Glenalba und Ben Bracken – zwei Namen, die Whisky-Genießern auf Anhieb vermutlich nicht unbedingt etwas sagen. Es handelt sich dabei nicht um die Namen von Destillerien, sondern um Scotch-Marken, die für kurze Zeit online beim Discounter LIDL im Angebot sind.
Blends mit hohem Age Statement: Glenalba 22 Jahre, 27 Jahre und 35 Jahre
Unter dem klangvollen Namen Glenalba werden gleich drei Blends im Lidl-Onlineshop angeboten. Die Besonderheit liegt im hohen Alter der Whiskys: Glenalba 22 Jahre, Glenalba 27 Jahre und Glenalba 35 Jahre – das sind alterstechnisch schon ordentliche Hausnummern. Vor allem wenn man den Preis berücksichtigt: Der 22-jährige Scotch kostet derzeit nur 29,99 Euro, der 27-jährige wird für 36,99 Euro angeboten und der 35-jährige beschließt die Reihe für 59,99 Euro. Alle drei Blends haben ein Finish im Ex-Sherry-Fass erhalten und kommen mit 40 % Alkoholgehalt in die Flasche.
Ein 25-jähriger Single Malt für unter 60 Euro
Auch der Ben Bracken Whisky kommt nicht nur in schicker blauer Geschenkbox daher, er bringt ebenfalls ein hohes Alter mit: 25 Jahre reifte der schottische Single Malt in Holzfässern. Für Whiskys in dieser Altersklasse werden teilweise mehrere hundert Euro aufgerufen. Und was macht Lidl: Bietet den Ben Bracken 25 Jahre für 59,99 Euro an. Die Abfüllung wurde 1991 in einer nicht näher benannten Speyside-Destillerie hergestellt, anschließend in Ex-Bourbon-Fässern gereift und kam 2015 in die Flasche.
Die neuen Lidl-Whiskys werfen die Frage auf: Wie gut kann ein alter Scotch zu diesem günstigen Preis sein? Lohnen sich die Whisky-Schnäppchen beim Discounter oder nicht? Wir stellen die drei Glenalba-Blends und den Ben Bracken Single Malt auf den Prüfstand. Und waren überrascht.
Update zu diesem Artikel
Die hier vorgestellten Glenalba- und Ben Bracken-Whiskys sind leider nicht mehr verfügbar. In unserer Übersicht findest Du die aktuellen LIDL-Whiskys mit unseren Bewertungen.

Glenalba 22 Jahre Blended Scotch Whisky
Im Glas schimmert der 22-jährige Glenalba wie dunkler Waldhonig. Nach dem Einschenken steigen uns sofort Noten von Holz und Sherry in die Nase. Das Finish wird hier zum Opener und leitet uns zu den weiteren Aromen hin: Wir riechen Früchtebrot und roten Tee mit Hagebutte. Dazu Tannennadeln und den Duft eines feuchten Waldbodens. Anis und Trockenfrüchte. Eine dezente Säure erinnert an Rosé-Wein. Ein herbstlicher Duft.
Im Mund ist der Whisky erneut mit viel Holz und Sherry unterwegs. Kandiszucker trifft auf ein Sahnedessert, dazu ein Löffel Birnengelee. Der Abgang ist dezent würzig mit leichter Schärfe vom Holz.

Glenalba 27 Jahre Blended Scotch Whisky
Eine Spur dunkler präsentiert sich der Glenalba 27 Jahre im Nosing-Glas. Der Duft erinnert uns spontan an blank gebohnerte Planken auf einem Segelschiff. Würzig und mit einer Spur gekochtem Gemüse (Möhrchen!) – da hat wohl jemand die Tür zur Kombüse offen stehen gelassen… und präsentiert so auch eine Vorschau aufs Dessert: Griesdessert mit Rosinen können wir erschnuppern.
Wir nehmen einen ersten Schluck: Der Glenalba 27 Jahre ist erstaunlich mild, seidig und weich. Auch hier gibt wieder deutlich der Sherry den Ton an. Er liegt wie ein Schleier über den anderen Aromen. Wir schmecken Blutorange und Grapefruit, gepaart mit Balsamico-Dressing. Den Abgang beschließt er mit einem feinen Hauch Milchschokolade und Espresso, welcher in Holznoten ausklingt. Ein Easy-going-Blend für alle, die keine Angst vor Sherrynoten haben.

