Es klingt verführerisch: Das eigene Whiskyfass, gefüllt mit einem kostbaren Single Malt und gereift vor den eigenen Augen. Einmal Master Blender sein und selbst entscheiden, wann der Whisky bereit für die Abfüllung in Flaschen ist. Regelmäßiges Verkosten inklusive…
LIDL ermöglicht jetzt jedem neugierigen Whisky-Fan dieses kleine Abenteuer – zumindest wenn man bereit ist 999 Euro auf den Tisch zu legen. Denn so viel kostet das 30 Liter-Ben Bracken-Whiskyfass, welches der Discounter derzeit in seinem Onlineshop anbietet.

Ein kleines Sherry Cask gefüllt mit 30 Liter deutschem New Make
Nur wer den Beschreibungstext komplett liest, erfährt die wohl wichtigste Information: Der New Make in dem Ben Bracken-Whiskyfass stammt nicht aus Schottland, sondern aus der deutschen Whisky-Brennerei Eckerts, die ihren Sitz im saarländischen Tholey hat.
Das erstaunt schon etwas, denn bisher wurde die Eigenmarke Ben Bracken von LIDL ausschließlich für schottische Whiskys verwendet – wir denken an die Single Malts Ben Bracken 27 Jahre Islay oder den Ben Bracken 28 Jahre Speyside.
Geliefert wird ein kleines First-fill Oloroso-Sherryfass, welches von Küfern in Handarbeit aus größeren Fässern zurückgebaut wurde. Es ist zu vermuten, dass es sich um Sherry-seasoned casks handelt.
Drinnen stecken 30 Liter Single Malt New Make mit 54,3 % Alkoholgehalt. Das klingt erst einmal nach viel, aber die meisten schottischen Brennereien füllen ihren New Make mit 63,4 oder 63,5 % Alkohol ins Fass. So hat er ausreichend Ausdauer, um eine längere Zeit der Verdunstung durchzuhalten und dann zum Beispiel als Cask Strength mit etwas über 50 % Alkoholgehalt abgefüllt zu werden.
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Nach drei Jahren wird aus dem Ben Bracken ein Whisky
Nach drei Jahren Reifezeit wird aus dem New Make ein vollwertiger Whisky. Viel länger sollte man den Ben Bracken Single Malt dann aber vermutlich auch nicht reifen lassen, denn der Einfluss des Holzes ist bei Fässern dieser Größe enorm. LIDL selbst spricht von einer dreimal schnelleren Reifung im kleinen Ben Bracken-Fass. Empfohlen wird eine regelmäßige Verkostung, die natürlich Teil des ganzen Spaßes ist.
Und auch der so genannte Angels’ Share ist groß: Es wird mit ca. 4 % Verdunstung pro Jahr gerechnet, sodass nach drei Jahren Reifezeit eher 26,5 Liter als 30 Liter im Whiskyfass enthalten sein werden – so ganz genau kann man das aber nur durch ausprobieren herausfinden.
Dass Fass ist gebrandet und nummeriert und wird inklusive kleinem Fassbock zum Aufstellen, einer Pipette zum Probenehmen, einem Zertifikat und einer Flasche zum Abfüllen per Spedition angeliefert. Wer neugierig ist, gelangt hier zum Ben Bracken-Fass im LIDL-Shop.
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Fazit: Für wen lohnt sich das eigene Ben Bracken-Whiskyfass?
Bleibt die Frage, für wen sich der Kauf des Ben Bracken-Fasses lohnt. Wer einfach nur entspannt ein schönes Dram zum Feierabend genießen möchte, greift angesichts des Preises von fast 1.000 Euro wohl besser zu einzelnen Abfüllungen und hat dann die ganze Vielfalt.
Geht man von 26,5 Litern Whisky nach drei Jahren Reifezeit aus, dann kostet ein Liter selbst gereifter Ben Bracken immerhin 37,69 Euro. Für diesen Literpreis bekommt man auch schon viele etablierte 10 bis 12 Jahre alte Single Malts für Einsteiger.
Das kleine Fass ist vor allem für die Whisky-Fans interessant, die einmal einen Reifungsprozess ganz aus der Nähe erleben wollen: Das Gefühl regelmäßig in den Single Malt hineinschmecken zu können, feine Unterschiede zwischen den Proben an unterschiedlichen Zeitpunkten zu erkennen – darin steckt der Spaß am eigenen Cask.
Ganz wie ein Master Blender kann man sich aber nicht fühlen: Denn der hat schließlich üblicherweise die Auswahl aus Tausenden von Fässern in unterschiedlichen Reifungsstufen und Vorbelegungen und kann den Single Malt aus diesem Bestand komponieren.
3 Kommentare
Hm –
“und kann den Single Malt aus diesem Bestand komponieren.”
Wenn etwas komponiert wird, dann ist es doch eher “blended”, oder?
Was kann man denn an einem Single Malt komponieren?
Hallo Christian,
vielen Dank für deine Frage. Single Malts werden ausschließlich aus gemälzter Gerste gebrannt und stammen aus einer einzigen Destillerie.
Dennoch werden Single Malt Abfüllungen aus verschiedenen Whiskyfässern geblendet. Anders ist es nur bei Single Cask Whiskys, die tatsächlich aus einem einzigen Fass stammen.
Die Auswahl der Fässer und die Komposition derselben durch den Master Blender hat eine entscheidende Auswirkung auf den Charakter und Geschmack der Abfüllung.
Viele Grüße
Samuel vom Malt Whisky Magazin
Hi,
zuerst mal cooler Beitrag danke für die Recherche. Find ich eigentlich eine gute Idee mit dem Whiskyfass. Klar der Preis mit 1000 Euro kann schon einschüchtern, aber andererseits ist es dann doch ganz cool sein eigenes Whiskyfass zu haben und die Reifung hautnah mitzuerleben.