Das Schöne an Traditionen ist: Sie werden nie langweilig. So ist für uns der Besuch des Whisky-Festivals auf Fehmarn zu einer festen Tradition geworden, sind die Wochenenden im Kalender dick rot markiert. Im Scandlines BorderShop auf einem umgebauten Schiff im Hafen von Puttgarden geht es zweimal im Jahr um Whisky & Rum. Die Messe hat als Geheimtipp angefangen, sich über die Jahre etabliert und jetzt im Herbst 2018 noch mal an Attraktivität zugelegt. Die Stände waren größer und professioneller, es gab noch mehr rare Abfüllungen, aber auch viel mehr Andrang. Es ist ein häufiges Phänomen beliebter Whisky-Messen, dass die Schlangen länger werden, der Geräuschpegel lauter und ein ruhiges Tasting zunehmend schwer fällt. Wie also vorgehen, will man aus so einer begehrten Messe dennoch viel mitnehmen? Schon unser Opa wusste: Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Hier sind deshalb fünf Tipps für den erfolgreichen Besuch einer Whisky-Messe!
[toc]1) Vorher informieren, welche Whiskys es gibt
Das Whisky-Festival auf Fehmarn macht es Besuchern leicht, sich vorab zu informieren: Es gibt einen vollständigen Katalog mit allen Abfüllungen, die verkostet werden können. Minutiös werden neben den Namen der Whiskys auch ihre Age-Statements, Alkoholstärken und die Kosten für ein Dram aufgelistet. Dass es diesen Messe-Katalog gibt, ist so dermaßen praktisch, dass ich es nicht genug preisen kann: Schon auf dem Weg nach Fehmarn konnten wir uns informieren, verkostenswerte Drams diskutieren und uns überlegen, in welcher Reihenfolge wir beim Tasting vorgehen wollen. Das mag jetzt superanalytisch klingen, aber für uns war es einfach enorm praktisch nicht erst auf der Messe zu erfahren, was es denn überhaupt gibt. Andere Whisky-Messen in Deutschland sollten sich an dieser Darstellung des Angebots ein Beispiel nehmen.
2) Rechtzeitig für Master Classes anmelden
Dieser Tipp ist nicht spezifisch für die Whisky-Messe in Puttgarden, sondern gilt generell: Der Andrang auf Master Classes bei beliebten Messen ist häufig enorm viel größer als das Angebot. Wer sich nicht vorab per Internet oder unmittelbar nach Eröffnung vor Ort anmeldet, geht häufig leer aus oder muss mit ein paar weiteren Zuspätkommern irgendwelche obskuren indischen Single Malts verkosten (wo man doch eigentlich zu Macallan wollte). Auch hier hilft es natürlich, die Master Classes vorab zu recherchieren und auch den Referenten zu googeln. Ist er ein anerkannter Experte für Whisky oder stellt er eine bestimmte Marke aus Vertriebssicht vor? Beides kann Spaß machen und gut moderiert sein, ist aber ein unterschiedlicher Ansatz.
3) Ruhige Ecke fürs Tasting suchen
Es bietet sich natürlich an, einen Whisky direkt am jeweiligen Messestand zu verkosten. Man kommt prima mit dem Personal ins Gespräch und erfährt unter Umständen wichtige Fakten oder unterhaltsame Anekdoten zu einer Abfüllung. Allerdings ist es am Stand meistens auch am vollsten, von hinten drängeln andere Besucher nach vorne, die auch ihr Dram haben möchten. Schnell sieht man sich genötigt, sein Glas vielleicht etwas schneller zu leeren, als man es in ruhiger Atmosphäre getan hätte. Die Lösung: Sich nach dem Einschenken kurz bedanken und dann ein ruhiges Plätzchen für die Verkostung suchen. In unserem Fall waren die Außendecks des BorderShop-Schiffes auf Fehmarn ein idealer Ort um in frischer Meerluft den Aromen der erlesenen Single Malts nachzuspüren. Hinterher kann man immer noch zurückgehen und sich mit dem Personal über den soeben genossenen Whisky austauschen (oder ihn still und heimlich vergessen, wenn er doch nicht so superb war wie erwartet). Auf einer anderen Messe mussten wir immer wieder vor einem Dudelsackspieler reißaus nehmen, der verlässlich dort aufmarschierte, wo wir uns gerade mit unseren Nosing-Gläsern hingesetzt hatten…
4) Raritäten besser früh verkosten
Diesen Fehler machen wir nicht noch mal: Beim Whisky-Festival auf Fehmarn hatten wir uns einige rauchige Raritäten für später aufgehoben. Wir wollten unsere Geschmacksnerven nicht zu früh auf Torf und Rauch einstellen und zudem lieber ein paar jüngere Malts zuerst genießen. Das Dilemma: Als wir zum Stand von Bunnahabhain kamen, war der angekündigte 25-jährige bereits komplett ausgetrunken. Ähnlich soll es auch bei Yamazaki 18 Jahre gelaufen sein. Andere Besucher berichteten uns, dass dieser rare Japaner innerhalb der ersten zehn Minuten der Messe bereits weg verkostet war. Beim nächsten Mal werden wir uns derartige Seltenheiten extra fett im Katalog notieren und dann gleich zuerst verkosten. Auch wenn wir dann den Rest des Nachmittags nur noch “peated malts” werden würdigen können…
5) Auch mal einen Whisky auslassen und fürs nächste Mal aufheben
Liest man sich Messeberichte durch und beobachtet andere Gäste genauer, kann einen schon das Gefühl überkommen, dass bei Whisky-Events ganz schön viele Drams genossen werden. Und es ist ja auch klar: Die Stimmung ist gut, es gibt überall rare Whiskys und an jedem Stand bekommt man für einen fairen Kurs etwas eingeschenkt. Hinzu kommt das Gefühl etwas zu verpassen. Das ist in den allermeisten Fällen nicht gerechtfertigt: Denn fast allen Abfüllungen begegnet man mehrmals in seinem Leben: Sei es in einer Bar, beim Tausch von Proben mit anderen Fans oder auf einer anderen Whisky-Messe. Deshalb Mut zur Gelassenheit! Auch mal ein Dram auslassen und dafür die anderen Tropfen umso bewusster genießen. Denn was nützt es einen seltenen Single Malt mit 30 oder 35 Jahren verkostet zu haben, wenn man sich hinterher nicht mehr an ihn erinnern kann? Wer weiß, dass er bei Festivals gerne mal ein Dram mehr zu sich nimmt, sollte sich eine Höchstzahl überlegen und diese dann auch nicht überschreiten. Auf diese Weise erfolgt das Tasting bewusster und entspannter, man wird sein Bestes geben um den Aromen der verkosteten Malts auf die Spur zu kommen und sie in all ihrer Komplexität zu genießen.
1 Kommentar
Toll, dass sie die Messe so gut entwickelt hat! Ich würde noch anmerken, dass man sich rechtzeitig ein günstiges Messehotel suchen sollte. Dann kann man mit kurzem Weg alle Whiskeys problemlos genießen.