Glenalba 35 Jahre Blended Scotch Whisky
Der rötliche Farbton des Glenalba 35 Jahre erinnert uns an Mahagoni und Kupfer. Die Aromen sind hier noch einmal feiner ausgelegt als bei den beiden jüngeren Glenalba-Whiskys. Ein würziger Pfeffer-Mix markiert den Auftakt zu einer süß-sahnigen Serenade von Bananen-Milchshake. Vanillezucker trifft auf Sandkuchen mit einer Spur Zitronenschale.
Auch auf der Zunge spielt der 35-jährige Glenalba die Dessertaromen gekonnt aus: Kandiszucker, Blütenhonig und Weingummi-Bonbons kombinieren sich zu einer fast sirupartigen Süße. Die lange Lagerung macht sich hier deutlich in einem noch weicheren Geschmacksbild bemerkbar. Alle eventuell einmal vorhandenen rauen Kanten dieses Whiskys wurden über die Zeit abgeschliffen. Erst zum Abgang kommen auch würzigere Aromen zum Tragen, wir schmecken Muskatnuss, Nelken, Zimt und einen ordentlichen Stapel Holz. Auch der Sherry liegt hier wieder wie eine extra Ebene über dem Whisky.

Ben Bracken 25 Jahre Single Malt Whisky
Farblich erinnert der 25-jährige Ben Bracken an Blütenhonig. Im Gegensatz zu den Glenalba-Blends mit ihrem Sherry-Finish kommt diese Abfüllung deutlich leichter daher.
Beim Nosing fühlen wir uns spontan in eine alte Bibliothek versetzt. Wir riechen Papier und den Schweiß des struppigen Bibliothekars. Von außen weht der Duft von Heidekraut und Blüten herein. Zu den ausgeprägten floralen Noten kommen fruchtige Klänge hinzu: Wassermelone, Cassis, reife Äpfel und Pflaumen. Aber auch Vanille und Zuckerwatte.
Im Geschmack ist der Ben Bracken 25 Jahre überaus fruchtig. Einen ganzen Obstsalat serviert er uns: Mango, Ananas, Papaya und Mandarinen ergeben eine tropische Mischung. Er erinnert fast ein wenig an einen Single Malt, der in einem Rum-Fass reifen durfte. Eine Spur kandierte Früchte und Gugelhupf tritt im weiteren Verlauf hinzu. Wirklich ausgesprochen lecker – ein feiner alter Speyside-Whisky, der viel Freude beim Entdecken bereitet.
Fazit: Wie gut sind die neuen alten Whiskys von Lidl?
Angesichts des hohen Alters der Lidl-Whiskys stellt sich natürlich auch hier die Qualitätsfrage. Die verkosteten Blends der Glenalba-Serie sind überaus solide und gut genießbare Whiskys, wobei die geschmackliche Tiefe mit höherem Alter noch zunimmt. Bei Glenalba 22 und 27 wirkt das Sherry-Finish vielleicht eine Spur zu stark und ein wenig aufgesetzt — aber das ist letztlich auch Geschmackssache und wer der sherry-betonte Whiskys mag, findet in der Reihe gleich drei verkostenswerte Blends mit dieser Ausrichtung. Für den niedrigen Preis wird hier viel guter Whisky geboten.
Fast noch besser gefallen hat uns der Ben Bracken 25 Jahre, der für einen Single Malt ein vorzügliches Preis-Leistungsverhältnis aufweist und mit seinen feinen, fruchtigen Aromen voll überzeugen kann. Unserer Meinung nach ein ausgesprochen leckerer Malt. Andere Whiskys in dieser Altersstufe mögen vielleicht noch eine Spur komplexer sein, kosten aber häufig auch ein Vielfaches. Dies macht den Ben Bracken für 59,90 Euro zu einem absoluten Preis-Leistungstipp für alle Scotch-Liebhaber.
15 Kommentare
Nachdem das Thema LIDL Whisky wie jedes Jahr aktuell wieder aufkommt, erinnere ich mich wieder an das Tasting aller hier vorgestellter Flaschen.
So kann ich die durchaus positive Meinung der Seitenbetreiber zu den Blends nicht nachvollziehen. Da schmeckt ein Johnnie Walker 15 Green vielleicht weniger nach Sherry, aber abgestimmter und runder. Aus der GlenAlba Reihe war der 27jährige der beste, der 35jährige (was ist nun daran 35 Jahre alt? Die 70-80% Grain?) unstimmig, jedenfalls keine 50 oder 60 Euro wert. Das Finish schmeckte bei allen aufgesetzt, der unter dem Finish waren es in Richtung 5x benutzte, komplett ausgelutschte Fässer. Ein Vorredner schlägt den Springbank 10 anstelle vor. ich auch. Oder einen Glenfarclas 105. Das ist unbeworbener, ehrlicher Whisky, nicht runterverdünnt auf 40% und im Falle des Glenfarclas noch günstiger und das für einen ganzen Liter. Ein wenig Sponsoring bzw. Werbung lässt der Artikel meiner Meinung nach leider vermuten.
Inwiefern man einen 35er Glenmorangie mit einer nicht bekannten Zusammenschüttung von alten, sonst nicht verwendbarem Blend-Whisky, der noch ein paar Monate Sherryfass abbekommen hat, kann ich nicht nachvollziehen.
Danke für deinen ausführlichen Kommentar! Das Geschmacksempfinden ist natürlich immer individuell, wir fanden die Glenalbas für ihren Preis aber überaus solide und mit interessanten Geschmacksnoten. Man bekommt selten so alte Blends für so kleines Geld angeboten. Aber natürlich muss man selber herausfinden, ob sie einem persönlich vom Geschmack her zusagen. Über das mächtige Sherry-Finish hatten wir ja zum Beispiel auch im Artikel bereits geschrieben, das wirkt in der Tat etwas aufgesetzt und ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Johnnie Walker Green Label haben wir ebenfalls schon verkostet und können ihn empfehlen. Das ist ein sehr guter Blend und sicher eine spannende Alternative zu den Glenalbas, die meines Wissens im LIDL-Shop mittlerweile auch ausverkauft sind. Dieses Jahr gibt es ja wieder neue Single Malts bei LIDL im Angebot – vielleicht ist da ja etwas für dich dabei?
Viele Grüße
Lukas
Also obwohl ich selbst bei Spirituosen-Superbillig arbeite habe ich mir alle Sorten bestellt. Grund war auch der Blogbeitrag hier. Ich habe mir gleich alle Sorten bestellt, denn man kann für den Preis gar nichts falsch machen. Und wenn ein Whisky für 25 Jahren für 29 Euro dann doch nicht so ist wie angenommen, ist das immer noch jammern auf hohem Niveau.
Zumal ich für eine Jack Daniels 1 Liter auch schon fast den gleichen Preis zahle. Und wenn er mir gar nicht schmeckt, mische ich den mit Cola. Edel geht die Welt zugrunde. Ich persönlich kann nichts schlimmes daran sehen, das Angebot von Lidl in Anspruch zu nehmen und etwas Abwechslung schadet nicht. Wäre es ein Glenmorangie gewesen hätte die 35 jährige um die 1.400 Euro gekostet anstatt 59 Euro. Und wäre dann schon wegen dem Namen gelobt worden. Zumal dann die meisten die Flasche gar nicht aufgemacht hätten und im Regal verstauben lassen würden. Toller Beitrag.
Da kauf ich mir lieber einen Springbank mit 10 Jahren für 40 Euro als eine gefärbte, 35 Jahre alte Plörre die ohne das Sherry Fass Null Geschmack hätte. Man sollte solchen Mist boykottieren denn ganz ehrlich, das Zeug kann nur Mist sein. Welche Destillerie gibt schon ihren alten Whisky zu solchen Preisen an Lidl ab? Eben, eine die wohl vergessen hat, dass da ein paar Eightfill-Fässer schon 35 Jahre rumliegen.
Also die einen sind billige gefilterte und gefärbte Grainblends….soviel dazu woher der Preis kommt. Warum ist da die Farbe überhaupt Kriterium?
Und von den gefärbten Bracken Singles ist der 22er getorft. Fagusan lässt grüßen. Bleibt für mich nur der 25er Bracken und der ist geschmacklich farblos.q.
Deine harsche Kritik an den Lidl-Blends kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es handelt sich um Scotch Blends, die per Definition schon einen gewissen Anteil Grain Whisky zusätzlich zu den Malt Whiskys enthalten. Mit der gleichen Begründung könntest du praktisch jeden Scotch Blend von Johnnie Walker über Chivas Regal bis Famous Grouse ablehnen. Beim Probieren konnten wir keinen ausgeprägten Grain-Geschmack feststellen – kein Vergleich zu günstigen Blends aus der 10-15 Euro-Ecke…hast du die Glenalbas überhaupt probiert? Der Farbton kommt sicher zu einem guten Teil auch aus dem Sherryfass, welches ja gerne rötliche Töne abgibt.
