Ich war ziemlich überrascht, als mir der Barkeeper vorschlug, doch mal einen Rittenhouse Rye Whiskey zu probieren. Klar Scotch und Bourbon hat vermutlich fast jeder von uns schon mal probiert. Aber Rye? Vielleicht hängt die relative Unbekanntheit auch mit dem Namen zusammen. Rye heißt übersetzt Roggen – und hinter einem “Roggen-Whiskey” würden die meisten vermutlich einen simplen Korn vermuten. Der wiederum hat unter Genießern hierzulande keinen besonders guten Ruf. Umso gespannter war ich auf den Rittenhouse Rye.
Bourbon vs. Rye Whiskey
In den USA war es schon seit jeher üblich, den Whiskey aus einer Getreidemischung herzustellen. So wird Bourbon zum überwiegenden Teil (mindestens aber 51 %) aus Mais gebrannt. Bevor dieser Whiskey zu Weltruhm gelangte, tranken die Leute aber fast ausschließlich Rye. Dieser wird aus mindestens 51 % Roggen hergestellt. Lange Jahre fast in Vergessenheit geraten, erlebte er in den letzten Jahren in den USA ein Revival. Und vielleicht demnächst auch bei uns?
Rittenhouse: Ein “solider Standard”
Für den Start in die Welt des Rye entschied ich mich für einen Rittenhouse Straight Rye (das Straight zeigt an, dass es sich nicht um einen Blend handelt, also einen Verschnitt von Rye mit neutralem Grain Spirit). Dieser wurde vom Barkeeper als “solider Standard” angepriesen. Und wo sollte man mit dem Trinken von etwas Unbekanntem anfangen, wenn nicht mit etwas Solidem?
Immerhin vier Jahre reift der Rittenhouse Rye im Holzfass, bevor er den Weg in die Flasche gezeigt bekommt. Und zwar als 100 Proof. Denn Amerika wäre nicht Amerika, wenn es nicht noch eine veraltete Maßeinheit für den Alkoholgehalt gäbe: Das Proof. In diesem Fall sogar ganze 100 davon, was genau 50 % Alkoholgehalt entspricht. Nachdem das auch geklärt wäre, geht es jetzt aber schnurstracks zur Verkostung – bevor der Rittenhouse noch zu viel Luft schnuppert und ungenießbar wird…
Unser Tasting des Rittenhouse Rye Whiskey
Wie riecht er?
Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber im ersten Moment wirkt der Rittenhouse Rye fast ein wenig schüchtern. Subtil und zurückhaltend schlummert er im Glas. Langsam steigt der harzige Duft von Fichtennadeln auf. Im Mittelteil eher dumpf und getreidig, hat er dennoch ein paar Highlights zu bieten. Ich rieche Honig, Aprikosenkompott und Vanille. In seiner dezenten Würzigkeit erinnert er an Estragon und an frisch lackierte Fensterläden.
Wie schmeckt er?
Ganz interessant ist hier die Reihenfolge: Der Rittenhouse Rye brennt erst vorne scharf auf, geht dann ins Milde über. Wie häufig haben wir das schon andersherum erlebt. Er wirkt insgesamt eher leicht mit wenig Körper, aber zugleich wärmend. Der Roggen ist als Getreidenote markant zu schmecken. Die sanfte Süße von Blütenhonig ergänzt das ansonsten nicht besonders komplexe Geschmacksbild. Hinten trocken und holzig. Kurzum: Ein netter Nebenbeitrinker, aber kein ganz großes Geschmackskino.
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Aktualisiert am 6.12.2023 um 18:47 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API