Es ist sicher kein Zufall, dass einige der besten japanischen Whiskys zugleich Blends sind: Das Streben der Japaner nach Harmonie und Perfektion prägt die fein komponierten Blended Whiskys. Dass das längst kein Geheimnis mehr ist, zeigt sich in den rasant gestiegenen Preisen der letzten Jahre. Der Nikka from the Barrel ist einer der wenigen japanischen Whiskys im Preisbereich bis 40 Euro. Kein Wunder, dass er zu den beliebtesten Klassikern aus Nippon gehört.
Eine weitere Besonderheit der japanischen Whisky-Destillerien ist ihre Vielfalt aus sich heraus. Zwar gibt es nur eine Handvoll von relevanten Destillerien, die alle entweder zu Nikka oder zu Suntory gehören. Auch gibt es keinen Tausch von Whiskys zwischen diesen beiden Firmen. Und doch erschaffen die Destillerien ganz unterschiedliche Erzeugnisse. Der Trick: Mit unterschiedlichen Brennblasen, abweichender Fermentation und einer Vielzahl an Fässern erschaffen sich die japanischen Whisky-Meister ihre Vielfalt ganz einfach selber. Jeder neu erschaffene Malt Whisky fügt dem finalen Blend eigene Aromen und Nuancen hinzu.

Was steckt drin, wo Nikka from the Barrel draufsteht?
Die Whiskys: Anders als man vom Namen vielleicht vermuten würde wird der Nikka from the Barrel nicht aus einem Fass abgefüllt, sondern aus einer Reihe von Whiskys aus verschiedenen Destillerien zusammengestellt. Dazu gehören Whiskys aus den Nikka-Destillerien Miyagikyo und Yoichi. Hinzu kommt Grain Whisky, der aus der Tochigi-Brennerei oder ebenfalls aus Miyagikyo stammt.
Dennoch handelt es sich beim Nikka from the Barrel wohl nicht um ein komplett japanisches Produkt: So gab Nikka vor kurzem bekannt, dass auch schottische Single Malts den Blend ergänzen. Gerüchteweise soll es sich hierbei um Whiskys von Ben Nevis handeln, die ebenfalls zu Nikka gehört. Da letzteres nicht transparent auf der Flasche vermerkt ist, nehmen wir einen Abzug von 15 Punkten in der „Story“-Wertung vor.
Die Reifung: Für die Reifung des Nikka from the Barrel wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Fässern eingesetzt, darunter amerikanische Bourbon-Barrels, Sherry-Butts und Refill-Hogsheads (letztere vermutlich ebenfalls mit Bourbon-Vorbefüllung).
Die Komposition: Aus bis zu 100 Einzelwhiskys wird dann der Nikka from the Barrel komponiert. Genau überprüfen lässt sich diese Angabe nicht, sicher werden viele der enthaltenen Whiskys aber ohnehin nur in Nuancen voneinander abweichen. Was zählt ist also Endergebnis.
Die Abfüllstärke: Als besonderes Highlight sticht die Abfüllstärke des Nikka from the Barrel hervor: Sie beträgt stolze 51,4 % und entspricht damit fast einer Fassstärke. Nur wenige andere Blends werden mit einer solchen hohen Stärke abgefüllt. Sie verleiht dem Whisky viel Kraft und bietet Möglichkeiten zur Zugabe von einigen Tropfen Wasser während des Genusses.
Die Flasche: Der Nikka from the Barrel wird in eine minimalistisch gestalteten Flasche abgefüllt. Sie erinnert fast eher an ein edles Rasierwasser, als an einen Whisky. Dass sie nur 0,5 Liter enthält ist ein Zugeständnis an den Preis, der bei einer größeren Flasche natürlich höher wäre.

Unser Tasting des Nikka from the Barrel
Wie riecht er?
Der Duft des Nikka from the Barrel ist mild, harmonisch und rund. Wir riechen Birnen und Aprikosen, dazu Nuancen von reifem Pfirsich und Pflaumen. Süße Nuancen von Waldhonig und Sirup blitzen auf. Diese fruchtig-süßen Aromen werden von dezent herber Zitronen- und Orangenschale aufgefangen. Der Mittelteil ist würzig mit Spuren von Muskatnuss, Zimt und schwarzem Pfeffer. Im Abgang überraschen die Eichenholznoten, die sich sehr breit auffächern und dem japanischen Blend eine wunderbar würzige Struktur geben.
Wie schmeckt er?
Im Geschmack präsentiert sich der Nikka from the Barrel mild und vollmundig zugleich. Der hohe Alkoholgehalt sorgt für ein wärmendes Mundgefühl. Geschmacklich gehen Vanillecreme und reife Birnen, Pfirsich und Honigmelone eine runde Melange ein. Ab dem Mittelteil übernehmen intensive Eichenholznoten das Ruder. Sie sorgen für ein würziges Gegengewicht zum süßen Einstieg und geben dem Blend eine ausgeprägte Struktur. Im Abgang sorgt eine Spur schwarzer Pfeffer für eine dezente Schärfe, dann verabschiedet sich der Nikka from the Barrel mit breiten, ausladenden Eichenholzaromen. Sie bleiben noch längere Zeit im Mund zurück.
Aktualisiert am 6.12.2023 um 09:32 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API