Was genau verbirgt sich hinter Claxton’s?
Claxton’s ist ein kleines Familienunternehmen aus Yorkshire. Im Jahr 2012 haben wir die ersten Fässer erworben und im Jahr 2015 die ersten drei Whiskys abgefüllt. Wir lieben schottische Whiskys aber schon länger und ganz besonders schätzen wir Single Casks. Sie sind für uns die Essenz von Whisky. Genießt du einen Single Malt, dann ist das, wie wenn im Fußballstadion alle einen Song singen. Bei einem Single Cask greifst du einen einzelnen Sänger heraus und lässt ihn performen.
Und der kann dann hoffentlich gut singen?
Ja das ist genau die Frage! *lacht* Aber dafür gibt es ja uns als unabhängigen Abfüller, der eine sorgfältige Vorauswahl trifft. Wir kaufen komplett befüllte Whiskyfässer an und lagern sie so lange, bis der enthaltene Malt reif für die Abfüllung ist. Das sind zum einen frische Fässer mit New Make, aber auch z.B. drei Jahre alte Casks mit Whisky. Neben Fässern von Destillerien kaufen wir auch Casks von Privatpersonen an.
Wie kommen diese Leute an die Fässer?
Denkt man zum Beispiel 20 oder 25 Jahre zurück, dann gab es längst nicht diesen Whisky-Boom wie heute. Im Gegenteil: Viele Destillerien waren froh, wenn sie ihren New Make in Fässern überhaupt losgeworden sind. So konnten diese weitsichtigen Sammler und Investoren die Whiskys kaufen.
Und wie stellen Sie sicher, dass der Whisky darin authentisch ist?
Die meisten Fässer haben die Warehouses der Destillerie nie verlassen. Sie wurden dort für die Besitzer gelagert, welche natürlich jedes Jahr eine Gebühr dafür bezahlen. So ist sichergestellt, dass der Whisky in den Casks immer noch derselbe ist, der damals eingelagert wurde.

Dann müssen Sie immer ins Warehouse einer bestimmten Destillerie fahren, wenn Sie eines dieser Fässer sehen wollen?
Das ist genau der Punkt: Bisher mussten wir unsere Fässer aus Platzgründen in den Warehouses der herstellenden Destillerie lagern. Wenn wir an ein Cask heranwollen, müssen wir vorher fragen und teilweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Vor einem halben Jahr haben wir bei einer Islay-Destillerie, deren Name ich hier nicht nennen möchte, angefragt, ob sie uns unser Fass liefern können. Jetzt sechs Monate später passiert es endlich.
Um schneller zu werden und besser Einfluss auf die Qualität nehmen zu können, sind wir jetzt tätig geworden: Wir haben unser eigenes Claxton’s Warehouse in den Lowlands gebaut. Wir haben mehrere hundert Fässer Whisky, die wir nun dort einlagern und regelmäßig prüfen.
Worauf achten Sie beim Kauf von Whiskyfässern?
Wichtig ist die Qualität des Whiskys und die Wahrscheinlichkeit, dass er sich im Fass weiter gut entwickeln wird. Wir wollen die gesamte Bandbreite von schottischem Whisky abdecken: Von milden und fruchtigen Speysidern bis hin zu rauchigen Islay-Whiskys reicht das Portfolio. Aktuell kaufen wir viele Fässer aus der Speyside und häufig auch von kleineren Destillerien mit interessantem Geschmacksprofil.
Die Nachfrage nach schottischem Whisky ist aktuell so hoch, dass manche Destillerien keine Fässer mehr direkt an unabhängige Abfüller. An Fässern von Islay kommt man nur noch schwer heran. Zum Glück haben wir gute Kontakte, die uns dabei helfen auch solche raren Casks über andere Wege zu erwerben.
Wie stellen Sie fest, ob ein Whisky reif für die Abfüllung ist?
Wir verkosten die Fässer in regelmäßigen Abständen, um zu prüfen wie sich der enthaltene Whisky entwickelt hat. Bei Claxton’s sind wir ein eingespieltes Team: Jeder kann bei uns mitverkosten und seine Meinung zu einem Whisky kundtun. Das Team kommt dann gemeinsam zu der Entscheidung, ob das Fass abgefüllt werden soll oder doch besser noch etwas länger reift.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich nicht alle Fässer gleich gut entwickeln. Was machen Sie mit mittelmäßigen Casks?
Tatsächlich stellen wir in seltenen Fällen beim Tasting fest, dass sich der Whisky im Fass nicht wie gewünscht entwickelt hat. Wenn uns das auffällt, haben wir verschiedene Optionen: Wir können den Whisky weiter im Fass lassen und darauf hoffen, dass er sich geschmacklich noch weiter entwickelt. Wenn das nicht funktioniert, können wir versuchen den Whisky in ein anderes Fass umzufüllen und ihm so eine andere geschmackliche Ausprägung und mehr Komplexität zu geben. Beliebt ist ein Finish in Sherry-Casks, welche den Whiskys mehr Vielschichtigkeit verleihen.
Falls auch das nicht hilft und wir feststellen, dass ein Whisky nicht guten Gewissens als Single Cask abgefüllt werden kann, bleibt noch die Option das Fass an Whisky-Blender weiter zu verkaufen. Bisher hatten wir jedoch erst zwei oder drei Fässer die so “problematisch” waren, dass wir gesagt haben: „Die können wir nicht abfüllen.“ Da sind wir dann aber auch strikt: Wir bringen nur Single Casks in die Flasche, von deren Qualität wir absolut überzeugt sind.
Sind unabhängig abgefüllte Single Cask Whiskys eigentlich nur etwas für Whisky-Kenner?
Nein, auf gar keinen Fall! Unabhängige Abfüllungen sind sicher weniger bekannt als gewöhnliche Flaschen der Destillerien. Wir richten uns aber an alle Whisky-Genießer und haben deshalb nicht nur Malts mit strengen, würzigen oder rauchigen Aromen im Sortiment, sondern auch milde und fruchtige Abfüllungen, die sehr gut für Einsteiger geeignet sind.
Darüber hinaus sind wir besonders transparent mit unseren Abfüllungen: Wir geben den Fasstyp, die Region, das Alter und die Destillerie auf dem Etikett an. Und wir füllen den Whisky möglichst naturbelassen ab: Das heißt unfiltriert, ungefärbt und in Fassstärke. Wer einen Claxton’s Whisky probiert, soll ein besonderes Genusserlebnis haben!
Vielen Dank für das Gespräch!
In Deutschland sind die Claxton’s Whiskys über den Importeur Pinkernells Whiskymarkt in Berlin, sowie in verschiedenen Whisky-Shops erhältlich.