Gibt es einen besseren Ort um den Hibiki 21 Jahre zu probieren, als die Yamazaki-Destillerie im gleichnamigen Vorort von Kyoto? Die ausgeblichenen roten Backsteingebäude aus den 1950er Jahren schmiegen sich an den grün bewachsenen Hang, die aus dem Haupthaus aufragenden Schornsteine erinnern optisch an ein Art-déco-Radio. Gleich hinter der Destillerie befindet sich ein buddhistischer Schrein im Wald. Von den nahen Metropolen Kyoto und Osaka spürt man an diesem verschlafenen Ort rein garnichts.

Wenig ist hier von dem Hype zu spüren, der die Welt des japanischen Whiskys in ihren Grundfesten erschüttert hat. Noch bis vor wenigen Jahren wurden die Blends des Landes höchstens unter Kennern als Geheimtipp gehandelt. Dann wurden – nicht zuletzt Dank der Adelung durch “Whisky-Papst” Jim Murray in seiner Whisky Bible” – die Erzeugnisse von Yamazaki und Co. einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Und ein nie gesehener Run auf die Malts setzte ein…
In der Folge ist der Hibiki 21 Jahre heute weltweit praktisch ausverkauft. Auf Auktionsplattformen reichen die Angebote von 400 bis über 750 oder sogar 1.000 Euro pro Flasche. Kein Preis scheint zu unrealistisch, um ihn nicht kühn verlangen zu können.

Hier in Yamazaki am grünen Hang, aus dem sich ein malerischer Fluss schlängelt, ist von dieser irren Entwicklung nichts zu spüren. Hier wird der Hibiki 21 einfach weiterhin für 600 Yen pro Dram ausgeschenkt – nur 4,50 Euro für einen der gefragtesten Whiskys der Welt. Die Flasche an der Bar ist noch gut gefüllt – aber wer weiß wie lange noch und wer weiß ob da noch eine nachkommt?
Die hübsche Japanerin am Tresen interessiert das nicht, sie schenkt einfach aus, was die Besucher (überwiegend Europäer und Japaner) bei ihr bestellen. Einmal Hibiki 21? Klar kein Problem, bitteschön. Mit einer Verbeugung bekomme ich das Glas überreicht.

Unser Tasting des Hibiki 21 Jahre
Wie riecht er?
Dieser Whisky braucht keine Anlaufzeit: Reif und tief, voll und schwer gibt der Hibiki 21 seine Klasse zu erkennen. Sehr deutlich ist das Aroma von getrockneten Pflaumen und Obstkuchen zu erkennen. Erinnert an ein Stück St. Galler Klostertorte aus der Schweiz. Viele Himbeeren, etwas Brombeeren. Dazu Holz, sehr viel Holz. Eine ganze Kollektion feinster Hölzer steuert ihren fein-würzigen Duft bei. Diese Tiefe im Holz habe ich bei keinem Whisky zuvor so intensiv und außergewöhnlich wahrgenommen. Mit Zitronenschale, Rosinen, Karamell und Waldhonig illustriert der Hibiki 21 seine Reife und findet mit Birnenkompott, Pfirsich und Kakao seinen Höhepunkt. Schon jetzt ohne Zweifel einer der vielschichtigsten Whiskys, die ich je in der Nase hatte.
Wie schmeckt er?
Im Geschmack lässt der 21-jährige Hibiki die Früchte fast vollständig außen vor. Das erstaunt im ersten Moment, bildeten diese doch das Rückrat des Blends im Nosing. Dafür gibt es vielschichtiges Holz in allen Facetten. Feinste Furniere auf der Zunge, keine Spur von Holzlager oder Baumarkt, das ist die Werkstätte eines wahren Meisters. Das viele Holz macht den Whisky trocken, ein ernster und erwachsener Geschmack durchzieht den Japaner. Getrocknete Früchte blitzen gelegentlich durch, dazu eine würzige Kräuternote, die an Estragon erinnert. Auch etwas Thymian und Zimt meine ich erkannt zu haben. Die Würzigkeit des Hibiki 21 mündet in eine leicht pfeffrige Schärfe, die ohne Zweifel ebenfalls vom Holz hervorgerufen wird. Dieser Whisky war lange im Fass – und das hat ihm verdammt gut getan.
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Aktualisiert am 9.12.2023 um 22:18 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API