Laphroaig ist bekannt für seine kompromisslosen Aromen: Stark rauchig und torfig, dazu herbe medizinische Noten – also nicht unbedingt das, worauf ein typischer Whisky-Einsteiger gleich auf Anhieb abfährt.
Der Laphroaig Select ist in diesem Sinne ein gewagter Spagat: Er soll etwas milder und versöhnlicher daherkommen. Zum einen die typischen Torfnoten eines Islay-Whiskys in sich tragen, zum anderen aber auch nicht abschrecken, sondern interessierten Neulingen eine Brücke zur Whisky-Insel bauen.
Klar ist auch: Bei hartgesottenen Fans kann man mit so einer Abfüllung nicht punkten. Sie verspotten den Laphroaig Select als weichgespülte Variante des legendären Laphroaig 10 Jahre. Haben sie recht oder sollte man dem Select eine Chance geben? Bevor wir zum Tasting kommen, wollen wir zunächst klären, was eigentlich drin ist in der schmucken Flasche, die für den Select extra mit einer grünen Banderole und einem keltischen Symbol geschmückt wurde.

Was steckt drin, wo Laphroaig Select draufsteht?
Der Laphroaig Select wird aus einem ganzen Potpourri an Fässern komponiert. So sollen Single Malts von jeder (!) prägenden Stilrichtung enthalten sein, welche die Islay-Brennerei herstellt:
- Laphroaig Quarter Cask
- PX Cask (u.a. Pedro Ximenez Sherry)
- Triple Wood (u.a. Oloroso-Sherry)
- Laphroaig 10 Jahre
Die verschiedenen Single Malts werden miteinander vermählt und sollen den Geschmack des Select prägen. Ein Best-of-Laphroaig gewissermaßen. Als Krönung erhält der Laphroaig Select ein sechsmonatiges Finish in neuen Virgin Oak Casks aus amerikanischer Eiche.
Der Laphroaig Select verfügt über keine Altersangabe. Bei einigen der genannten Whiskys ist aber bekannt, dass sie eher jung in die Flasche kommen. So soll der Laphroaig Quarter Cask nur etwas über 5 Jahre alt sein.
Was für einen Einsteiger-Whisky erstaunt: Der Laphroaig Select wird nicht gefärbt, kommt also mit natürlicher Farbe in die Flasche. Vermutlich fand zuvor jedoch eine Kältefiltration statt, um Schwebeteilchen aus dem Whisky zu filtern. Der Alkoholgehalt von 40 % entspricht dem Standard.
Angesichts der Vielzahl der verwendeten Fässer wird es spannend zu sehen sein, ob sich einzelne Einflüsse im Tasting des Laphroaig Select überhaupt noch isolieren lassen. Nosing-Gläser gezückt und auf gehts zur Verkostung!

Unser Tasting des Laphroaig Select
Wie riecht er?
Aus dem Glas entwickelt sich sofort ein intensiver Torfgeruch. Hinzu gesellt sich eine leichte Zitrusnote sowie ein Hauch Himbeeren mit Meersalz. Die Aromen steigen beim Laphroaig Select sehr kompakt und nicht besonders komplex in die Nase. Vom Charakter wirkt der Whisky jung und spritzig.
Wie schmeckt er?
Trotz kräftiger Rauch- und Torfnoten wirkt der Laphroaig Select vom Mundgefühl überraschend weich. Die Aromen eines Grillfeuers treffen auf Orangen und Mandarinen. Eine maritime salzige Note ist ebenfalls mit dabei. Der Abgang ist dezent bitter und pfeffrig mit einer Note, die an Pflaster und Verbandsmaterial erinnert. Die torfigen Noten bleiben noch lange im Mund zurück.
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Laphroaig Select vs. Laphroaig 10 Jahre
Wie schlägt sich der Neuankömmling in der Laphroaig-Familie gegen den bekannten 10-jährigen? Wir wagen den direkten Vergleich und schenken beide Whiskys ein. Der erste Eindruck lässt nicht lange auf sich warten: Beim Laphroaig 10 gehen unsere Mundwinkel schlagartig nach oben. Dieser Whisky ist doch noch mal ein ganz anderes Kaliber. Wie die Welle einer Sturmflut reißt uns der Aromen-Korso vom Sessel. Gläser festhalten! Haben alle ihre Rettungswesten und Nebelhorn dabei?
Im Vergleich wirkt der Laphroaig 10 Jahre intensiver und markanter als der Laphroaig Select. Letzterer kann vor allem beim Mundgefühl punkten, welches weicher und angenehmer ist. Wer den Schritt in Richtung Islay wagen möchte, macht mit beiden Whiskys nichts verkehrt. Persönlich wäre für uns der Laphroaig 10 Jahre aber die erste Wahl.
4 Kommentare
Auch ich bin erstaunt – mit Farbstoff (Geschenkverpackung) oder ohne Farbstoff (Flasche)?
Ich finde ihn eher geschmacklich blass und damit weniger, als dass mir die Nase sagt. Ich werde ihn mit einem auf Fasstärke belassenem Islay-Malt blenden. Mal sehen, was sich dann entwickelt. Ich habe auch den Hinweis auf Farbstoff.
Wirklich zart im Vergleich zum 10-jährigen. Schmeckt aber.
Nur seltsamerweise deklariert die (Geschenk-)Verpackung, welche ich heute gekauft habe: mit Farbstoff.
Hallo Anja,
danke für deinen Kommentar und den Hinweis zum Farbstoff. Wir werden der Sache in jedem Fall noch einmal nachgehen, denn auf unserer Dose des Laphroaig Select steht hinten explizit “Bottled at natural colour”.
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin