Für Whisky-Enthusiasten ist der Besuch des Warehouses bei jeder Destillerie-Tour der Höhepunkt: Der charakteristische Duft von altem Holz und reifem Whisky lässt die Mundwinkel nach oben gehen. Hinter dem Duft steckt die Verdunstung von Whisky – der sogenannte Angels’ Share.
Was ist der Angels’ Share?
Der Angels’ Share ist der Anteil eines Whiskys, der während der Reifung in Eichenholzfässern verdunstet. Angels’ Share bedeutet übersetzt so viel wie „Anteil für die Engel“. Dahinter steckt die schöne Vorstellung, dass es sich die Engel heimlich im Warehouse gut gehen lassen und von den guten Whiskys probieren.

Wie funktioniert der Angels’ Share?
Für den Angels’ Share gibt es zwei Varianten. Sie unterscheiden sich dadurch, ob mehr Wasser aus dem Fass verdunstet oder mehr Alkohol. Dies hängt stark von äußeren Einflüssen ab.
Die beiden Angels’ Share Varianten:
- Unter überwiegend feuchten klimatischen Bedingungen, wie zum Beispiel in Schottland, verdunstet in der Regel mehr Alkohol als Wasser im Fass, so dass der Alkoholanteil der Spirituose während der Lagerung absinkt.
- Unter überwiegend trockenen klimatischen Bedingungen, wie zum Beispiel in Kentucky, verdunstet hingegen mehr Wasser als Alkohol in den Eichenholzfässern. So ist zu beobachten, dass der Alkoholgehalt von Bourbon-Whiskey während der Lagerung in der Regel sogar noch ansteigt. Der Whiskey verlässt das Fass stärker als er hineingefüllt wurde.

Wieviel Whisky verdunstet pro Jahr aus einem Fass?
Wieviel Whisky tatsächlich aus den Whiskyfässern verdunstet, ist stark von äußeren Einflüssen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck abhängig.
Üblicherweise geht man bei der Whisky-Herstellung von einem Angels’ Share zwischen 1-2 % pro Jahr aus.
Bei einem Hogshead-Fass mit 250 Litern Volumen verdunsten so im ersten Jahr also ungefähr zwischen 2,5 und 5,0 Liter Whisky. Um diesen Verlust zu begrenzen, wird in den Warehouses auf ein möglichst kühles und feuchtes Klima geachtet.
Gemäß zollrechtlichen Bestimmungen ist der Verdunstungsanteil in Großbritannien übrigens auf maximal 2,5 % pro Jahr begrenzt. So will man verhindern, dass Whisky heimlich abgezapft und der Verlust den Engeln in die Schuhe geschoben wird.
Der Film: Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel
Um Whisky geht es auch in dem im Jahr 2012 von Ken Loach gedrehten Film “Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel“. Der junge Robbie muss nach einer Straftat gemeinnützige Arbeit verrichten. Während eines Ausflugs mit seinem Betreuer besuchen sie eine Destillerie, wo Robbies besonderes Verkostungs-Talent zum Vorschein kommt. Als er erfährt, dass bald eines der teuersten Whisky-Fässer versteigert werden soll, möchte er sich heimlich einen Anteil daraus abzweigen, um so ein sorgenfreies Leben zu beginnen. Kann diese illegale Aktion gut gehen? Der Film ist mittlerweile auf DVD und bei Streaming-Diensten zu sehen und nicht nur für Whisky-Fans sehenswert.