Viele Whisky-Etiketten sind voll von Fachbegriffen. Welche sind tatsächlich offizielle Bezeichnungen und was ist eine bloße Wortschöpfung der Destillerie und sagt nichts über die Qualität des Whisky aus? Was kann man dem Etikett zur Geschichte der Destillerie entnehmen? Im zweiten Teil unserer neuen Serie erklären wir das Etikett des Balvenie Double Wood 17 Jahre.
1. Das Gründungsdatum
Die Balvenie-Destillerie wurde offiziell im Jahr 1892 gegründet. Somit ist sie verglichen mit anderen Destillerien, die Ende des 18. Jahrhunderts gegründet wurden, noch relativ jung. Das offizielle Gründungsdatum steht allerdings häufig nicht für den tatsächlichen Beginn der Whisky-Produktion an diesem Standort.
Schon vorher wurde vielerorts einfach schwarz Whisky aus der lokal vorhandenen Gerste gebrannt. Mit dem Whisky Excise Act im Jahr 1823 wurde die Besteuerung von Whisky geändert und es lohnte sich plötzlich eine legale Destillerie zu gründen und aus der Illegalität zu kommen. Im folgenden Jahrzehnt nach der Gesetzesänderung starb die Schwarzbrennerei fast vollständig aus – der Weg für die heute bekannten Destillerien war frei.
Viele Destillerien berufen sich gerne auf eine lange Traditionslinie. Dabei gilt es zu bedenken, dass bis in die 196oer Jahre Scotch Whisky fast ausschließlich als Blend verkauft wurde. Nach kurzer Lagerung im Fass wurde er rau wie er war verkauft. Mit dem edlen Balvenie Double Wood 17 Jahre oder seinem kleinen Bruder Balvenie Double Wood 12 Jahre hatte das damals wenig zu tun.
2. Die Art des Whiskys
Wie der Ardbeg 10 Jahre aus dem ersten Teil unserer Whisky-Etiketten-Serie ist auch der Balvenie Double Wood ein Single Malt Scotch Whisky. Er stammt also aus einer einzigen Destillerie (Single), wurde aus gemälzter Gerste hergestellt (Malt) und ist ein rein schottischer Whisky (Scotch).
3. Der Name der Destillerie und die Herkunft
Die Bedeutung von “Balvenie” ist nicht eindeutig geklärt. Gegründet wurde die Destillerie in der Nähe von Dufftown (Grafschaft Banffshire/Speyside) von William J. Grant, der einige Jahre zuvor bereits die Glenfiddich-Destillerie in der Nachbarschaft gegründet hatte. Auch heute noch befindet sich Balvenie im Eigentum der Grant-Familie. Jedes Jahr werden in den 9 Brennblasen der Destillerie weit über fünf Millionen Liter Whisky gebrannt.
Die Speyside gilt als die wichtigste schottische Whiskyregion. Hier befinden sich neben den meisten Destillerien auch Mälzereien, Böttchereien (Fasshersteller), Blender und Abfüller. Typisch für die Speyside sind ungetorfte Whiskys, die fruchtige, sanfte und malzige Aromen in den Vordergrund stellen.
4. Die Lagerung und das Alter des Whiskys
In großen goldenen Lettern prangt der Begriff “Double Wood” auf unserem Balvenie. Was soll das bedeuten? Normalerweise werden Whiskys in nur einer einzigen Art Eichenholzfässer gelagert. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ehemalige Bourbonfässer aus amerikanischer Eiche. So auch beim Balvenie Double Wood. Doch zusätzlich erhält diese Abfüllung ein extra Finish von bis zu einem Jahr in ehemaligen Sherry-Fässern aus europäischer Eiche. Diese extra Lagerung soll den Geschmack noch runder, vielfältiger und komplexer werden lassen. Mit 17 Jahren handelt es sich um einen älteren Whisky. Das Alter von 17 ist dabei eher ungewöhnlich – viele Destillerien füllen ihre Malts nach 15 oder 18 Jahren ab.
5. Ex-Bourbon- und Ex-Sherry-Eichenholzfässer
Entscheidend für den Geschmack sind nicht ausschließlich die zuvor in den Fässern gelagerten Spirituosen, sondern auch die unterschiedlichen Eichenholzarten: Europäische Eiche sorgt für Aromen wie getrocknete Früchte und Toffee, während amerikanische Eiche dem Whisky Honig-, Zitrus-, und Vanillearomen hinzufügt. Etwa 70% des Whiskygeschmacks stammen aus der Lagerung in Eichenholzfässern. Hier erfahrt ihr mehr zum Einfluss des Holzes auf den Whiskygeschmack.
6. Der Alkoholgehalt
Der Balvenie Double Wood 17 Jahre wird mit einem Alkoholgehalt von 43% abgefüllt und liegt damit etwas über dem Minimum von 40%. Das ist gut, denn so lässt sich der Whisky mit ein paar Tropfen Wasser “aufschließen”, um ihm noch mehr Aromen zu entlocken.