Wer eine Whiskyreise nach Schottland plant, verliert sich schnell in der Vielzahl an möglichen Zielen. Über 100 aktive Brennereien gibt es, von denen viele ein Besucherzentrum unterhalten und Führungen durch ihre Gebäude anbieten. Ein Reiseführer zum Thema ist also eine gute Idee. Das dachten sich auch Katja Wündrich und Seonaidh Adams, deren Reisehandbuch “Whisky Trails” im Februar 2014 in der zweiten Auflage erschienen ist.
Mit Whisky und Reisen kennen sich die beiden aus: Katja Wündrich hat gemeinsam mit Freunden eine Agentur für individuelle Schottlandreisen gegründet, Seonaidh Adams ist Gälisch-Lehrer.
Von Orkney bis Islay: Schottlands Whisky-Regionen
Während in anderen Schottland-Reiseführern das Thema Whisky eher am Rand behandelt wird, dreht sich in “Whisky Trails” alles um das Wasser des Lebens. Die Autoren teilen das Land zunächst in sechs Regionen ein, die sich bewusst nicht mit den klassischen Whiskyregionen (Highlands, Lowlands, Islay, Inseln, Speyside und Campbelltown) decken. Vielmehr achten sie darauf, welche Gegenden sich überhaupt in einer Reise zusammenfassen lassen. So lassen sich etwa die Central Highlands gut mit einigen Inseln der Inneren Hebriden kombinieren.
Bevor der Reiseführer startet, gibt es aber zunächst noch eine sehr lesbare Einführung ins Thema Whisky, in welcher die Geschichte und die Herstellung der Spirituose erläutert werden. Immer wieder gibt es dabei kritische Seitenhiebe auf die “multinationalen Großkonzerne”, die das Geschäft inzwischen prägen.
Viele Destillerie-Touren vorgestellt
Das Herzstück von Whisky Trails sind zweifellos die Vorstellungen der einzelnen Destillerien und der dort angebotenen Touren. Diese sind fast immer mit einer Verkostung der vor Ort gebrannten Malts verbunden. Mit Symbolen wie einem Herz (“familiäres, persönliches Ambiente”) oder einem Glas (“großzügige Verkostung”) werden Besonderheiten der Brennereien hervorgehoben. Man gewinnt schnell den Eindruck, dass die Autoren wirklich vor Ort waren und die Touren – zumindest teilweise – selbst mitgemacht haben. Die Texte sind flott geschrieben und machen Lust auf einen Besuch von Brennblasen und Lagerhäusern. Obwohl es sich laut Klappentext eine “vollständig überarbeitete Auflage” von 2014 handelt, stammen die Destillerie-Informationen wohl von 2012 (so steht es zumindest in der Einleitung). Das hat uns schon etwas gewundert, bilden sie doch den Kern des Reiseführers. Leider gibt es auch kein Verzeichnis der Destillerien mit Seitenzahl – sucht man eine bestimmte Brennerei, muss man unter Umständen viel blättern.

Tipps für gut betuchte Genießer – nicht für Sparfüchse
Ergänzt werden die Brennerei-Vorstellungen um Tipps zu Hotels und Pubs in der Umgebung, häufig verbunden mit einem Hinweis auf den Umfang der örtlichen Whiskyauswahl. Das Reisehandbuch richtet sich in diesem Punkt wohl vor allem an Genießer, die nicht so genau auf das Geld achten müssen. So gibt es keinerlei preisliche Einordnung der Hotels und BnBs. Wer also nicht 200 Euro pro Nacht ausgeben möchte, muss hier teilweise noch einmal selbst recherchieren.
Gut gefallen haben uns die thematischen Einschübe: So wird nicht nur jede besuchte Region kurz portraitiert, sondern wird auch Wissen etwa zum Torfen, zu Fässern oder zu “Whisky im schottischen Alltag” ansprechend vermittelt.
Kleinere Unstimmigkeiten bei den Fakten
Einige Unklarheiten fallen beim genaueren Lesen des Buches auf. So wird zum Beispiel auf S. 89 der Bruichladdich Octomore als torfigster Whisky der Welt vorgestellt. Vier Seiten weiter heißt es auf S. 93 über Ardbeg, dass diese Destille den torfigsten Whisky produziere. Hier hätten wir uns mehr Reflektion der Aussagen gewünscht, insbesondere wenn diese von den Destillerien selbst stammen. Es bleibt auch nicht aus, dass bestimmte Fakten mehrfach im Buch wiederholt werden. Das beeinträchtigt das Lesevergnügen aber nur unwesentlich.
Ein Whisky-Reiseführer ohne Routenvorschläge
Schade ist in jedem Fall, dass es keine Routenvorschläge für Whiskyreisende gibt. Gerade bei der Vielzahl an verschiedenen Destillerien, deren Besuch lohnt, ist eine gute Routenplanung besonders wichtig. So hätte man zeigen können, was in einer Woche oder in zwei Wochen Reisezeit möglich ist und welche Brennereien sich gut in eine Rundreise einfügen. Auch hätten wir uns Tipps gewünscht, welche Regionen und Brennereien gute Kombinationsmöglichkeiten bieten. Da es sich um einen Whiskyreisehandbuch handelt, werden in Whisky Trails keine anderen Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Das Buch ist also eher als Ergänzung zum bereits vorhandenen Schottland-Reiseführer zu verstehen.
Unser Fazit zu Whisky Trails
Whisky Trails ist ein schön gestalteter Reiseführer, für alle die eine Whiskyreise nach Schottland planen. Das Buch ist ansprechend bebildert und man bekommt direkt Lust, die Destillerien zu besuchen und mehr über die Scotch-Herstellung zu erfahren. Neben den gut geschriebenen allgemeinen Kapiteln sind es vor allem die Vorstellungen der einzelnen Destillerie-Touren, die das Buch wertvoll machen. Natürlich kann man sich diese Infos auch einzeln aus dem Netz zusammensuchen, doch als kompakter Reisebegleiter überzeugt Whisky Trails. Über kleinere Schwächen wie die fehlenden Routenvorschläge, Wiederholungen im Text und das nicht vorhandene Verzeichnis der Brennereien mit Seitenzahlen muss man dabei hinwegsehen. Alles in allem bekommen Genießer mit diesem Handbuch aber eine gute Grundlage, um ihre nächste Whiskyreise durch Schottland vorzubereiten.
1 Kommentar
Hi,
das Buch scheint ja echt ganz gut zu sein. Übrigens kenne ich den Ardbeg und der ist wirklich verdammt torfig! Wenn auch sonst ein guter Whiskey, der nicht zu scharf daherkommt.
Gruß