Vor kurzem bin ich durch Japan gereist. Was mich besonders beeindruckt hat, ist das japanische Essen: Auf dem Teller dominiert selten ein einzelner Geschmack oder eine Zutat. Vielmehr erhält man von allem ein bisschen in der richtigen Menge: Zum Beispiel etwas roher Fisch, eine Eierspeise, etwas Gemüse und feines Fleisch. Diese Ausgewogenheit findet man in vielen Bereichen des japanischen Lebens. So auch beim Whisky. Auch der Yamazaki 12 Jahre steht für mich in dieser Tradition.
Die Geschichte von japanischem Whisky beginnt ab Anfang des 20. Jahrhundert und somit rund ein Jahrhundert später als in Schottland. Sie ist eng mit Torii Shinjirō und Masataka Taketsuru verbunden. Ersterer gründete im Jahr 1923 mit Yamazaki die erste Malt Whisky-Destillerie Japans. Da er einen ernst zu nehmenden Whisky produzieren wollte, welcher auch gegen die internationale Konkurrenz bestehen sollte, engagierte er Masataka Taketsuru, der in Schottland Chemie studiert und das Whisky-Brennen vor Ort in den Destillerien Longmorn und Hazelburn gelernt hatte.

Der Yamazaki 12 Jahre: Ein Single Malt aus Japans ältester Whisky-Destillerie
Man greift nicht zu kurz, wenn man sagt, dass mit Yamazaki der Hype um den japanischen Whisky erst so richtig angefangen hat. Im Jahr 2014 kürte der Whisky-Kritiker Jim Murray überraschend den Yamazaki Sherry Cask 2013 zum besten Whisky der Welt. Nun kann man von Jim Murray und seinem Flaschenguide “Whisky Bible” halten was man will, aber die Nachricht schlug in der Whiskywelt ein wie eine Bombe. Japan hatte niemand so richtig auf dem Schirm gehabt, wenn es um hochwertige Single Malts ging.
In kürzester Zeit war nicht nur der Yamazaki Sherry Cask 2013 komplett ausverkauft, auch die Age-Statements aller anderen japanischen Destillerien gerieten zunehmend unter Druck. Auch die Japaner selbst waren von diesem Überraschungserfolg eiskalt erwischt worden und hatten mit viel niedrigeren Mengen kalkuliert – alte Malts made in Nippon stiegen in der Folge rasch im Preis.
Für den Yamazaki 12 Jahre bedeutet das: Einen grünen Hunderter muss man schon auf den Tisch legen, um eine Flasche zu bekommen. Im Vergleich zu vielen schottischen Single Malts dieses Alters ist das fast dreimal so viel.
Und doch lohnt ein Blick auf den Yamazaki, der in gleich drei Fassarten reifen durfte: Amerikanische Eiche (Ex-Bourbon), europäische Eiche (Ex-Sherry) und japanische Eiche. Anschließend werden die verschiedenen Fässer miteinander vermählt und der Single Malt mit 43% abgefüllt.

Unser Tasting des Yamazaki 12 Jahre
Wie riecht er?
Konichiwa! Mit einer höflichen Verbeugung eröffnet der Yamazaki 12 Jahre die Konversation. Der erste Eindruck ist süß, fruchtig und voll. Wir riechen Aprikose und Pfannkuchen mit Sirup. Dabei begeht der Japaner aber keinen Zucker-Harakiri, sondern wird angenehm durch holzige Aromen aufgefangen. Im Hintergrund werden Birne in Sirup, Zitronenkuchen, Vanille und Biscuit zum Dessert gereicht. Eine leichte Säure sowie differenzierte Holznoten markieren den sanften Ausklang des Yamazaki.
Wie schmeckt er?
Im Mund ist der Yamazaki 12 ausgesprochen weich, rund und intensiv. Süße Aromen stechen hervor, der Malt ist sehr harmonisch und ausgewogen. Wir schmecken Honigmelone, Vanille, Madeleines sowie Biscuit und Zitronensandkuchen mit hellem Zuckerguss. Eine helle Holznote gibt dem Whisky Struktur und sorgt zugleich dafür, dass die Aromen nie völlig in eine sirupartige Süße entgleiten. Dass dieser Malt ernstgenommen werden will, zeigt auch das leicht trockene Mundgefühl. Der Abgang ist geprägt von geriebener Zitronenschale, der Yamazaki 12 bleibt angenehm auf der Zunge zurück.
Aktualisiert am 6.12.2023 um 13:28 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API