intensivität der Geschmäcker in diesem Tropfen sind unglaublich. Zuerst rauchig, dann fruchtig und im Abgang langanhaltend holzig. Ein Erlebnis für die Sinne. Von mir gibt es eine klare Bestnote. Habe selbst gleich eine Flasche bestellt.