Stellt euch vor ihr sitzt bei Günther Jauch im Studio. Zur besten Sendezeit heißt es “Wer wird Millionär?”. Und dann kommt da diese Frage: “Wie heißt eine 1999 in Schweden gegründete Whisky-Destillerie?” Ihr überlegt nicht lange, verzichtet auf Telefonjoker, 50/50-Joker und Publikumsjoker. Denn ihr habt diesen Artikel gelesen und wisst, es kann sich nur um Mackmyra handeln. Die Million ist euch sicher (gerne geschehen, meldet euch doch mal…)! Bis es soweit ist, erfahrt ihr in diesem Artikel wie es um die schwedische Whisky-Destillerie steht und ob der rauchige Mackmyra Svensk Rök einen Schluck wert ist.
Mackmyra aus dem 7.000-Seelen-Ort Valbo unweit der Ostsee hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, so etwas wie das Synonym für schwedischen Whisky zu werden. Zwar gibt es auch noch die Box Destilleri aus Bjärtra, die jedoch erst seit 2010 in Betrieb ist und deshalb in Sachen Bekanntheit noch einiges aufzuholen hat. Mackmyra ist die weitaus größere und international bekanntere Whisky-Brennerei aus Schweden.
Nach zehn Jahren baute Mackmyra eine zweite Destillerie
Die Geschichte von Mackmyra lässt sich aus zwei Blickwinkeln erzählen. Zum einen ist es die Story eines großartigen Wachstums. Die 1999 in Valbo eröffnete Destillerie war bereits nach zehn Jahren zu klein. Man investierte deutlich über 55 Mio. Euro in eine neue Brennerei, die sich in einem architektonisch spektakulären 37 Meter hohen Turm im Nachbarort Gävle befindet. Es handelt sich um ein ungewöhnliches Bauwerk und vermutlich um eine der höchsten Destillerien der Welt. Während die alte Brennerei von Mackmyra inzwischen nur noch für Sonderabfüllungen und Marketingzwecke verwendet wird, stammen die meisten Whiskys heute aus dieser neuen Anlage.
Ein schwieriger Start als junge Whiskybrennerei
Zum anderen zeigt sich bei Mackmyra der enorme Kapitalbedarf einer neu gegründeten Destillerie. Im Jahr 2016 – also gut 17 Jahre nach ihrer Gründung – weist der Geschäftsbericht einen Verlust von 26,1 Mio. schwedischen Kronen aus. Das sind umgerechnet immerhin über 2,6 Mio. Euro. Ein wichtiger Grund für das negative Ergebnis dürfte sein, dass ein Großteil des Whiskys erst einmal über Jahre hinweg in Fässern reifen muss und in dieser Zeit keinen Gewinn einbringen kann. Dennoch fallen ständig Kosten an für Rohstoffe, Energie, Instandhaltung, Mitarbeiter usw.
Wer sich den Finanzreport (der jeweils aktuellste ist hier zu finden) genauer anschaut, erhält interessante Einblicke in die Mechanismen der Branche und die finanziellen Herausforderungen, denen sich eine junge Destillerie stellen muss. Da Mackmyra eine Aktiengesellschaft ist, bleiben die Zahlen nicht unter Verschluss, sondern müssen veröffentlicht werden. Von den schwierigen Zeiten lassen sich die Mitarbeiter um Master Blenderin Angela D’Orazio – eine der wenigen Frauen in der Whisky-Industrie – dennoch nicht verunsichern und machen einfach das, was sie (hoffentlich) am besten können: Whisky brennen. Und das auf eine ganz eigene, schwedische Art.
Zwei Rezepte prägen den Charakter der Mackmyra-Whiskys
Eine Besonderheit der schwedischen Single Malts von Mackmyra ist, dass sie auf zwei unterschiedlichen Rezepten basieren. So wird die erste Variante von Mackmyra fruchtig und elegant gebrannt, die zweite hingegen als rauchige Version. Der Rauch kommt dabei nicht aus Torf, sondern aus dem Holz des Wacholderbaums, welches beim Trocknen der Gerste verbrannt wird. Auch Torfmoose werden teilweise zugegeben – beides soll für ein regionaltypischeres Raucharoma im Whisky sorgen.
Heute wollen wir eine der Kernabfüllungen verkosten, den Mackmyra Svensk Rök. Der Name bedeutet übersetzt “Schwedischer Rauch” – und tatsächlich dominieren die Rauchnoten die folgende Verkostung dieses No-Age-Statement-Whiskys. Der Svensk Rök wird mit leicht erhöhtem Alkoholgehalt von 46,1 % in eine 0,5 Literflasche abgefüllt. Während die kleineren Flaschen bei Gin längst zum Standard gehören, sind wir Whisky-Genießer ja doch immer noch an 0,7 Liter als gängige Größe gewöhnt.
Unser Tasting des Mackmyra Svensk Rök
Wie riecht er?
Wie ein junger Islay-Whisky fährt der Svensk Rök gleich zur Begrüßung schon jede Menge Rauch auf. Eine fruchtig-säuerliche Note durchzieht die schwedischen Schwaden, die wild wabernd tatsächlich etwas nach Wacholder schmecken. Weitere waldige Noten kommen hinzu. Wir riechen kleine Beeren, Moos, Waldboden und frisch gesägtes, harziges Kiefernholz. Baut hier etwa gerade ein Billy-Regal auf? Ländliche Aromen wehen herüber, sie lassen den würzig-rauchigen Mackmyra fast wie einen Mezcal wirken. Der Charakter des Whiskys ist jung, was aber nicht störend wirkt, sondern ganz gut zum Rauch passt.
Wie schmeckt er?
Eine warme Rauchnote durchzieht auch den Geschmack. Der Mackmyra Svensk Rök schmeckt süßlich und nach trockenem Holz. Im Abgang ist die Schärfe des Holzes recht stark ausgeprägt. Ansonsten ist der Geschmack seltsam kurz und schmal, es mangelt dem rauchigen Schweden deutlich an Körper und Tiefe. Bevor man den Eindruck vertiefen kann, ist der Whisky auch schon wieder zu Ende. Nach der interessanten Nase hatten wir uns vom Geschmack definitiv mehr versprochen.
Aktualisiert: 29.03.2024 um 08:09 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
1 Kommentar
Eine junge Brennerei wie die Mackmyra braucht vielleicht ihre Zeit um Körper in den whisky zu bekommen.
Ich kann dir nur zu dem Special 07 von Mackmyra raten, wenn du der Brennerei in Punkto Geschmack noch eine zweite Chance geben willst.
Dazu kommt das einzigartige Finish in Moltebeerweinfässern, der teuersten Wildbeere der Welt.
Meiner Meinung nach ein Statement und eine Tasting Herausforderung für deinen Blog.
Liebe Grüße
Yannik