Scotch vs. Irish – die Unterschiede am Beispiel
gemälzter Gerste,
ungemälzter Gerste (min. 30 %) und weiterem Getreide
leicht rauchig
(18-20 ppm)
kein Rauch
doppelte Destillation
dreifache Destillation
Amerikanische Bourbon-Barrels
Amerikanische Bourbon-Barrels & spanische Sherry-Casks
leicht rauchig
(18-20 ppm)
doppelte Destillation
Amerikanische Bourbon-Barrels
gemälzter Gerste,
ungemälzter Gerste (min. 30 %) und weiterem Getreide
kein Rauch
dreifache Destillation
Amerikanische Bourbon-Barrels & spanische Sherry-Casks
Aktualisiert am 5.06.2023 um 22:09 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Inhaltsverzeichnis
- Scotch vs. Irish – die Unterschiede am Beispiel
- Unterschied 1: Irish Whiskey schreibt man mit “ey”
- Unterschied 2: Irischer Whiskey ist fast nie rauchig
- Unterschied 3: Die meisten Irish Whiskeys werden dreifach destilliert
- Unterschied 4: Irish Pot Still Whiskey wird mit ungemälzter Gerste gebrannt
- Unterschied 5: In Schottland gibt es mehr Destillerien
- Unterschied 6: In Irland gibt es viele jüngere Whiskys, in Schottland mehr reifere Abfüllungen
- Fazit: Warum sich ein Blick nach Irland (und nach Schottland) lohnt
Unterschied 1: Irish Whiskey schreibt man mit “ey”
Auf den ersten Blick macht ein Buchstabe den Unterschied zwischen Scotch und Irish aus: Denn die Schreibweise von Whisky bzw. Whiskey ist bewusst unterschiedlich. So schreibt man Scotch Whisky grundsätzlich nur mit “y”, Irish Whiskey wird mit “ey” geschrieben.
Während sich die Geschichte der Spirituose bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, ist die unterschiedliche Schreibweise eine vergleichsweise junge Entwicklung: Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde “Whisky” nämlich stets ohne “e” geschrieben. Dann entschieden sich einige irische Destillerien ihre Abfüllungen als “Irish Whiskey” zu bezeichnen – wohl auch um sich von den schottischen Brennern auf der Nachbarinsel abzugrenzen.
Auch amerikanische Bourbon Whiskeys schreibt man mit “ey”. Hier erfährst Du mehr über die Unterschiede zwischen Scotch & Bourbon.

Unterschied 2: Irischer Whiskey ist fast nie rauchig
Irische Whiskeys gelten typischerweise als milder und weicher als ihre schottischen Verwandten. Das liegt zum einen an der dreifachen Destillation, die vielerorts eingesetzt wird (mehr dazu im kommenden Abschnitt), aber auch am Verzicht auf getorfte Gerste.
So ist das Trocknen (Darren) der Gerste über Torffeuer in Irland unüblich. Zwar gibt es einzelne Ausnahmen wie etwa Connemara, im Allgemeinen sind irische Whiskeys aber nicht rauchig.
In Schottland lassen sich rauchige Single Malts vor allem auf Islay, einigen anderen schottischen Inseln sowie bei verschiedenen Highland-Destillerien finden. Daraus lässt sich aber nicht generell schließen, dass schottische Whiskys immer mit getorfter Gerste hergestellt werden.
Die überwiegende Mehrzahl der schottischen Single Malts ist nämlich “unpeated” und somit ebenfalls nicht rauchig. So sind etwa Whiskys aus der Speyside und der Lowlands praktisch nie getorft und zeichnen sich ebenso wie ihre irischen Pendants durch milde und fruchtige Aromen aus.

Unterschied 3: Die meisten Irish Whiskeys werden dreifach destilliert
Zwar gibt es keine gesetzliche Vorschrift, dass irische Whiskeys grundsätzlich dreifach destilliert werden müssen. Aber dennoch setzt die Mehrzahl der Brennereien auf eine “Triple Distillation”, während in Schottland fast alle Malt Whiskys nur zweifach destilliert werden.
Der Einsatz von drei Brennblasen kommt dem milden, weichen und leichteren Stil der meisten irischen Whiskeys entgegen: Durch den erhöhten Kupferkontakt werden mehr unerwünschte Verbindungen aus dem Alkohol gefiltert. Der Whiskey wird reiner und filigraner im Geschmack (wobei Scotch-Fans nicht ganz zu Unrecht einwenden, dass so auch einige Ecken und Kanten verschwinden). Zugleich steigt der Alkoholgehalt und so hat irischer New Make nach der Destillation häufig einen Alkoholgehalt von rund 80 % (gegenüber rund 70 % bei zweifach gebrannten schottischen Malts). Ein leichterer Charakter des Whiskeys ist die Folge.
Es gibt einige Ausnahmen von dieser Praxis:
- So brennt etwa die schottische Lowland-Destillerie Auchentoshan ihre milden Whiskys ebenfalls dreifach, die Springbank-Brennerei in Campbeltown setzt das Verfahren für ihre Hazelburn-Malts ein.
- In Irland brennt Cooleys (bekannt durch Connemara und Kilbeggan) seine Single Malt Whiskeys nur zweifach.
Unterschied 4: Irish Pot Still Whiskey wird mit ungemälzter Gerste gebrannt
Auf den ersten Blick sind die Whiskey-Sorten in Schottland und Irland relativ ähnlich:
- So gibt es in beiden Ländern Single Malts, die aus nur einer Destillerie stammen und mit gemälzter Gerste in kupfernen Brennblasen destilliert werden.
- Auch Blends sind weit verbreitet: In Schottland bestehen sie aus einer Mischung verschiedener Single Malts und günstiger in einer Säulenbrennanlage hergestelltem Grain Whisky. Bei irischen Blends darf zusätzlich zu diesen Destillaten auch noch Pot Still Whiskey mit in die Mischung.
Pot Still Whiskey gibt es nur in Irland. Der Name führt etwas in die Irre, denn diese Sorte definiert sich vor allem über das verwendete Getreide. So wird Irish Pot Still Whiskey aus einer Mischung von mindestens 30 % gemälzter und mindestens 30 % ungemälzter Gerste hergestellt. Bis zu 5 % andere Getreidesorten können zugegeben werden. Die angesetzte Maische wird dann in kupfernen Brennblasen (pot stills) gebrannt. Single Pot Still Whiskey kommt analog zu Single Malts aus nur einer Destillerie.

