Der Besuch im Warehouse ist einer der Höhepunkte jeder Destillerie-Tour in Schottland oder den USA. Sobald die Türen des Lagerhauses sich öffnen, schlägt einem schon der feine Duft des reifenden Whiskys in allen seinen Facetten entgegen. Die Fassreifung ist aber nicht nur aus diesem Grund ein elementarer Bestandteil der Whisky-Herstellung. Experten gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent der Aromen während der Reifezeit im Eichenholzfass entstehen. In diesem Guide möchten wir euch einen Überblick über die wichtigsten Arten von Whiskyfässern geben.
Inhaltsverzeichnis
Für die Lagerung von Single Malt Whiskys werden fast ausschließlich gebrauchte Fässer verwendet. In diesen wurde zuvor amerikanischer Bourbon Whiskey, spanischer Sherry oder auch Wein gelagert. Whiskys mit Finish sind ein hervorragendes Beispiel für die verschiedenen Aromen und Einflüsse, die ein Single Malt während der Reifezeit aus den Wänden vorbelegter Fässer zieht.
Neben der Vorbefüllung ist aber auch die Größe entscheidend für den Geschmack des fertigen Whiskys. Und zwar zum einen das Füllvolumen des Fasses und zum anderen – damit unmittelbar verknüpft – die Fassoberfläche, die mit der Spirituose in Verbindung kommt.
- Als Faustregel gilt dabei: Je kleiner ein Fass ist, desto größer ist der Kontakt zwischen Holz und Whisky. Folglich kann das Holz mehr Aromen und auch Farbe an den Whisky abgeben. Ein kleines Fass führt aber auch wesentlich schneller zu einer zu scharfen holzigen Note. Je nach gewünschtem Resultat müssen Destillerien also genau abwägen, welche Fässer sie für ihre Lagerung auswählen.
Da die verschiedenen Fässer ursprünglich in der englischen Maßeinheit Gallone bemessen wurden, sind die im Folgenden genannten Volumina der Fässer nicht auf den Liter genau.

Die 3 häufigsten Whiskyfass-Arten
American Standard Barrel / Bourbon-Whiskey-Fass (200 Liter)
Das amerikanische “Standard-Fass” beinhaltet 200 Liter und wird sehr häufig für die Whisky-Produktion genutzt. Der Grund dafür ist einfach: Da per Gesetz für die Herstellung von Bourbon Whisky in den USA jedes Fass nur ein einziges Mal verwendet werden darf, werden diese Fässer anschließend an Whisky-Destillerien zur weiteren Nutzung verkauft. Die Ex-Bourbon-Barrels werden verschifft und nach Schottland gebracht.
Hogshead (225 bis 250 Liter)
Hogshead-Casks sind Fässer aus amerikanischer oder französischer Eiche und fassen 225 bis 250 Liter. Sie werden häufig aus Standard-Bourbon-Fässern hergestellt, die für den Transport in ihre Einzelteile zerlegt und beim Zusammensetzen mit weiteren Dauben vergrößert werden. Aber auch aus alten Sherry-Fässern werden Hogsheads produziert. Ein Großteil der irischen und schottischen Whiskys wird in ihnen gereift.

