Nein, mit diesem Artikel möchten wir nicht dazu auffordern sich mit Whisky ordentlich einen anzulöten und anschließend Auto zu fahren.
Und es soll auch nicht darum gehen ein paar ausrangierte Whiskyflaschen aus dem Regal als alternativen Kraftstoff in den Tank zu füllen. Obwohl? Das wäre bei manch einer Flasche vielleicht sogar die spannendere Anwendung. Voraussetzung: Man schafft es mit dieser Tankfüllung zum nächsten guten Whisky-Store.
Tatsächlich soll es um das saubere Image der Whisky-Industrie gehen und um eine neue Idee wie man Krafstoff aus Whiskyrückständen gewinnen kann.
Schottischer Whisky: Eine saubere Sache?
Erstaunlicherweise hat es die schottische Whiskyindustrie geschafft sich ein sehr grünes Image zu erarbeiten. Denkt man an Whisky kommen einem grüne Felder, friedlich plätschernde Bäche und höchstens ein paar harmlos rauchende Kilns der Destillerien in den Sinn. Die Gerste kommt wie selbstverständlich direkt vom nachbarlichen Bauernhof und ist im besten Fall natürlich noch Bio. Was für eine schöne Welt.
Dass Whisky in großem industriellen Maßstab hergestellt wird, wird in den meisten Führungen der Destillerien besser nicht erwähnt. Viel lieber erzählt man die Geschichte von den glücklichen Kühen, welche die Reste der Maische, die in den Mash Tuns zurückbleibt, fröhlich mampfen.

Fröhliche Kühe: Und was noch?
Dass die Gerste für den Whisky tatsächlich aus aller Welt nach Schottland gefahren wird, ist bei den riesigen Mengen, die notwendig sind, nur logisch. Sogar doppelt logisch wenn man bedenkt, dass Gerste unter anderen als schottischen Bedingungen auch noch besser wächst und billiger produziert werden kann. In jeder Industrie, auch in der schottischen Whiskyindustrie, zählt am Ende des Tages nur der Preis.
Zudem entsteht durch die Befeuerung der Pot Stills mit fossilen Brennstoffen (Öl und Gas), die nicht aufwendig gefiltert werden, eine nicht zu unterschätzende CO2-Emission. Puh! Nicht zu vergessen die vielen LKW-Fahrten mit Rohstoffen zu den Destillerien hin und den Whiskys in die Großlager zurück. Alles quer durch das ganze Land. Diese Liste könnte man auch noch fortsetzen. Die ist dann gar nicht mehr so grün, wie man es gerne hätte.
Doch aus der Whisky-Industrie, die ich jetzt so gescholten habe, könnte nun ein Rohstoff kommen, der für eine neuartige Idee von entscheidender Bedeutung ist und viel weltweiten CO2-Ausstoß verringern könnte.
Eine schottische Idee: Kraftstoff aus Whisky
Die Idee, Kraftstoff aus den Abfällen der Whiskyproduktion herzustellen, kommt von der Firma Celtic Renewables. Doch Energie aus Whisky, wie soll das gehen? Hier kommt wieder die Maische ins Spiel. Die wird bisher zum Teil wirklich an Kühe verfüttert oder aber auf Äcker als Dünger verstreut. Ein großer Teil des “Whiskyabfalls” wird jedoch bisher aufwändig entsorgt.
Das muss nicht so bleiben. Mit einem speziellen Vergärungsprozess kann Kraftstoff für Autos aus den Maischeresten entstehen, sogenanntes Biobutanol. Butanol hat im Vergleich zu Ethanol eine höhere Energiedichte und ist leistungsfähiger als bisher an den Zapfsäulen erhältlicher Biokraftstoff.
Bisher werden für die Herstellung von Biokraftstoffen extra Pflanzen wie Zuckerrohr, Raps oder Soja angebaut. Diese Ackerflächen stehen so der regulären Nahrungsproduktion nicht zur Verfügung, was zum Welthunger beiträgt. Teilweise werden auch Wälder gerodet, um neue Flächen für den Anbau von Energiepflanzen zu gewinnen. Dies wäre bei der Herstellung von Kraftstoff aus Whiskyabfällen nicht der Fall, da die Rohstoffe bereits in großem Umfang vorhanden sind. Und bei Whisky müsste die Idee nicht mal aufhören, denn auch aus den Resten der Bier- oder Vodkaproduktion ließe sich (den Plänen von Celtic Renewables nach) umweltschonender Kraftstoff herstellen.
Trinken wir also bald alle richtig grünen Whisky, was meint ihr?