Laphroaig stellt mit seinem 10 Jahre alten Single Malt einen der kompromisslosesten Islay-Whiskys her. Seine rauchig-süßen Torfaromen und die medizinischen Noten à la Mullbinden und Jod machen ihn zur flüssigen Legende. Schwer bei so einem Malt im Portfolio noch einen oben drauf zu setzen. Laphroaig ist es dennoch gelungen: Warum der Quarter Cask trotz seines jüngeren Alters eine spannende Alternative ist, erfahrt ihr in unserem Tasting-Artikel!
Seine Besonderheit trägt dieser Single Malt schon im Namen: Er lagert in den namensgebenden Quarter Casks. Dabei handelt es sich bei Laphroaig um kleine Fässer mit nur ca. 125 Litern Inhalt. Eigentlich sind sie nur halb so groß wie die normalen Hogsheads, welche die Brennerei einsetzt. Doch Laphroaig nimmt Bezug auf die historischen Quarter Casks, welche früher aus Sherry Butts zurückgebaut wurden. Und ein ehemaliges Sherry Butt fasst stolze 500 Liter Whisky, den Inhalt von vier Quarter Casks.
Tatsächlich mogelt die Destillerie hier etwas mit der Bezeichnung, denn die Quarter Casks werden aus frischem amerikanischem Eichenholz speziell für die Destillerie angefertigt. Auf der anderen Seite würde “Laphroaig Half Cask” aber eben auch nur halb so gut klingen…
Durch die Lagerung in den kleineren Quarter Casks kommt ein größerer Teil des Whiskys in kürzerer Zeit mit dem Holz in Kontakt. Die Extraktion aus den Fasswänden läuft schneller ab, im Falle des Laphroaig QC soll die Reifungsgeschwindigkeit des Whiskys laut offiziellen Angaben um 30 % erhöht sein.

Was steckt drin, wo Laphroaig Quarter Cask draufsteht?
Der Laphroaig Quarter Cask reift zunächst für 5 Jahre in amerikanischen Ex-Bourbon-Barrels und erhält dann ein 7-monatiges Finish in den neuen Quarter Casks. Die Destillerie spart im Vergleich zum Bestseller Laphroaig 10 Jahre also einiges an Lagerzeit ein.
Mit 48 % Alkoholgehalt wird der Laphroaig Quarter Cask deutlich stärker abgefüllt. Der Whisky trägt kein Age-Statement, wird nicht gefiltert, aber mit Farbstoff getönt, bevor er in die klassisch gestaltete Flasche kommt.
Wir sind gespannt ob die Formel aus kürzerer Reifung, kleineren Fässern und höherer Alkoholstärke aufgeht. Kann der Laphroaig Quarter Cask mit dem 10-jährigen Klassiker im Tasting gleichziehen? (Spoiler: Ja, kann er durchaus!)

Unser Tasting des Laphroaig Quarter Cask
Wie riecht er?
Mit seinen intensiv rauchigen Noten schmökert uns der Laphroaig Quarter Cask direkt nach dem Einschenken ganz unverblümt das Zimmer zu. Der Geruch von Grillkohle und verbranntem Holz mischt sich erdig-torfigen Noten, die an feuchten Lehmboden erinnern. Geröstetes Roggenbrot mit Meersalz trifft auf süßliche Noten von Apfelschalen. Die medizinischen Noten sind weniger stark ausgeprägt als beim Laphroaig 10 Jahre, eine leicht chemische Note hinten “verwöhnt” unsere Nasen mit dem Duft von Pflastern. Alles in allem ein sehr robuster und intensiver Geruch.
Wie schmeckt er?
Auch hier gibt sich der Laphroaig Quarter Cask keine Blöße: Ganze Kaskaden von Rauch und Torf qualmen den Mund zu. Dieser Whisky wirkt kraftvoll, dunkel und zugleich lebendig. Aber auch die süßen Noten kommen mit Datteln und Rosinen nicht zu kurz. Stark gerösteter Espresso und Herrenschokolade bringen dunkel-würzige Nuancen in den Mund. Pfeffrig kitzelt der Alkohol den Gaumen, bevor sich der Quarter Cask mit etwas Meersalz und Zitronenschale kurz angebunden verabschiedet. Der ausgeprägt rauchige und torfige Geschmack bleibt noch lange im Mund zurück. Ein Whisky, der nicht lange fackelt, sondern gleich alles in Flammen aufgehen lässt.
Aktualisiert am 6.12.2023 um 16:30 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
4 Kommentare
Aus meiner Sicht nicht der Whisky zum Genießen am Kamin, da fehlt ihm die Raffinesse, aber der perfekte, robuste Begleiter zu einem Bier unter Freunden.
Nachdem ich rund 30 Jahre aufgrund schlechter Erfahrungen in der Jugend auf Whisky verzichtet hatte, bin ich nach dem Genuss eines Cocktails mit u.a. Whisky darin wieder auf den Geschmack gekommen. Allerdings mit dem Vorsatz, auf rauchige Exemplare zu verzichten. Doch irgendwann packte mich doch die Neugier und ich probierte ausgerechnet diese Rauchbombe als erstes.
Und was soll ich sagen, im Grunde war der erste Eindruck schon beim Öffnen und erst recht beim ersten Probieren pervers zu nennen ob der Intensität und des Geschmacks…was ich im Endeffekt aber dann doch irgendwie geil fand, nachdem ich es habe sacken lassen.
Und nun ist speziell der Quarter Cask neben dem Arbeg Uigeadail, dem The Ileach Cask Strength und dem Kilchoman Machir Bay mein absoluter Lieblings-Single-Malt, den ich auch immer wieder kaufe wenn eine Flasche leer ist. 😉
Wir haben den Quarter Cask zum Kennenlernen gekauft. Auch wo die Rauchnoten sehr deutlich sind, finden wir den süßen Fruchtgeschmack sehr auffallend und sehr lecker. Es wir nicht bei dieser ersten Flasche bleiben! Er schmeckt uns besser als der Laphroaig 10 Jahre, wenn auch wie oben geschrieben, etwas wenig komplex.
Diesen Whisky habe ich zu meinem 25. Geburtstag geschenkt bekommen, und dann für einen angemessenen Anlass aufbewahrt…ein halbes Jahr später war es soweit und meine Frau und ich haben ihn gemeinsam geöffnet…in unserer Hochzeitsnacht, nachdem wir ganz unverhofft doch noch am Tag, bevor ihre Aufenthaltsgenehmigung auslief, einen Termin in Ærøskøbing in Dänemark bekommen haben.
Dieser Tag wird uns für den Rest unseres Lebens in Erinnerung bleiben, genau wie dieser Whisky.
Zum Whisky selbst: Ich finde die namensgebenden Quarter Casks bilden eine wunderbare Ergänzung zum kräftigen Geschmack des Laphroaigs – ein außergewöhnlich runder und schöner Whisky, wenn auch sicher nichts für jedermann.