Die über 34 cm hohe Flasche des Scapa 16 Jahre hat schon manches Whiskyregal gesprengt und zahlreiche Scotch-Kenner in den Wahnsinn getrieben – so gesehen kann ich ganz froh sein, den Scapa nur als Dram in einer Edinburgher Bar verkostet zu haben.
Scapa kommt genau wie Highland Park von den Orkney-Inseln und gehört damit zu den nördlichsten Destillerien Schottlands. Damit wären die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Brennereien aber auch schon benannt. Die wichtigsten Unterschiede: Scapa verwendet kein Torf zum Mälzen der Gerste und benutzt ausschließlich First-Fill-Bourbon-Fässer zur Lagerung. Auf die allseits beliebten Finishes (Sherry! Port! Weißwein!) wird also verzichtet.
Bei ungetorften Insel-Whiskys kommt uns natürlich Bruichladdich in den Sinn, die mit ihren Abfüllungen – allen voran dem fruchtig-würzigen Laddie Ten 10 Jahre – seit Jahren immer wieder interessante neue Malts herausbringen. Und zwar bisweilen so viele Abfüllungen, dass man auch als neugieriger Genießer schon mal den Überblick verlieren konnte…
So etwas kann einem bei Scapa nicht passieren: Die Auswahl an Whiskys ist übersichtlich und beschränkt sich auf wenige Abfüllungen. Wer behaupten will alle Single Malts einer Destillerie getrunken zu haben, wird kaum eine Brennerei finden, die sich so schnell auf der Sammlerliste “abhaken” lässt wie Scapa.
Abhaken? Was für ein unentspannter Begriff. Wir genießen unseren Scapa 16 Jahre jetzt jedenfalls ganz in Ruhe…
Unsere Verkostung des Scapa 16 Jahre
Wie riecht er?
Die Begrüßung ist für einen Insel-Whisky ungewöhnlich mild und herzlich: Eine dezente, süße Fruchtigkeit zeichnet den Scapa 16 Jahre aus. Wir riechen Waldhonig, Kandiszucker und Aprikosenmarmelade. Eine feine Säure, die uns an Preiselbeeren erinnert, strukturiert den Duft. Über allem schwebt eine hauchdünne Wolke aus Meersalz.
Wie schmeckt er?
Kaum haben wir ihn auf der Zunge schon ist er wieder vorbei: Weich, mild und überaus angenehm gleitet der Scapa 16 Jahre durch den Mund und hinterlässt kaum mehr als ein Kitzeln auf der Zunge. Beim zweiten Schluck passen wir besser auf: Waldhonig und Marmelade, dazu Gebäck und Haselnüsse. Die feinen Zwischentöne sind das Metier des Scapa 16, er ist kein Kerl fürs Grobe. Ein wenig vermissen wir aber doch die maritimen Aromen: Bis auf eine leichte Salzigkeit ist nichts da. Auch mit dem üblichen Aufschließen (ein paar Tropfen Wasser dazu) braucht man dem Orkney-Malt nicht zu kommen – mehr Geschmack ist da nicht drin.
Aktualisiert am 4.06.2023 um 01:09 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API