Einen Whisky zu trinken, ist wie eine Liebesbeziehung zu führen: Da ist das erste Date, man beschnuppert sich, lernt sich kennen und schaut sich tief in die Augen bzw. ins Nosing-Glas. Ist es nur eine stürmische, wilde, leidenschaftliche Romanze? Oder reicht es sogar für eine subtile, vielschichtige, längere Beziehung? Alle diese Dinge spielen sich auch im Glas ab, wenn man einen Whisky wie den Talisker Dark Storm zum ersten Mal verkostet.
Und dann gibt es da noch die Liebe auf den zweiten Blick: So wie beim Talisker Storm. Im ersten Tasting konnte er mich im April 2013 nicht so recht überzeugen. Rauchig trumpfte er auf, aber es fehlte ihm in meinem Augen an Reife und Tiefe. Ein bisschen wie bei einer Frau die zu stark geschminkt zum Date kommt, war ich misstrauisch: Trägt er nur deshalb so dick mit den Aromen auf, um zu verbergen, dass er viel jungen Whisky enthält? Der Talisker 10 Jahre wirkte im Vergleich zum No-Age-Statement Storm dagegen wie eine Lady: Elegant, strukturiert und irgendwie klassisch. Und so kam es mit dem Talisker Storm zunächst zu keinem Happy End: Nur 65 % standen am Ende auf dem Wertungszettel. Sogar der milde Kompagnon Talisker Skye schnitt im Test besser ab.
Habe ich den Talisker Storm zu hart bewertet? Vielleicht. Denn in den folgenden Monaten habe ich die Abfüllung doch schätzen und lieben gelernt. Und zwar als Zutat in exquisiten Cocktails wie dem selbst kreierten Smoky Revolver:

In gemixtem Zustand kommt die Rauchnote prägnant raus und es stört kein bisschen, dass der Storm nicht der komplexeste Whisky unter der Sonne ist. Und so war ich fast traurig, als ich vor ein paar Wochen den letzten Tropfen ins Glas goss.
Ein spontanes Date mit dem Talisker Dark Storm
Da kam die Einladung zu einem spontanen Date mit dem Talisker Dark Storm gerade recht. Die markante Flasche mit den dunklen Gewitterwolken hatte ich vor einer Weile schon mal im Duty-Free erspäht, aber nicht direkt zugeschlagen. Mittlerweile gibt es den Dark Storm in der voluminösen Literflasche aber auch in normalen Onlineshops – niemand muss sich ein Flugticket kaufen, um sich den Malt von der Isle of Skye zuzulegen.
Stark ausgebrannte Fässer für mehr Rauch
Für die Lagerung des Talisker Dark Storm werden besonders dunkel ausgebrannte Fässer (heavily charred oak casks) verwendet, über deren Wände der Whisky so viel rauchige Aromen aufnehmen soll, wie kein anderer Whisky der Destillerie.
Wie das so ist bei Damen und No-Age-Statement-Whiskys – man fragt besser nicht nach dem Alter. Typischerweise fehlt auch die Angabe auf dem Etikett und der dunklen Farbe des Dark Storms kann man auch nichts verlässliches entnehmen. Es ist aber zu vermuten, dass auch Malts enthalten sind, die jünger als 10 Jahre sind – sonst hätte Talisker schließlich einfach dieses renommierte höhere Alter auf die Flasche schreiben können.
Wilde Romanze oder tiefgründiger Talk – wie schlägt sich der Dark Storm im Whisky-Date?
Unser Tasting des Talisker Dark Storm
Wie riecht er?
Den Auftakt macht ein süßlich-rauchiges Aroma. Verbrannte Noten eines Grillfeuers treffen auf geräuchertes Obst. Rosinen, Feigen, getrocknete Apfelringe und Pflaume sind die fruchtig-würzigen Highlights. Etwas Sherry scheint durch die Mischung ohne wirklich präzise isolierbar zu sein. Hinten kommt eine feine Schärfe durch, die auch vom Alkohol stammen könnte. Die Aromen stehen bei diesem Whisky sehr kompakt zusammen.
Wie schmeckt er?
Von den süßen Avancen aus dem Nosing ist nicht viel geblieben: Das hier ist die Dampflok! Der Talisker Dark Storm schmeckt so, als hätte ich ein Kohle-Brikett im Mund. Viel verkohltes Holz, dunkle, würzige Aromen. Etwas Karamell und dazu herbe Orangenschalen. Ein herbstlicher Whisky mit viel Power für die dunklen Tage.
Aktualisiert am 11.12.2023 um 17:03 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
2 Kommentare
Tut mir leid, habe den Dark Storm im Duty Free gekauft und auch nach mehrmaligem Querverkosten kann er auf keinen Fall überzeugen. Viel zu dumpf und unpräzise, definitiv eines der schlechtesten Produkte von Talisker. ‘Dark Storm’ verliert auf jeden Fall klar gegen ‘Storm’, aber beide sind keine Verbesserung gegen den normalen Talisker 10y.
Wer mehr Rauch mag, wird von anderen Destillen weitaus besser bedient.
Und wenn ich mir dann noch ansehe, welche Preise von Talisker für Storm/Dark Storm aufgerufen werden, dann passt alles noch weniger – wenn schon, dann müssten diese Whiskies preiwerter als der 10y sein.
Was für mich z.B. eine Alternative im rauchigen Segment ist: Bowmore Darkest, der schmeckt sogar auch gut nach einem Rotwein, was ja ansonsten oft schwierig wird, wenn man nach ein Rotwein noch einen rauchigen Whisky trinken mag…
Danke für deine Einschätzung…ein direkter Vergleichstest mit Talisker 10, Storm und Dark Storm wäre tatsächlich einmal spannend.
Preislich liegen Talisker 10 und Talisker Storm aktuell ja etwa gleich auf und so um die 30 Euro. Das war vor einiger Zeit noch anders und der Storm tatsächlich teurer. Der Dark Storm liegt bei rund 50 Euro, ist aber auch eine Literflasche.
Der Bowmore 15 Darkest ist ein sehr guter Tipp. Auch empfehlenswert, wenn man bei Talisker bleiben will: Die Distillers Edition mit Amoroso-Sherry-Finish. Hatten gerade die 2005/2015er Abfüllung im Test und sie hat uns gut gefallen.
Viele Grüße
Lukas