Aktualisiert am 21.09.2023 um 21:54 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Bereits seit 1929 wird in der ursprünglichen Port Charlotte-Brennerei kein Whisky mehr gebrannt. Immer wieder gab es Gerüchte über eine Neueröffnung der alten Destillerie, deren Gebäude heute Bruichladdich bzw. Rémy Cointreau gehören. Konkret passiert ist bislang jedoch wenig, was wohl auch daran liegt, dass die Produktion auch in der Anlage von Bruichladdich sehr gut funktioniert.
Die Port Charlotte Whiskys stammen also aus den Brennblasen von Bruichladdich. Einen wichtigen Unterschied zwischen den beiden Marken gibt es jedoch: Während Bruichladdich-Whiskys (ganz Islay-untypisch) stets aus ungetorfter Gerste gebrannt werden, setzt man für die Whiskys von Port Charlotte auf die robuste Kraft des Torfes. Auch die Idee des regionalen Terroirs im Whisky spielt eine große Rolle – so stammt die Brenngerste komplett aus Schottland und es gibt Abfüllungen mit Islay-Gerste.
Das Portfolio von Port Charlotte ist nicht groß: Der hier vorgestellte Port Charlotte 10 Jahre ist das Flaggschiff der Marke. Er wird flankiert vom Port Charlotte Islay Barley, der auf Gerste von der Insel basiert und als Jahrgangsabfüllung (z.B. Vintage 2012 / 2013) abgefüllt wird. Weitere limitierte Editionen von Port Charlotte rücken bestimmte Fässer in den Fokus und richten sich an Liebhaber und Kenner.

Was steckt drin, wo Port Charlotte 10 Jahre draufsteht?
Die Gerste: Bei der Herstellung des Port Charlotte 10 Jahre wird darauf geachtet, dass zu 100 % schottische Gerste verwendet wird. Diese wird von den Bairds Maltings in Inverness nach Spezifikation gemälzt und zugeliefert.
Der Torf: Wie bereits erwähnt, wird die Gerste über Torfrauch getrocknet. Der Phenolwert in der Gerste liegt bei Port Charlotte bei etwa 40 ppm. Die Gerste wird also etwas stärker getorft als bei Bowmore und Caol Ila (je 25-30 ppm) und etwas schwächer als bei Ardbeg (55 ppm). Entscheidender ist jedoch, was letztendlich nach der Destillation und Lagerung an ppm übrig bleibt.
Die Destillation: Im Stillhouse von Bruichladdich geht es übersichtlich zu: Aus zwei Brennblasen-Paaren werden alle Whiskys der Brennerei und somit auch der Port Charlotte 10 Jahre gewonnen. Aufgrund der birnenähnlichen, hohen Form der Pot Stills sollen bei Port Charlotte relativ viele torfige Aromen im New Make landen. Eine weitere Lomond-Still wird nur für den Botanist Gin verwendet.
Die Fässer: Die Reifung des New Make erfolgt in Eichenholzfässern, wovon 65 % First Fill amerikanische Bourbon-Casks, 10 % Second Fill amerikanische Bourbon-Casks und 25 % Second Fill französische Weinfässer sind.
Die Abfüllung: Der Port Charlotte 10 Jahre wird ungefiltert und ungefärbt mit stolzen 50 % abgefüllt. Ein kräftiges und unverfälschtes Dram also, was nicht nur Kenner freuen dürfte.

Unser Tasting des Port Charlotte 10 Jahre
Wie riecht er?
Der Duft des Port Charlotte 10 Jahre ist kraftvoll torfig mit rauchigen und erdigen Nuancen. Zur Begrüßung serviert uns der Islay-Malt getrocknete Aprikosen und Sultaninen. Dann wird es pikant mit gebratenem Speck und Zwiebeln, sowie getrockneten Tomaten und Oliven. Der dunkle Abgang wird begleitet von kräftigen Rauchnoten, auch Feuerwerkskörper und helles Leder sind zu erkennen.
Wie schmeckt er?
Im Mund ist der Port Charlotte 10 Jahre im ersten Eindruck schwer und wuchtig. Die torfigen Aromen sind deutlicher zu schmecken als der Rauch, wobei Noten von Erde, Borke, salzigem Sand und dunklem gerösteten Roggenbrot im Vordergrund stehen. Ein intensiver Geschmack, aber sehr stimmig und ausgewogen. Im Hintergrund schlummert eine feine Süße, wie von Sultaninen, Äpfeln und getrockneten Aprikosen.
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9 Kommentare
Ein hervorragender Islay-Whisky, den jeder Liebhaber der torfigen und rauchigen Sorten haben sollte. Einer meiner Liebsten, wenn man das so nennen darf.
Ich muss eine “verdorbene” Flasche erwischt haben. Roch medizinisch, schmeckte medizinisch …. ein bisschen Torf, das war’s. Ich verzichtete nach dem ersten Schluck auf jeden weiteren. Die oben gemachten Beschreibungen konnte ich bei meiner Flasche nicht wiederfinden. … und ich hatte mich auf etwas besonderes gefreut (ich hoffe die Gartenpflanze geht nicht ein).
Genau diesen Eindruck hatte ich auch. Es war meine zweite Flasche Port Charlotte. Die erste war wie überall beschrieben, schon im Geruch intensiv und in weiter Umgebung des Glases war der Torf präsent. Komplett anders bei der zweiten Flasche. Wenig Geruch, wenig Kraft und medizinisch.
Habe ihn gestern probiert und muss sagen, dass der Port Charlotte 10 Jahre echt toll ist. Allerdings finde ich ihn mit ein paar Tropfen Wasser noch etwas besser, dann entfaltet er seine Aromen noch mehr. Kann locker mit Lagavulin und Co. mithalten und ist dazu noch ungefärbt und ungefiltert, toll.
Ich finde, er ist ein absolut perfekter Vertreter für die erstaunliche Wandlung vom ersten Hinschnuppern (Torf, Rauch, Fett, Wurstpelle) hin zum zweiten Riechen, nachdem man einen Schluck im Mund hat oder hatte.
Denn dann ist keine Spur mehr von harten Torftönen, dann breitet sich ein tolles Obstbukett aus – vor allem von überreifen Pfirsichen bzw. Aprikosen, die mit ihrem Zucker prahlen können…
Einfach herrlich und immer wieder wunderbar überraschend.
Hallo Daniel,
wir freuen uns sehr, dass Dir der Port Charlotte 10 Jahre auch so gut geschmeckt hat!
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Auch jetzt gerade wieder im Glas. Momentan einer der wirklich besseren Whiskys. Dabei rauche ich eine milde Zigarre.
Hat sich zu einem meiner Lieblingswhiskys herauskristallisiert. Der ist wirklich verdammt gut, wenn man auf “heavily peated” steht.
Hallo Matthias,
vielen Dank für deinen Kommentar. Wir finden den Port Charlotte 10 Jahre auch erstaunlich gut. Hat man immer wieder gerne im Glas.
Viele Grüße
Samuel