Unterschied 5: In Schottland gibt es mehr Destillerien
Der irische Whiskey hat schwere Zeiten hinter sich: Nach dem zweiten Weltkrieg waren von vielen hundert Destillerien auf der grünen Insel gerade einmal zwei große Hersteller übrig geblieben (New Midleton Distillery und Old Bushmills Distillery). Diese stellten Whiskey für die unterschiedlichsten Marken her, die jedoch fast alle aus denselben Großbrennereien stammten.
Seit Anfang der 1990er Jahre kommt der irische Whiskey wieder zurück. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren verstärkt und so gibt es inzwischen wieder rund 30 aktive Malt Whisky-Destillerien auf der grünen Insel.
Um die Wartezeit auf ihre eigenen Whiskeys zu verkürzen, bieten viele dieser jungen Brennereien auch “Sourced Whiskeys” – also von den großen Brennereien hergestellte und unter eigenem Label vertriebene Abfüllungen. Nicht immer wird dies auch transparent deutlich gemacht.
Zwar haben auch die schottischen Whisky-Destillerien verschiedene Krisen und Flauten hinter sich, dennoch gibt es von den Highlands bis zu den Hebriden deutlich mehr unterschiedliche Brennereien. Neben großen Herstellern haben sich auch unzählige kleinere Destillerien etabliert, was zu einer größeren Vielfalt beiträgt.
In Schottland sind aktuell deutlich mehr als 120 Whisky-Brennereien in Betrieb – zahlreiche weitere sind in Planung.

Unterschied 6: In Irland gibt es viele jüngere Whiskys, in Schottland mehr reifere Abfüllungen
Dieser Punkt ist eng mit dem Alter der Brennereien verknüpft: Da viele irische Destillerien sich in der Anfangsphase befinden, haben sie vor allem jüngere Whiskys mit drei bis zehn Jahren Reifezeit im Portfolio.
Durch die längere Historie gibt es bei Scotch-Destillerien auch viele alte Fässer in den Warehouses: Schottische Single Malts mit 15 Jahren, 18 Jahren, 21 Jahren oder noch längerer Reifezeit sind keine Seltenheit. Gerade ältere Spezialitäten sind in ihrer Flaschenzahl häufig limitiert und entsprechend teurer als die klassischen Einsteiger-Whiskys.
Zwar gibt es auch in Irland einige ältere Single Malts zu entdecken, aber in Schottland findet man sie doch in deutlich größerer Vielzahl von den unterschiedlichsten Brennereien.

Fazit: Warum sich ein Blick nach Irland (und nach Schottland) lohnt
Am Ende des vermeintlichen Duells zwischen schottischen und irischen Whiskeys fragt sich mancher Genießer vermutlich: Welche Sorte ist denn nun besser?
Auf diese Frage kann es keine Antwort geben, denn es hängt natürlich von den persönlichen Vorlieben ab, ob einem Scotch Whisky oder Irish Whiskey mehr zusagen oder ob man vielleicht sogar beide Sorten gleichberechtigt in seiner Sammlung stehen hat.
Die Stärken von Irish Whiskey liegen in seinem wunderbar weichen Charakter und den feinsinnigen milden Aromen. Im Mundgefühl sind viele irische Whiskeys ungeschlagen cremig! Wer es fruchtiger mag, wird bei den Irish Pot Still Whiskeys fündig – nur Fans rauchiger Whiskeys finden keine große Auswahl vor.
Schottische Single Malts bieten die komplette Vielfalt an Aromen: Von mild über würzig bis maritim oder rauchig sind eine Vielzahl von Facetten vertreten. Wer reife Whiskys älterer Jahrgänge liebt, wird bei Scotch Whiskys ebenfalls häufiger fündig.
Am Ende hilft wie immer nur: Probieren, vergleichen und entdecken – wer bisher schottische Whiskys im Glas hatte, sollte einem der guten irischen Whiskey eine Chance geben. Und Irish Whiskey-Fans sollten zu einem schottischen Single Malt greifen. Hier sind unsere Empfehlungen: