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Was ist ein Moonshine?
Schon der Name Moonshine deutet darauf hin, dass die Spirituose nicht aus einem bestimmten Getreide oder nach einer bestimmten Herstellungsweise gewonnen wird: Der Moonshine heißt so, weil er zur Zeit der Prohibition in den USA illegalerweise bevorzugt nachts, also bei Mondschein gebrannt wurde.
Während der amerikanischen Prohibition von 1920 bis 1933 waren die Herstellung, der Verkauf und der Konsum von Alkohol in den Vereinigten Staaten verboten. Ausnahmen wurden für Alkoholika für medizinische Zwecke gemacht – so gelang es der Whisky-Marke Laphroaig etwa, sich mit ihrem streng torfigen Geschmack als Medizin deklarieren zu lassen, die in Apotheken auf Rezept verkauft werden durfte.
Während überall im Land weiter heimlich “auf Rezept” oder in versteckten Speak-Easy-Bars getrunken wurde, machten sich findige Schwarzbrenner daran, die begehrten Spirituosen selber herzustellen: Der Moonshine entstand.

Woraus wird Moonshine hergestellt?
Obwohl Moonshine aus den verschiedensten Getreidesorten oder sogar Obst gebrannt werden kann, griffen die Schwarzbrenner zu Zeiten der Prohibition doch auf das zurück, was gut verfügbar war: So wurde der historische Moonshine häufig aus Mais von den Feldern gebrannt, auch andere Getreidesorten wurden beigegeben.
Auch für modernen Moonshine gibt es keine verbindlichen Vorgaben. Fast immer handelt es sich um einen Getreidebrand. Vom Stil und Geschmack ähnelt ein heutiger Moonshine am ehesten einem Grain Whisky. Auch Ähnlichkeiten zu deutschem Kornbrand sind je nach Getreidesorte vorhanden.
Wie wird Moonshine hergestellt?
Hier zeigen sich die deutlichsten Unterschiede zwischen dem historischen und dem heutigen Moonshine: Die Schwarzbrenner produzierten früher vor allem im kleinen Rahmen. Ihre Maische destillierten sie in kleinen Brennblasen (so genannten Pot Stills), teilweise aber auch in improvisierten Brennapparaten.
Moderne Moonshine-Sorten werden heute fast ausschließlich im kontinuierlichen Brennverfahren in stählernen Column Stills gebrannt. Bei diesem industriellen Prozess kann ohne Unterbrechung eine große Menge Alkohol gewonnen werden. Das Ergebnis ist ein klares und sehr reines Destillat, welches nicht viel mit den ruppigen Bränden der Vergangenheit zu tun hat.
Ist Moonshine ein Whiskey?
Auch wenn Moonshine ebenso wie zum Beispiel amerikanischer Bourbon aus einer Getreidemischung hergestellt wird, handelt es sich dennoch nicht um einen Whiskey. Zwar sehen die Vorgaben für die Bourbon-Herstellung eine Mash Bill mit mindestens 51 % Mais vor (dies wäre auch für einen Moonshine möglich) – es fehlt dem “Schwarzgebrannten” aber die Lagerung in Holzfässern.
Bourbon Whiskey muss als Whiskey-Sorte per Gesetz in neuen, frisch ausgebrannten Fässern aus amerikanischer Eiche gelagert werden. Eine Mindestlagerdauer gibt es nicht, allerdings reifen die meisten Bourbons für vier Jahre oder länger in dem Holz.
Für die historischen Schwarzbrenner wäre die Lagerung in Holzfässern viel zu aufwändig und auch riskant gewesen: Wer ständig mit der Angst lebt, dass die eigene Destille auffliegt, der baut sich nicht noch ein großes Lagerhaus mit hunderten Fässern daneben und wartet mehrere Jahre bis der Schnaps fertig gereift ist – oder das FBI das Gelände stürmt.
Und natürlich war auch gar nicht die Notwendigkeit da, den Moonshine im Holz reifen zu lassen: Durch die Prohibition wurden den Schwarzbrennern ihre Destillate auch so quasi aus den Händen gerissen. Eine Qualitätskontrolle gab es praktisch nicht.
Wie echt ist moderner Moonshine?
Moderne Moonshine-Marken spielen mit den Legenden von der alten Schmuggler-Spirituose. Die Abfüllungen erscheinen wie früher in Marmeladengläsern, den so genannten Mason Jars. Ansonsten haben die neuen Moonshine-Kreationen kaum etwas mit dem Schnaps von früher zu tun.
Das ist vermutlich sogar ganz gut: Denn der Moonshine zu Zeiten der Prohibition war ein überaus rauer, fuseliger Brand. Den heutigen Ansprüchen an eine genießbare Spirituose würde er kaum erfüllen.
Eignet sich Moonshine für Whiskey-Einsteiger?
Moderne Moonshine-Marken locken mit einer Vielzahl an originellen Aromen: Von Apple Pie über Kirschen bis hin zu Haselnüssen reicht die Palette, die auch Einsteiger für die Spirituose begeistern sollen.
Der Moonshine ist damit dichter an Party-Spirituosen als an einem amerikanischen Whiskey. Häufig wird mit zugesetzten Aromen gearbeitet, die Destillate sind bisweilen kräftig gesüßt und ähneln dann eher einem Likör. Ob einem das gefällt ist am Ende natürlich Geschmackssache.
Wer einen amerikanischen Whiskey genießen möchte, ist bei den meisten Moonshine-Kreationen aber an der falschen Adresse.
Wo die besten Bourbons ihre Aromen aus einer mehrjährigen Fasslagerung ziehen, stehen klare Moonshines im Vergleich eher nackt da: Sie ähneln vom Aroma her am ehesten einem Grain Whisky oder Kornbrand.
Zum Mixen von Drinks sind Moonshines mit diesem Aromenprofil dennoch vorzüglich geeignet. Viele Vodka-Cocktails funktionieren zum Beispiel auch sehr gut mit Moonshine. Man sollte den Moonshine nur ganz klar als eigene Gattung verstehen, die neben Bourbon Whiskeys und Scotch Blends besteht – und dort eine wachsende Fangemeinde begeistert.
5 beliebte Moonshine-Sorten im Vergleich
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2 Kommentare
Guten Tag Lukas,
hier ist es ja mal richtig interessant. Wenn ich das hier jetzt mal richtig verstanden habe, fehlt den Moonshines die Reifezeit. Genau hierin sehe ich nun aber Potenzial.
Könnte man zum Beispiel sich ein entsprechendes Fass besorgen und anschließend, je nach Geschmack, mehrere Moonshines kaufen um aus diesen eine Komposition zu erstellen und anschließend im Fass reifen lassen um einen eigenen Whisky herzustellen?
Was meint Ihr zu dieser Idee, oder habt Ihr schon mal darüber nachgedacht?
Interessehalber habe ich mal nach Fässern geschaut diese gibt es in verschiedenen Größen und Holzarten, sowie neu und gebraucht.
Es wäre ja ein Heidenspaß die verschiedenen Geschmacksrichtungen der Monnshines zu komponieren und anschließend den Reifeprozess zu verfolgen. So etwas könnte mich absolut reizen.
Mit freundlichen Grüßen
Karlheinz
Hallo Karlheinz,
eine eigene Nachreifung von New Make oder Moonshine in Eichenholzfässern ist grundsätzlich möglich. Einen ganz wichtigen Punkt dafür hast Du schon erwähnt: Den Spaßfaktor. Wenn man es als Experiment sieht und beobachten möchte, welchen Einfluss das Eichenholz hat, dann spricht da doch nichts dagegen. Ob am Ende wirklich ein genießbarer oder guter Whiskey herauskommt, da würde ich aber in jedem Fall ein Fragezeichen dransetzen. Es hängt vielleicht auch von der eigenen Erwartung ab.
Hier haben wir ein ähnliches Experiment mit Eichenholz-Sticks gewagt:
https://www.maltwhisky.de/whisky-selber-nachreifen-mooreiche/
Falls Du das Experiment angehen möchtest, würde ich in jedem Fall zu einem Eichenholzfass raten. Neue Fässer bringen sehr intensive Aromen in das Destillat. Und: Je kleiner das Fass ist, umso stärker ist der Holzeinfluss. Ein klarer Moonshine eignet sich vermutlich am besten für eine Nachreifung, da er üblicherweise nicht gesüßt ist und keine Aromen enthält.
Lass gerne mal von Dir hören, was dabei herausgekommen ist!
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin