Die beliebtesten Whiskys aus dem Oloroso-Sherry-Cask
Aktualisiert am 7.06.2023 um 09:25 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Inhaltsverzeichnis
Früher wurden Sherrys in Eichenholzfässern von Spanien auf dem Seeweg nach Großbritannien exportiert. Auf diese Weise landeten die Fässer auch in Schottland und wurden für die Reifung von Whisky weiter verwendet. Heute wird deutlich weniger Sherry genossen – die Tradition schottischen Whisky in spanischen Casks zu reifen, ist jedoch erhalten geblieben.
Auch wenn Hersteller es gerne anders darstellen: Die wenigsten Sherry-Casks in schottischen Warehouses sind echte Bodega-Casks, die über viele Jahre verwendet wurden. Die meisten Sherryfässer sind sogenannte “seasoned casks“, die speziell für die schottischen Brennereien in den spanischen Bodegas hergestellt werden. So auch viele Oloroso-Sherryfässer.
Woher stammen Oloroso-Sherryfässer?
Oloroso-Sherryfässer stammen immer aus Spanien. Genauer gesagt aus der Gegend rund um den Ort Jerez de la Frontera im Süden der iberischen Halbinsel. Ausschließlich im sogenannten “Sherry-Dreieck” dürfen die unterschiedlichen Sherry-Weine hergestellt werden.

Was ist Oloroso-Sherry?
Bei Sherry handelt es sich allgemein um fortifizierte Weißweine. Oloroso ist ein oxidativ gereifter Sherry aus Palomino-Trauben. Diese Sherry-Sorte ist typischerweise körperreich, kräftig und trocken, wird jedoch teilweise durch Zugabe von anderen Sherry-Sorten gesüßt. Die Eigenschaften des Oloroso-Sherrys übertragen sich auf das Fass und bei einer späteren Reifung auf den Whisky.

Warum wird Whisky in Oloroso-Fässern gereift?
Für die Reifung von Whisky sind Oloroso-Casks wegen ihres harmonischen Charakters sehr beliebt. Der Geschmack des Oloroso-Sherrys fügt sich bei den meisten Abfüllungen elegant in die Aromen des Whiskys ein, ist jedoch nicht zu dominant. Oloroso-Sherryfässer können auf diese Weise weitere Aromen in eine Abfüllung einbringen.
Auch Eichenholzfässer anderer Sherry-Sorten, wie zum Beispiel Pedro Ximénez (PX) werden für die Reifung von Whisky verwendet. Oloroso-Fässer sind im Vergleich zu PX-Casks jedoch weniger süß und üppig.
Für die Lagerung gibt es mehrere Varianten:
- Ein Sherry-Cask-Whisky lagert über die komplette Dauer in Sherryfässern
- Ein Single Malt mit Sherry-Finish reift zunächst häufig in Ex-Bourbon-Barrels und komplett zum Abschluss für einige Monate/Jahre in ein Sherry-Cask (z.B. Oloroso-Cask)
- Bei der parallelen Reifung lagert ein Teil des Whiskys in Ex-Bourbon-Barrels, ein anderer in zum Beispiel Oloroso-Sherry-Casks. Anschließend findet eine Vermählung beider Sorten statt.

Welche Aromen bringt der Oloroso-Sherry in den Whisky?
Oloroso-Sherrys sind in ihrem Charakter trocken, kräftig und körperreich. Whiskys, die in ehemaligen Oloroso-Sherry-Casks gereift wurden, sind meistens von holzigen sowie reifen, fruchtigen Aromen geprägt. Das jeweilige Aromenprofil hängt dabei auch von der der Dauer der Reifung, der Intensität (First fill, Second fill) sowie der Güte der verwendeten Fässer ab.
Typisch für in Oloroso-Casks gereifte Whiskys ist ein trockenes, aber auch weiches, volles Mundgefühl. Prägnante Noten, die bei in Oloroso-Fass gereiften Whiskys entdeckt werden können, sind Trockenfrüchte, wie Feigen, Pflaumen und Rosinen. Die Fruchtnoten werden häufig durch markant würzige Eichenholznoten ergänzt.
Wie groß sind Oloroso-Sherry-Casks?
Oloroso-Sherryfässer sind mit einem Volumen von 500 Litern deutlich größer als herkömmliche Ex-Bourbon-Barrels, die beim Beispiel eines Hogsheads nur rund 225 bis 250 Liter fassen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Sherry-Butt.
In größeren Fässern reift ein Whisky tendenziell langsamer, da im Verhältnis weniger New Make mit der Fassoberfläche in Berührung kommt. Auch eine komplette Lagerung des Whiskys in den Fässern für viele Jahre wird so zur Option.
Es lagern aber längst nicht alle Sherry-Cask-Whiskys auch wirklich in Butts. Die Bodegas stellen auf Wunsch auch Sherry-Hogshead in der gewünschten Spezifikation her, die dann in schottischen Lagerhäusern neben gleich großen Bourbon-Casks liegen können.
Für die Herstellung der Sherryfässer kann europäisches ebenso wie amerikanisches Eichenholz verwendet werden. Der Begriff “Matured in spanish oak casks”, den man auf einigen Whiskyflaschen findet, bezieht sich auf die Herstellung der Casks in Spanien, nicht jedoch auf die Herkunft des Holzes oder die Eichenholzart.
4 Kommentare
“Die Bodegas stellen auf Wunsch auch Sherry-Hogshead in der gewünschten Spezifikation her”
Ich kann kaum glauben, dass ganze Fässer nach Schottland exportiert werden. Ist das tatsächlich so? Das wäre doch logistischer Unsinn. Auf dem Raum eines einzigen, hohlen Fasses könnten doch die Dauben von vier oder fünf Fässern transportiert werden.
Es macht doch in der Hinsicht deutlich mehr Sinn, lediglich die Bretter zu verschicken und diese vor Ort in Schottland zu konfektionieren.
Früher waren es sicher ganze Fässer, da diese natürlich voll mit Sherry waren. Aber der Sherrykonsum der Briten ist doch im Vergleich sehr gering geworden und beläuft sich heute hauptsächlich auf den Import von Flaschen und nicht mehr Fässern.
Hallo Sascha,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Die meisten Sherryfässer werden speziell für die schottischen Destillerien angefertigt und mit dem fortifizierten Jerez-Wein vorbefüllt und anschließend für eine gewisse Zeit in großen Lagerhäusern gereift. Hier haben wir bereits ausführlich darüber berichtet.
Da die Fässer innen feucht bleiben sollen und auch noch bis zu 10 Liter flüssigen Sherry enthalten, werden sie üblicherweise komplett am Stück transportiert.
Die Transportkosten sind im Vergleich zum zweimaligen Einsatz eines Küfers (zum Zerlegen des Fasses in Spanien und zum Zusammensetzen in Schottland) sicher geringer. Bei Kaufpreisen zwischen 700 bis 1150 Euro pro angefertigtem Sherry-Cask sind sie ein eher kleiner Posten.
Amerikanische Bourbon Barrels werden meines Wissens häufig auch zerlegt transportiert – hier ist der Seeweg aber auch deutlich weiter als von Spanien nach Großbritannien.
Viele Grüße
Lukas vom MALT WHISKY Magazin
Hey Lukas,
danke für die Info.
Das Thema Fässer ist echt faszinierend.
Ein Besuch in der Speyside Cooperage steht definitiv auf dem Zettel für den nächsten Schottland-Trip.
Hallo Sascha,
mach das unbedingt. Ein Besuch bei der Speyside Cooperage lohnt sich immer. Es ist beeindruckend zu sehen, wie schnell und doch handwerklich dort gearbeitet wird!
Viele Grüße
Lukas vom MALT WHISKY Magazin