Sherry Butt (500 Liter)
Die Bezeichnung Butt leitet sich ab von dem italienischen Wort „botte“ – Fass ab. Diese meist aus amerikanischer Eiche hergestellten Fässer haben ein Fassungsvermögen von 500 Litern. Bei Butt-Fässern werden zwei unterschiedliche Bauweisen unterschieden: Sherry-Butts sind lange, dünne Fässer aus der Sherry-Produktion – Port-Butts sind gedrungene Fässer der Portwein-Herstellung.
Seltenere Whiskyfass-Größen
Die folgenden Arten von Fässern werden ebenfalls für die Lagerung von Whisky eingesetzt, wenn auch seltener als die oben genannten Varianten.
Puncheon (600 Liter)
Puncheon war ursprünglich eine alte englische Maßeinheit und wurde mit Fass übersetzt. Es beinhaltet wie ein Butt 500 Liter, ist aber ein eher breites Fass. In Spanien werden auch Puncheons mit einem Fassungsvermögen von 600 Litern hergestellt.
Quarter casks (50 Liter)
Wie sich aus der Bezeichnung quarter cask ablesen lässt, entspricht ein solches Fass einem Viertel eines ASB, also 50 Litern. Früher waren quarter casks beliebt, weil sie sehr leicht zu transportieren waren. Heute werden sie vor allem für eine schnellere Reifung von Whiskys verwendet. Ihr Vorteil liegt im hohen Holzkontakt, den der Malt erhält. Es gibt jedoch auch Quarter-Cask-Varianten mit 125 Litern (hier wird ein Sherry-Butt mit 500 Litern als Bezugsgröße genommen). Der wohl bekannteste Whisky aus dieser Fassart ist der Laphroaig Quarter Cask, der in frischen Eichenholzfässern à 125 Liter gereift wird.
Madeira Drum (650 Liter)
Ursprünglich für die Reifung des bekannten Likörweins auf der portugiesischen Insel Madeira produziert, sind diese 650 Liter Fässer beliebt, um Whisky ein aromatisches Finish zu verpassen. Inzwischen experimentieren einige Destillerien aber auch mit einer langen Reifung in einer Madeira Drum. Hergestellt werden die Fässer häufig aus dem Holz der Traubeneiche.

Barrique (220 bis 300 Liter)
Zunächst wurden die Fässer lediglich für den Transport von Wein nach England genutzt. Heute dienen Barrique Fässer, bevor sie im Finish von Whiskys zum Einsatz kommen, zur Lagerung von französischem Wein. Das Barrique wurde so zum Synonym für Holzfass, für das es kein festgelegtes Maß existiert: Je nach Art beinhaltet es zwischen 220 und 300 Litern.
Gorda (700 Liter)
In ein Gorda-Fass passen knapp 700 Liter. Damit entspricht es der in der schottischen Whisky-Verordnung festgelegten maximalen Größe für Fässer zur Whiskyproduktion. Die sehr großen Fässer wurden hauptsächlich für die Produktion von Blends verwendet und werden inzwischen nur noch selten eingesetzt.

Blood tub (40 Liter)
In das Kleinste unter den Whisky-Fässern passen gerade einmal 40 Liter. Kommerziell wird diese Art kaum verwendet, da das Fassungsvermögen einfach zu gering ist. In der Regel wird es nur für Kunden von Destillerien genutzt, die einen eigenen Whisky reifen möchten. Auch das Blood tub wurde früher aufgrund seiner besseren Möglichkeit zum Transport geschätzt, ist aber über die Jahre aus der Mode gekommen. In der modernen Whisky-Produktion bestimmen heute die großformatigen Fässer wie Hogsheads und Sherry Butts das Bild.
Ein eigenes Whiskyfass kaufen?
Viele Whisky-Genießer träumen von einem eigenen Whiskyfass – gefüllt mit kostbarem Malt Whisky oder auch als Deko-Objekt. Worauf Ihr beim Erwerb achten solltet, erfahrt ihr unserem Guide zum Kauf von Whiskyfässern.
3 Kommentare
Eine tolle Übersicht mit genau der richtigen Länge, um alles am Stück runterlesen und dennoch viele spannende Infos mitnehmen zu können!
Hihi … “Fässer vor der Bowmore-Distillerie auf Islay” und im Bildhintergrund klebt deutlich das Ardbeg-Logo am Gebäude. Da ich gerade auf Islay war, hätte ich’s aber auch so erkannt. 😉
Hi Florian,
Danke für den Hinweis!
Da hatte wohl jemand einen “Knoten” im Kopf…;o) Ardbeg ist natürlich korrekt und wurde in der Bildunterschrift entsprechend angepasst.
Viele Grüße