Ein Großteil der erhältlichen schottischen Single Malts ist kühlgefiltert (um Schwebeteilchen, die aus dem Fass stammen, zu entfernen) und mit Karamellfarbe einheitlich getönt – die Zahl der Destillerien, die bei ihren Abfüllungen darauf verzichten, ist eindeutig in der Minderheit. Das kann man gut finden oder nicht gut, aber es ist eben aktuell Standard in der Whisky-Industrie. Wer alle Whiskys mit Kühlfiltrierung und Farbzusatz per se von der Verkostung ausschließt, verpasst in jedem Fall einige ganz großartige Single Malts.
Der Ben Bracken 25 Jahre ist natürlich Geschmackssache, uns hat er gefallen (auch angesichts des sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses), aber er muss definitiv nicht jedem schmecken.
Sehr spannende und toll geschriebene Verkostungsnotizen. Ich hab mir selbst den 35-jährigen Glenalba bestellt und den 27-jährigen bei einem Freund probiert. Ich war anfangs auch nicht sicher, was mich da erwarten würde, aber schon beim ersten Dram haben moch beide Abfüllungen überzeugt. Für den 35-jährigen hab ich auch ein kleines Review verfasst: https://barleymania.wordpress.com/2016/11/29/review_glenalba35sherry/ 🙂
Hey schöner Blogartikel und interessante Tasting Notes. Gefällt uns gut! 🙂
Danke. Das freut mich zu hören. Bei euch stöber ich auch sehr gerne. Ich hab den Alkoblog jetzt auch mal in die Links-Sektion mit aufgenommen. Sooo viel tut sich da noch nicht, aber wer weiß, vielleicht landet mit der Zeit ja doch der eine oder andere Whiskyfreund, der euch noch nicht kannte, auf diese Weise auf eurer Seite.
Gruß auch von mir! Ich denke bei den Whiskys gibt es absolut keinen Haken. Es ist einfach das bewährte Discounter-Prinzip: Lidl hat hier überaus vernünftige alte Whiskys schottischer Destillerien eingekauft, die nun unter den Eigenlabels Glenalba und Ben Bracken zu – insbesondere mit Blick auf das Age-Statement – sehr günstigen Preisen angeboten werden. Wie immer ist bei solcher Aktionsware natürlich nicht klar, wie viele Flaschen es gibt und ob sie später noch einmal wiederkommen/nachproduziert werden.
Viele Grüße
Lukas vom Alkoblog
Auch nach dem Lesen des Artikels stellt sich für mich die Frage warum sind die denn nun so günstig? Oder anders gefragt wo ist da der Haken? Allerdings sind sie ja nicht wirklich teuer und man kann ja einfach mal je ne Flasche kaufen. Und sich selbst ein Urteil bilden. Im schlimmsten Fall waren sie einmalig 🙂
Hallo Stefan, über die günstigsten Preise kann man tatsächlich nur spekulieren. Wir waren von der Qualität jedenfalls positiv überrascht.
Falls du bei Gelegenheit mal eine der Abfüllungen probierst, freuen wir uns über deine Tasting Notes.
Viele Grüße
Samuel vom Alkoblog
Also ich hab vom 27er mehrere Flaschen gekauft, war auch nicht sicher ob das ein Fehler draus ergibt. Momentan habe ich eine Flasche offen, enorm ölig im Glas, Sherry, Malz, Gewürze in der Nase, süss und mild im Mund, lang im Abgang….tja, fast schon begeistert, klar ein Sherryfinish, aber gut gemacht. Ich hab noch 4 volle Flaschen und bin froh sie damals gekauft zu haben, steht ja immerhin 27 Jahre drauf, was nicht mehr alltäglich ist. Ich schau mir solche Flaschen künftig genauer an, und lass den 30jährigen Glenfarclas noch weiter stehen in der Sammlung.
Ich fülle diesen Whisky nach einem ersten Tasting in schöne Glaskaraffen ab und niemand wird merken, dass es sich “nur” um Discounter Whiskys handelt!
Na das ist aber gewieft! 🙂 Erinnert mich an den Film “Der Vorname”, in welchem der Literaturprofessor auch einfach günstige Weinflaschen umetikettiert und niemand merkt es…
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin