Es ist schon so eine Sache mit den Whisky Blends! Unter dem Begriff Blend werden nämlich ganz unterschiedliche Produkte angeboten: Da gibt es zum einen die Scotch Blends. Das sind Single Malts die mit Grain-Whisky gemischt in die Regale kommen. Zu einem Johnny Walker Red Label oder einem White Horse legt man sich am besten auch gleich noch eine Flasche Cola in den Einkaufswagen. Mit der lässt sich der unangenehme Grain-Geschmack überdecken.
Und dann gibt es die Blended Malt Scotch Whiskys. Ähnlicher Name, aber anderer Inhalt: Hier werden ausschließlich Single Malts verschiedener Destillerien gemischt, es kommt kein günstiger Grain in die Flasche. Früher war hierfür auch der Begriff Vatted Malt geläufig, der inzwischen von der Bezeichnung “Blended Malts” abgelöst wurde. Zu dieser hochwertigeren Kategorie gehört auch der Wemyss Malts Velvet Fig.
Hinter Wemyss Malts verbirgt sich eine ganze Serie von unabhängigen Abfüllungen. Die Wemyss-Familie lebt seit dem 13. Jahrhundert auf dem gleichnamigen Castle in der Nähe von Edinburgh. Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete John Haig eine Destillerie auf dem Familienbesitz. Sein Scotch Blend wird heute von Diageo vermarktet (eingängiger Slogan: “Don’t be vague, ask for Haig”). Die Familie hat also Erfahrung mit Whisky und bringt mit den Wemyss Malts seit einiger Zeit ausgewählte Single Malts und Blends auf den Markt. Die Besonderheit: Die Whiskys werden nicht mit dem Namen einer bestimmten Destillerie angepriesen, sondern tragen eine Geschmacksnote im Titel. Bisher erschienen so unter anderem die Blended Malts “The Hive”, “Spice King” oder “Peat Chimney”.
Mit Velvet Fig wurde jetzt eine Variante aus Highland- und Speyside-Malts komponiert, welche komplett in Oloroso Sherry-Fässern reiften. Uns erwartet also entweder eine Symphonie in Sherry oder eine Sherry-Orgie. In der Vergangenheit konnten wir durchaus schon unsere Erfahrungen mit Whiskys machen, die zu viel Sherry abbekommen haben. Hoffen wir also das Beste. Nosing-Gläser frei für unseren Whisky-Test!
Unser Tasting des Wemyss Velvet Fig Blend
Wie riecht er?
Der erste Eindruck im Glas: Kein Vergleich zu den günstigen Scotch Blends aus dem Supermarkt, die man so kennt. Das hier ist kein Fusel, sondern ein feiner, schön strukturierter Malt Whisky. Velvet Fig hat einen weichen, fruchtigen Duft. Ich rieche Himbeere und Sauerkirsche. Verbunden mit einer zuckrigen Süße, die an Gebäck erinnert. Auch nach nach Christstollen mit Puderzucker riecht der Velvet Fig. Im Mittelteil angenehm würzig, könnte Muskat sein. Mit Vanille, etwas Karamell, Rosinen und Walnüssen zeigt dieser Blend wie breit das Aromenspektrum im Glas sein kann. Nicht zu vergessen die ausgeprägte Sherrynote, welche den Velvet Fig einrahmt.
Wie schmeckt er?
Wer den Duft des Velvet Fig in der Nase hat, der erwartet vermutlich automatisch, dass sich diese Aromen auch alle im Geschmack wiederfinden. Doch das ist nicht ganz der Fall. Der Scotch prickelt zunächst leicht im Mund. Sherry und Holz geben den Ton bei den Aromen an. Bei einer Blindverkostung könnte der Wemyss Malts Velvet Fig ohne weiteres als Single Malt durchgehen. Der Geschmack insgesamt weich und mild, aber nicht besonders fruchtig.
Immer wieder spielt sich der Sherry in den Vordergrund – überdeckt er etwa die anderen Aromen? Hinten wirkt der Whisky trocken mit schönem Nachgeschmack. Mit ein paar Tropfen Wasser aufgeschlossen (der Velvet Fig hat 46 % Alkoholgehalt) und genauer nachgeschmeckt: Jetzt habe ich Nüsse auf der Zunge. Ich schmecke Paranüsse, Walnüsse und geriebene Mandeln. Ein Hauch Orange rundet die Mischung ab.
Das klingt im ersten Moment nach viel, aber nach dem Nosing war ich doch etwas enttäuscht vom Geschmack: Ich hatte ihn mir noch voller und fruchtiger vorgestellt. Und Feige konnte ich auch keine entdecken. Doch das ist Kritik auf hohem Niveau bei einem feinen Blend wie dem Wemyss Malts Velvet Fig.
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Aktualisiert: 29.03.2024 um 00:12 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API