Bekannt auch als Ron Diplomático
Viele kennen Ron Botucal noch unter einem anderen Namen: Bis vor kurzem hieß er noch Ron Diplomático. Doch ein Namensstreit mit dem Discounter Aldi veranlasste die Destillerie dazu, ihren Rum in Deutschland umzubenennen. Am Inhalt hat sich nichts geändert: Der Rum wird in kupfernen Brennblasen aus Melasse destilliert und reift dann bis zu 12 Jahre lang in ehemaligen Bourbon-Fässern aus Weißeiche. Für einen Rum schon ein stolzes Alter! Erst dann wird er in die bauchige, dunkle Flasche mit dem altertümlichen Etikett abgefüllt.
Der Ron Botucal im Rum-Test
Wie riecht er?
Zunächst steigen uns vor allem alkoholische Noten in die Nase. “Riecht nach Rum”, lautet das erste noch etwas undifferenzierte Urteil unserer Verkoster. Lässt man ihn kurz atmen, erweitert sich das Spektrum. Auf der einen Seite sind da vergorene Früchte, die den süßlichen Charakter des Botucal zum Ausdruck bringen. Ananas und Mango geben hier den Ton an, ergänzt um einen Hauch Zitrusfrüchte (jedoch nicht Zitrone selbst). Auf der anderen Seite hat dieser Rum eine ausgeprägt cremige Seite. Die Assoziation nach frisch gewaschenen Bettlaken drängt sich uns auf.
Wie schmeckt er?
Im Mund zeigt Ron Botucal uns, wo der Larry den Dong hat: Weich und mild schmiegt er sich an den Gaumen, an ein Brennen wie bei anderen (und vor allem billigen) Rums ist nicht zu denken. Botucal ist dabei extrem cremig und sahnig. Seine Aromen sind nicht fruchtig, sondern durchgereift und gealtert. Im Vergleich zur letzten Verkostung haben wir dieses Mal aber andere Aromen erkannt – ein Rum-Tasting ist eben doch immer von der Tagesform abhängig.
Ron Botucal schmeckt nach weißer Schokolade, Vanille und Honig – und überwältigt uns mit seiner Cremigkeit. Widerstand ist zwecklos, der Ron Botucal lullt uns ein wie ein alter Geschichtenerzähler mit seiner tiefen, dunklen Stimme. Auf einmal liegen wir auf üppigen dunkelbraunen Loungemöbeln und schauen über eine unverschämt große Terrasse auf das knallblaue Meer. Eine große Segelyacht mit weißen Segeln schiebt sich durch das Bild. Wie diese Segel wohl schmecken? Der Ron Botucal im Glas gibt die Antwort…
Doch mit dem Ron Botucal ist es ein bisschen wie mit den alten Herren: Zu lange möchte man ihnen nicht zuhören. Der Botucal ist kein Rum, den wir den ganzen Abend trinken könnten. Dafür ist die Cremigkeit doch zu intensiv, der Rum zu durchgereift und schwer. Er bietet keine vielschichtige Explosion der Aromen, aber genug Unterhaltung für ein paar angenehme Stunden zu zweit mit der Erinnerung an alte Zeiten…
Hinweis: Laut dem Rum-Project-Forum wurde in unabhängigen Tests undeklarierter Zuckerzusatz in den Rums von Ron Botucal (Diplomatico) entdeckt.
Aktualisiert: 29.03.2024 um 09:07 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
2 Kommentare
Lecker ist der Ron Botucal auf jeden Fall, aber nur auf den ersten Schluck, mühsam auch noch auf den zweiten. Danach wird er m. E. zu süß, fast schon klebrig im Mund.
An den 12jährigen Appleton aus Jamaica kommt er nicht ansatzweise heran. Der ist ebenfalls würzig und schwer, aber auf deutlich angenehmere Weise, nicht so klebrig wie der nach mit Zucker gesättigter Schlagsahne schmeckende, eher likörartige Ron Botucal.
Hallo Impartial,
danke für deine Einschätzung. Ja der Ron Botucal ist ein sehr süßer Rum und wird anscheinend wohl auch durch Zusatz von Zucker gesüßt. Im positiven Sinne ist er schön mild, aber nicht jeder mag es so süß.
Der Appleton 12 Jahre ist ein interessanter Tipp. Werden wir mal im Auge behalten und bei Gelegenheit selber einmal verkosten!
Viele Grüße
Lukas vom Alkoblog