“Unapologetically enjoyed”, lautet das Motto von Singleton, welches nach ein paar Drams zum echten Zungenbrecher wird. Der Spruch bedeutet so viel wie “genießen ohne das Gefühl zu haben, sich dafür entschuldigen zu müssen” und diese längere Übersetzung zeigt schon, dass das mit dem unentschuldigten Genuss in Deutschland keine ganz einfache Geschichte ist.
Singleton will mit den Regeln für den Whisky-Genuss spielen. Konkret bedeutet das: Beim Singleton Sessions-Event in einer hippen Szenekneipe in Berlin-Kreuzberg werden die Single Malts von 12 bis 18 Jahre durchgängig in offenen Tumbler-Gläsern zum Tasting gereicht. Für viele Kenner sicher ein Fauxpas, hier gehört es zum betont unkonventionellen Style dazu.
Bei Singleton darf Obst mit ins Glas
Doch nicht nur das: Brand Ambassador Michael Lutz – besser bekannt unter seinem Spitznamen Herr Lutz – empfiehlt bei der launigen Präsentation, doch mal einen angeschnittenen grünen Apfelschnitz mit ins Singleton-Glas zu packen. Auch eine Himbeere darf im Speyside-Dram baden und ihm zusätzliche Aromen verleihen.
Nun kann man sich natürlich fragen, was das für ein Whisky ist, dessen Geschmack man erst mit einem halben Obstsalat im Glas aufpeppen muss. Fairerweise muss man dazu sagen, dass nur der Singleton 12 Jahre durch fruchtige Beigaben “aufgewertet” wurde, der 18-jährige Single Malt blieb davon zum Glück verschont.
Was steckt drin, wo Singleton of Dufftown 18 Jahre draufsteht?
Singleton hat seinen Malts vor kurzem ein Facelifting spendiert, das neue Etikett wirkt deutlich aufgeräumter und hochwertiger. Auch der Fisch wurde neu gezeichnet und springt nun etwas wagemutiger aus dem angedeuteten Wasser. Am Whisky selbst hat sich durch das aufgefrischte Design aber nichts geändert.
Der Singleton of Dufftown 18 Jahre reift nach dem Brennen in zwei Fassarten: Neben klassischen amerikanischen Ex-Bourbon-Barrels lagert ein Teil des Malts parallel in spanischen Sherryfässern. Später werden beide Varianten miteinander vermählt.
Wie für einen Einsteiger-Whisky üblich, wird der Singleton 18 Jahre mit den standardmäßigen 40 % Alkohol abgefüllt, kältefiltriert und mit Farbstoff getönt. Vor allem der eher niedrig angesetzte Alkoholgehalt ist etwas schade, denn so hat man wenig Spielraum zum Experimentieren mit ein paar Tropfen Wasser. Und zum Experimentieren will Singleton uns doch eigentlich einladen…
So bleiben wir heute beim puren Genuss und verkosten den Singleton of Dufftown ganz konventionell aus dem Nosing-Glas.
Unser Tasting des Singleton of Dufftown 18 Jahre
Wie riecht er?
Mit süßen und zugleich würzigen Noten eröffnet der 18-jährige aus Dufftown das Nosing. Exotische Früchte wie Mango und Ananas treffen auf Aprikosen – ein gelber Obstsalat, gekrönt durch eine Portion Vanillepudding. Es folgen kräuterige Aromen, die uns entfernt an Salbei und getrockneten Estragon erinnern. Auch eine Spur Muskatnuss schwingt mit, bevor dezente Eichenholznoten übernehmen. Der Duft ist reif und rund, wobei sich alle Aromen relativ kompakt beieinander befinden.
Wie schmeckt er?
Im Geschmack wirkt der Singleton of Dufftown 18 Jahre eher mild und süß als würzig. Das Mundgefühl ist nicht cremig, sondern eher leicht. Wir schmecken Vanille und geschälte Mandeln. Die tropischen Früchte sind im Geschmack nur als feiner Hauch zu erkennen, was zu einem etwas flachen Mittelteil führt. Würzige Noten sind mit feinem Prickeln konstant dabei, ohne dass man sie richtig festnageln könnte. Im Abgang eine leichte Schärfe vom Holz. Hinten ist der volljährige Speysider insgesamt recht trocken und kurz angebunden. Er bleibt auch nicht lange im Mund zurück.
Aktualisiert: 29.03.2024 um 07:15 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API